Wattenscheid. Auf dem Kunstrasenplatz in Wattenscheid tummeln sich viele Mannschaften auf einmal. Dazu müssen die Sportler mit nur zwei Umkleiden klarkommen.
Langsam macht sich Frust breit bei der DJK Wattenscheid. Der Club fürchtet um seinen Ruf trotz der zahlreichen Auszeichnungen, um Trainer und gute Spieler. Denn die Umstände auf der Anlage am Stadtgartenring sind alles andere als meisterlich. Es ist vor allem der Platz, nicht das schicke Kunstrasenspielfeld, sondern der im Umkleidegebäude.
Das Umkleidegebäude in Bochum-Wattenscheid ist 70 Jahre alt
„Es ist dicht, renoviert, dafür hat der Verein immer wieder gesorgt“, schickt Reinhard Fischer, der 1. Vorsitzende vorweg, „aber rund 70 Jahre alt.“ Der Sport hat sich seitdem mächtig gewandelt, und auch der Platzbedarf. Fischer zeigt: „Jeweils 17 Quadratmeter für die beiden Räume, und da ziehen sich im Regelfall 18 Spieler je Mannschaft und Spiel um, dabei sind dann noch Trainer und Betreuer. Dazu eine Toilette pro Seite. Geduscht wird in Kleingruppen an den je vier Duschen.“
Die Sporttaschen liegen auch in diesem Abend im Clubheim, denn die Teams wissen nicht, wohin sonst damit.
Mädchen spielen in Gemeinschaft in Essen
Die Gegenrechnung: „Wir haben hier allein 15 Jugendmannschaften. Ein Mädchenteam U 19 ist schon in einer Spielgemeinschaft in Essen-Schonnebeck, weil hier die Trainingsmöglichkeiten auf einem einzigen, großen Platz nicht ausreichen. Hier geht’s einfach nicht mehr, und deshalb droht es der DJK, dass die Mädchen in Essen bleiben, auch wenn sie jetzt ewig mit Bus und Bahn unterwegs sind.“
Dass der DJK die guten Leute weglaufen, sieht Fischer auch bei allen anderen Teams als große Gefahr. „Ab Montag sind immer gleichzeitig vier Mannschaften auf dem Platz, da ist kein anständiges Training möglich.“ Aus dem Fenster sind diesmal 27 Kinder auf einem Viertel des Platzes zu sehen. „Da fragen die Eltern: Warum stehen so viele Kinder beim Training eigentlich?“
Der Platz am Stadtgartenring ist ausgereizt
„Es wird ernst“, beschreibt Fischer, „denn die Spieler werden uns abgeworben, es gehen auch die Trainer und nehmen dann ihre Jungs mit. Es sind schon eine A- und eine B-Jugend kaputt gegangen.“
Eine doppelzügige Umkleide, also mit vier getrennten Räumen, müsste unter modernen Ansprüchen entstehen, meinen Fischer und Jugendgeschäftsführer Christian Plitt, und ein Kleinspielfeld für die Kinder-Teams, „in der Größe von 35 mal 50 Metern würde schon helfen“.
Das beides auf der jetzigen Anlage unterzubringen, scheint unmöglich. Kein Wunder, dass die DJK auf den stillgelegten städtischen Betriebshof gleich nebenan am Stadtgarten schielt. „Da müsste doch was möglich sein“, ist Fischer überzeugt, „es könnte sogar ein Weg am jetzigen Platzrand vorbeiführen.“ Zusätzlichen Lärm würde es auch nicht geben, „denn die Kinder sind ja jetzt schon da, und Betrieb wäre in der Woche bis 18 Uhr, samstags bis 15 oder 16 Uhr, sonntags nie“, argumentiert er.
Der neue Bolzplatz hilft nicht weiter
Der neu gestaltete Bolzplatz am Monte Schlacko komme für den Vereinsbetrieb nicht in Frage. Er könne nicht für das Training beansprucht werden, außerdem müssten die Kinder nach dem Umziehen erst einmal dorthin begleitet werden.
Prüfung der Gebäude läuft bereits
Zur Konkretisierung des Zustands der Funktionsgebäude (Umkleide, Sanitär) auf den Sportplatzanlagen, hat die Sportverwaltung einen Auftrag an NRW Urban zur Beratung und Begutachtung erteilt.
Die ersten Gebäude hat NRW.Urban bereits begutachtet. Auf dieser Grundlage sollen die sportpolitischen Entscheidungen für das kommende Jahrzehnt getroffen werden.
Die Bedarfsberechnung für den Bochumer Fußballsport basiert auf der „Hübner-Studie“ aus dem Jahr 2007 mit einer Bevölkerungsbefragung. Die Ergebnisse soll die Sportverwaltung jährlich fortschreiben.
„Der Sportverwaltung sind die Gegebenheiten auch am Stadtgartenring bekannt“, erklärt Thomas Sprenger für das städtische Presseamt. „Daher hat der Sportausschuss beschlossen, die Anlagen untersuchen zu lassen. Das Gutachten ist ausgeschrieben; Ergebnisse soll es Mitte 2023 geben.“ Die Sportverwaltung sei mit dem Verein in intensiven Gesprächen. Sollte das Gutachten Defizite aufzeigen, würden Lösungen geprüft.
Ähnlich verhalte es sich mit den Funktionsgebäuden. Auch die würden untersucht und bewertet. Der von der Stiftung „Schalke hilft!“ gesponserte Bolzplatz sei – wie alle – ausdrücklich für eine öffentliche Nutzung vorgesehen. Sprenger: „Eine Reservierung verbietet sich daher.“