Bochum-Wattenscheid. Das Gleis wird seit Jahren nicht mehr genutzt – aber auch nicht entfernt. Das ärgert Anwohner in Bochum, denn fahren Lkw darüber, wird’s laut.

Rolf Bornemann und seinen Nachbarn reicht es. Der Lärm, den Lastwagen vor ihren Haustüren an der Märkischen Straße in Wattenscheid erzeugen, zehrt über die Jahre an ihren Nerven. Die Brummis selbst seien gar nicht das Problem. „Außer, sie fahren schneller als die erlaubten 30 km/h“, sagt Bornemann. Nein, problematisch sei das Gleis, das über die Straße führt. „Fahren die Lkw darüber, gibt das einen unglaublichen Lärm Vor allem die Anhänger klappern vom Feinsten.“

Lärm in Bochum – auch in anderen Stadtteilen ein Problem

Dabei braucht dieses Gleis kein Mensch mehr. Die Schienenverbindung wurde schon vor vielen Jahren aufgegeben. „Das ist bestimmt 25 Jahre her“, schätzt Bornemann. Blickt man Richtung Monte Schlacko, hören die Schienen auch mitten im Grün auf. Dort wurden sie bereits entfernt. Über die Straße führen sie aber noch.

Lastwagen holpern über alte Schienen – und sorgen in Wattenscheid für Radau

Und sorgen für ordentlich Radau, wenn Lastwagen darüber fahren. Das kommt zum Leidwesen der Nachbarschaft ziemlich häufig vor, denn nebenan ist eine Spedition beheimatet. „Den ganzen Tag geht es hier also hin und her“, sagt Cornelia Releux. Nachbarin Heike Köhler berichtet, dass bei ihr mitunter die Gläser im Schrank vibrieren. „Ich wohne ganz oben, das schaukelt sich dann schön hoch“, sagt sie.

Auch über den Bürgersteig verläuft das Gleis an der Märkischen Straße in Bochum-Wattenscheid. Für Fußgänger sehr gefährlich, findet Rolf Bornemann. Nebenan liegt das Freibad Südfeldmark.
Auch über den Bürgersteig verläuft das Gleis an der Märkischen Straße in Bochum-Wattenscheid. Für Fußgänger sehr gefährlich, findet Rolf Bornemann. Nebenan liegt das Freibad Südfeldmark. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Doch Bornemann und seinen Nachbarn geht es nicht nur um sich selbst. Sie sehen auch eine Gefahr für Fußgänger mit Rollator und Kinder, die mit dem Roller unterwegs sind. „Der Bürgersteig ist aufgrund der Schienen so uneben, das ist richtig gefährlich.“ Nebenan liegt das Freibad Südfeldmark. Dahin sind im Sommer viele Menschen unterwegs.

Alte Bahngleise werden nur bei Um-/Ausbau oder bei Gefährdung beseitigt

Schon vor vier Jahren hatte Rolf Bornemann einen Versuch gestartet, um das Gleis entfernen zu lassen. Von der Stadt kam daraufhin zurück, dass sich „die Lärmbelästigung beim Queren eines stillgelegten Schienenstranges nur durch kostenträchtige bauliche Maßnahmen beseitigen lässt, für die Mittel derzeit nicht bereit stehen“. Das war 2018.

Reste einer Zechenbahn

Bei dem Gleis handelt es sich laut Stadt um Reste einer Zechenbahn bzw. Industriebahn der ehemaligen Zeche Centrum bis ca. 1963. „Später, nach 1963, gab es diverse Gewerbefirmen an der Gleisanlage“, hat Stadtsprecherin Kirsten Ilk herausgefunden. „Die Gleise vor und hinter der Querung in Höhe Haus Nummer 5 wurden zurückgebaut. Mit dem Neubau der Hansastraße um 2015 wurde der an der gleichen Bahntrasse liegende Bahnübergang mit zurückgebaut, sodass keinen Verbindung zu DB-Gleisen besteht.

Aufgrund der vollständigen Aufgabe der Zechenbahntrasse sei eine Reaktivierung der Strecke also „nicht absehbar“.

Nun unternimmt Bornemann mit Hilfe der WAZ einen weiteren Versuch. Diesmal offenbar mit Erfolg. „Üblicherweise werden nicht benötigte Bahnübergänge in Verbindung mit dem Um- und Ausbau eines größeren Straßenabschnittes oder bei einer erheblichen Verkehrsgefährdung beseitigt“, teilt Stadtsprecherin Kirsten Ilk auf WAZ-Anfrage mit. „Beides traf bislang bei dem Bahnübergang an der Märkischen Straße nicht zu. Die Situation vor Ort wird nun aber überprüft. Auf Grundlage dieser Prüfung werden dann die rechtlichen und planerischen Voraussetzungen für die Beseitigung des Bahnüberganges geschaffen.“

Stadt hält Sofortmaßnahme nicht für notwendig

Die ersten Schritten seien auch bereits eingeleitet worden. Vom zuständigen Tiefbauamt werde die Maßnahme geplant und mit allen Beteiligten abgestimmt. „Ein Zeitrahmen kann erst festgelegt werden, wenn die Sachlage vollständig geklärt ist“, erklärt Kirsten Ilk.

Aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h erscheint eine Sofortmaßnahme von Seiten der Stadt allerdings nicht zwingend notwendig zu sein. Eine andere Möglichkeit, den Lärm zu unterbinden, sieht man im Rathaus nicht. Ilk: „Die Überasphaltierung kann die Belästigungen weder dauerhaft noch umfassend beseitigen. In ähnlichen Fällen hat sicher herausgestellt, dass nur die vollständige Beseitigung des Bahnübergangs die Belästigung nachhaltig abstellen kann.“