Wattenscheid/Gelsenkirchen. Eine Lore der ehemaligen Zeche Consolidation war für das Holland-Areal reserviert. Sogar als Geschenk ist das Aufstellen in Bochum nicht möglich.

Eine solche Gelegenheit wird sich kaum noch einmal auftun. Die Stadt Bochum hätte einen historischen Grubenwagen für das wieder hergerichtete Holland-Zechenareal als Geschenk bekommen können, geliefert und aufgestellt ebenfalls für eine warmen Händedruck. Sie hat die Chance allerdings bisher aufgrund bürokratischer Hindernisse verstreichen lassen.

Als Geschenk von Gelsenkirchen nach Bochum

Der so genannte Mittelwagen zur Kohleförderung gehört zur Zechenanlage Consolidation in Gelsenkirchen-Bismarck. Dort wird derzeit die Hängebank abgerissen, die Schienenanlage, in der die Kohlenwagen mit der Förderung ans Tageslicht kamen.

Auch als eine der wenigen erhaltenen Anlagen ihrer Art konnte die Hängebank in Gelsenkichen-Bismarck, hier der Wagenumlauf mit den Loren, nicht erhalten werden.
Auch als eine der wenigen erhaltenen Anlagen ihrer Art konnte die Hängebank in Gelsenkichen-Bismarck, hier der Wagenumlauf mit den Loren, nicht erhalten werden. © WAZ | Redaktion

Weil keine Investoren zur Erhaltung dieser Anlage gefunden werden konnten, wird sie aus Sicherheitsgründen niedergelegt. Die Stadt Gelsenkirchen plant dort den Neubau einer Schule. Die Kohlenwagen allerdings sind gesichert worden, und die Wattenscheider Bürgerinitiative „Wir in Wattenscheid - Schacht 4“ hat über den Kontakt mit den Ehrenamtlichen in Bismarck, die dort ein Museum an der Fördermaschine betreiben, eine der Loren angeboten bekommen.

Als Privatmann nicht in der Pflicht

Diese hätte dann einen neuen Platz unter dem Fördergerüst auf dem alten Holland-Areal finden können. Die Stadt als Grundeigentümer allerdings konnte sich nicht durchringen, dieses Geschenk anzunehmen. Die Initiative hätte, beschreibt der damalige Sprecher Klaus Windmüller, sämtliche Verpflichtungen per Gestattungsvertrag auch in der Folge übernehmen müssen: „Davon habe ich als Privatperson dann Abstand genommen“.

Im März 2022, bestätigt die Stadtverwaltung, trat Klaus Windmüller als Sprecher der Bürgerinitiative „Wir in Wattenscheid - Schacht 4“ mit einer Projektidee an das Stadtteilmanagement Wattenscheid heran: Die Initiative Schacht IV konnte aus der Hängebank der Zeche Consol in Gelsenkirchen eine alte Lore erhalten. Windmüller sicherte zu, die Initiative könnte sogar ehrenamtlich den Transport, die Aufarbeitung der Lore, sowie das Aufstellen mit Bahnschwellen und Schienen organisieren.

Die Hängebank auf Consol über Schacht 9 in Betrieb um 1960, ein historisches Bild aus dem Kalender „Zeche Consol“, 2010 herausgegeben vom Initiativkreis Bergwerk Consolidation in Gelsenkirchen.
Die Hängebank auf Consol über Schacht 9 in Betrieb um 1960, ein historisches Bild aus dem Kalender „Zeche Consol“, 2010 herausgegeben vom Initiativkreis Bergwerk Consolidation in Gelsenkirchen. © WAZ FotoPool | Repro Martin Möller

So hätte der große Kohlen-Transportwagen einen neuen Platz auf dem wieder hergerichteten Gelände der ehemaligen Zeche Holland in Wattenscheid nahe am Fördergerüst bekommen können.

„Die sieben Loren, die derzeit in der Hängebank auf Consol stehen, sowie der Förderkorb werden nicht verschrottet, sondern gesichert. Der Förderkorb und eine Lore werden in den kleinen Park hinter dem Maschinenhaus Süd auf ein Stück Schiene gestellt. Die sechs übrigen Loren sind bereits für ähnliche Platzierungen vergeben“, erläutert Anna Gerhard für die federführende Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur als Eigentümer.

Hängebank und Wagenumlauf

An der Hängebank kam über dem Förderschacht, an die Kohle zu Tage. Auf der Anlage in Gelsenkirchen-Bismarck wurden sieben Meter über dem Schachtende die mit Kohle beladenen Wagen in den Wagenumlauf gedrückt und entladen.

Leer oder gefüllt mit dem Gesteinsmaterial, das nach dem Waschen der Kohle übrig blieb, wurden sie wieder nach unter Tage befördert. Jeder Förderkorb hatte vier Ebenen auf denen je zwei Wagen Platz hatten. Später kamen größere Kohlewagen hinzu, von denen nur noch einer pro Ebene passte.

Aktuell zählen Industriedenkmale an 13 Standorten in NRW zum Bestand der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis. Weitere Informationen unter www.industriedenkmal-stiftung.de

„Daraufhin wurden Gespräche und Ortstermine abgehalten, um einen geeigneten Standort für die Lore zu finden“, bestätigt Peter van Dyk vom städtischen Presseamt in Bochum auf Nachfrage bei der Grünflächenverwaltung.

Vertrag kam nicht zustande

Ebenfalls sei „über einen notwendigen Gestattungsvertrag zwischen der Initiative und der Stadt Bochum“ gesprochen worden. Letztendlich sei der Plan gewesen, die Lore in Form einer Schenkung durch Klaus Windmüller an den Ort zu bringen. Allerdings habe Windmüller Anfang Mai 2022 gemeldet, dass er sich gänzlich aus dem Ehrenamt als Sprecher der Bürgerinitiative „Wir in Wattenscheid - Schacht 4“ zurückziehe. Der entgegnet, die Stadtverwaltung habe auf das Angebot, den Mittelwagen dann selbst in Gelsenkirchen abzuholen, ohne die Initiative einzuschalten, nicht reagiert.

„Es gibt weiter Gespräche mit der Initiative, deren Ausgang ist noch offen“, schließt die Stellungnahme der Stadtverwaltung.