Wattenscheid-Günnigfeld. Mit Karl Appelhoff tritt ein Urgestein als Löschzugführer der Bochumer Feuerwehr ab. Auch sein Vize gibt das Amt in jüngere Hände. Ein Rückblick.

Mit einem Fackelzug wurde 2000 die Grundsteinlegung für das neue Feuerwehrhaus an der Osterfeldstraße in Günnigfeld gefeiert, nun steht dort sogar wieder ein feierliches Ereignis an: Löschzugführer Karl Appelhoff und auch sein Stellvertreter Jörg Dornbach legen ihre Ämter nach 22 Jahren in jüngere Hände.

Ein neues Gerätehaus in Bochum-Günnigfeld musste her

Ein Blick zurück: Mit dem 1. Januar 2000, dem „Millennium-Wechsel“, standen weltweit Veränderungen ins Haus, auch in Günnigfeld. Dort traten Appelhoff und Dornbach die Löschzugführung an. Konkrete Sorgen bereitete das bisherige Gerätehaus. Die Adresse an der Böckenbuschstraße neben der Grundschule reichte hinten und vorne nicht mehr für die Feuerwehr.

Erinnerung: Appelhoff am ehemaligen Gerätehaus an der Böckenbuschstraße 2017.
Erinnerung: Appelhoff am ehemaligen Gerätehaus an der Böckenbuschstraße 2017. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das war schließlich von 1952“, erinnert sich Appelhoff, „ursprünglich sogar als Wache für Polizei und Feuerwehr. Dann wurde da bestimmt dreimal angebaut, aber gleichzeitig wurden ja auch unsere Autos immer größer, der Schulhof andersrum immer kleiner.“

Da funkelt in den Augen die Erinnerung an das Uralt-Löschfahrzeug, den Opel „Blitz“ der schon kaum aus der Garage rangiert werden konnte. „Die Kraftfahrer brauchten da wirklich noch dicke Arme.“

Neues Gerätehaus an der Osterfeldstraße in Wattenscheid

Seit fünf Jahren sind die Günnigfelder gemeinsam mit einer Sondereinheit für die Verpflegung der Feuerwehr Bochum im neuen Haus an der Osterfeldstraße untergebracht. „Super hier“, fasst Appelhoff zusammen. Immerhin hatte es Überlegungen gegeben, am Friedhof oder an der Kirchstraße zu bauen. „Wir haben viel Platz und die Umgehungsstraße praktisch vor der Tür“, zeigt sich der Brandoberinspektor zufrieden.

2017: Den letzten Nagel schlagen Löschzugführer Karl Appelhoff (links) und Feuerwehrchef Simon Heußen beim Richtfest am Feuerwehrhaus Nordwest in Günnigfeld im Dachstuhl ein.
2017: Den letzten Nagel schlagen Löschzugführer Karl Appelhoff (links) und Feuerwehrchef Simon Heußen beim Richtfest am Feuerwehrhaus Nordwest in Günnigfeld im Dachstuhl ein. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Es ist viel passiert, seit er mit 18 Jahren 1980 zur Feuerwehr kam. Es gab noch den Wehr-Ersatzdienst über zehn Jahre, Frauen kamen erst später dazu. „Die Britta war unsere erste, noch am alten Standort“, weiß Appelhoff, „und heute haben wir als Besonderheit sogar schon drei Ehepaare in unseren Reihen.“

Feuerwehr hatte Schutzengel im Sturmeinsatz

Ungewöhnliche Einsätze hat es natürlich auch gegeben, den größten sicherlich beim Brand im Bergmannsheil 2016. Aber auch der Sturm 2007 blieb Appelhoff in Erinnerung. „Wir sind gerade von der eigentlichen Einsatzstelle am Centrumplatz zum Essen gegangen, als eine Platane umgestürzt ist und genau auf die Stelle krachte, an der wir gerade noch alle waren.“

Musik im Blut: Karl Appelhoff dirigiert beim Siedlerfest in der Südfeldmark 2010 das Blasorchester Günnigfeld,
Musik im Blut: Karl Appelhoff dirigiert beim Siedlerfest in der Südfeldmark 2010 das Blasorchester Günnigfeld, © WAZ FotoPool | Gero Helm

Fahnen und Trompeten

Fahnenabordnungen sollen die Bochumer Löscheinheiten möglichst für Freitag, 30. September, ab 18 Uhr zur Verabschiedung der Löschzugführung in Günnigfeld zur Osterfeldstraße schicken. Branddirektor Simon Heußen und Dirk Osadnik als Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren sowie Gäste der Partnerfeuerwehr Lette werden erwartet. Vorgesehen sind Grußworte, Abendessen und schließlich der „Große Zapfenstreich“ gegen 20 Uhr. Die Löschzugführung sollen Mario Teckentrup und Fabian Adolphy übernehmen.

Anschließend soll Gelegenheit zu Gesprächen und Umtrunk sein, statt Geschenken bitten „Jörg und Karl“, so die Einladung, lieber um Spenden für die Jugendfeuerwehr Wattenscheid.

Bis zu 48 Stunden ohne Schlaf, das gab es auch für die Freiwilligen Floriansjünger. Ruhe wird der 60-Jährige auch durch die berufliche Alterszeitzeit als Verkaufsingenieur nun sicherlich nicht gleich zu viel bekommen: die Pflege der betagten Eltern, Zeit für die drei Enkel, und vermehrt Einsätze zu Beerdigungen oder ähnlichem an der Orgel in der evangelischen Kirchengemeinde sowie im Günnigfelder Blasorchester. „Soll wohl reichen“, meint er lächelnd.

Ukraine-Hilfe: Besondere Aktion der Feuerwehren

Ein Herzensding ist für ihn aktuell auch die Unterstützung für die Ukraine geworden. Im Oktober soll es noch einmal besondere Aktionen im Verbund der Feuerwehren geben. In der Löscheinheit, „wenn das gewünscht wird“ will Appelhoff außerdem im aktiven Dienst bleiben. „Immerhin gibt es kaum jemanden bei der Feuerwehr, der das so lange Zeit gemacht hat“, kann er sagen.

Die Familiengeschichte der Appelhoffs in der Feuerwehr Günnigfeld wird fortgesetzt. Urgroßvater Josef trug schon die Uniform, sowie Großvater und Vater. Mit Lena und Jan sind dessen Kinder nun ebenfalls beim inzwischen „Löscheinheit“ genannten Zug.