Bochum. Nach einem Rewe-Besuch bekommt Sarah Radzanowski ein Knöllchen. Sie ärgert sich über Park&Control, denn der Parkautomat war nicht angeschlossen.
Das wöchentliche Frühstück bei der Bäckerei Malzers in der Rewe-Filiale an der Hochstraße in Wattenscheid ist für Sarah Radzanowski (30) und ihre Freundinnen ein kleines Ritual. Ein gemütlicher Plausch, danach der Wocheneinkauf im Rewe-Markt – der Parkplatz direkt vor der Tür. Nun aber sollte genau dieser die Einzelhandelskauffrau viel Geld kosten.
Seit November 2020 ist „Park and Control“ für das Überwachen des Rewe-Parkplatzes an der Hochstraße zuständig. Kameras an der Ein- und Ausfahrt erfassen die Kennzeichnen und erkennen damit, wie lange die Kundinnen und Kunden auf dem Parkplatz gestanden haben. Mit einem ähnlichen System arbeitet auch das Gertrudis-Center. „Die Kennzeichenerkennung gilt generell als eines der zuverlässigsten und kundenfreundlichsten Systeme zur Überwachung der Parkzeit“, heißt es von „Park and Control“.
Rewe Mokanski in Wattenscheid: Parkautomat war gar nicht angeschlossen
Bisher hatte es mit diesem System auch keine großen Probleme gegeben. Schilder weisen die Autofahrerinnen und Autofahrer auf die Bedingungen hin: 120 Minuten Parken sind an der Hochstraße kostenlos, jede weitere Stunde kostet zwei Euro, bezahlbar an einem Parkautomaten. Wer allerdings fährt, ohne zu bezahlen, der muss mit einer Strafe von 30 Euro rechnen.
Sarah Radzanowski und ihre Freundinnen wussten das. Der Plausch mit den Freundinnen und der anschließende Wocheneinkauf dauerten an diesem Tag vor zwei Wochen länger als die 120 erlaubten Frei-Minuten. Kein Problem, habe sie gedacht und die fälligen zwei Euro bezahlen wollen.
Das Problem: Aus dem Parkautomaten ragten die Kabel heraus, er war stromlos, gar nicht angeschlossen. Und nun? „Hätte ich das Geld einfach davor legen sollen?“, fragt die 30-Jährige. Sie fährt, ohne zu bezahlen – und bekommt dafür die Quittung.
Überraschende Wende nach einer Nachfrage bei Park and Control
30 Euro „Vertragsstrafe“ steht auf dem Brief, den ihr „Park and Control“ hat zukommen lassen. Dabei wäre Sarah Radzanowski ihre zwei Euro für die angebrochene Zusatz-Stunde ja wirklich gerne losgeworden. Nur wo und wie? Auch ihren Freundinnen flatterten die Rechnungen ins Haus. „Das ist wirklich sehr ärgerlich. Ich sehe nicht ein, dass wir das bezahlen sollen. Was hätten wir denn tun sollen?“
Eine Nachfrage bei Park and Control bringt nach einigen Tagen Wartezeit eine überraschende Wendung – und gute Nachrichten für die Wattenscheider Freundinnen und andere Betroffene.
Auch Knöllchen von anderen Kundinnen und Kunden werden storniert
Der Kassenautomat habe auf Wunsch von Rewe umgesetzt werden müssen. Dafür habe man den Automaten außer Betrieb genommen entsprechende Hinweise ausgehängt. „Bedauerlicherweise mussten wir im Nachgang feststellen, dass diese Hinweise entfernt wurden.“
Häufig Ärger auf Parkplätzen
Viele Supermarkt-Betreiber greifen in Bochum auf externe Firmen zur Überwachung ihrer Parkplätze zurück. Das führt häufig zu Ärger, weil etwa Vertragsstrafen extrem hoch ausfallen können.
„Die Höhe der Vertragsstrafe sollte sich an der Untergrenze des Bußgeldes für einen schlichten Parkverstoß orientieren, also nicht mehr als 20 Euro betragen“, heißt es dazu vom ADAC.
Der rät Autofahrerinnen und Autofahren außerdem, beim Befahren des Parkplatzes genau auf Hinweisschilder zu achten, eine Parkscheibe (wenn benötigt) gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe zu platzieren und den Kassenbon bis nach dem Einkauf aufzubewahren, um bei Bedarf dokumentieren zu können, Kunde des Geschäfts gewesen zu sein.
Dadurch hätten Rewe-Kundinnen und -kunden nicht erkennen können, dass ein Verlängern der Parkzeit wegen des fehlenden Automaten, nicht möglich sei. „Diesen und alle weiteren Vorgänge dieser Art haben wir bereits storniert und die geleistete Zahlung zur Rückerstattung angewiesen. Die betroffenen Kunden werden informiert“, so heißt es von Park and Control.