Wattenscheid-Mitte. Die Umgestaltung des August-Bebel-Platzes in Wattenscheid wird autofrei erfolgen. Doch Gespräche werden gesucht, um Sorgen abzuklären.

In der Sitzung der Bezirksvertretung Wattenscheid hat die Koalition aus SPD, Grünen und FDP am Dienstag den Antrag der CDU, bei der Planung der Umgestaltung des August-Bebel-Platzes Varianten mit motorisiertem Individualverkehr (MIV) weiterzuverfolgen, abgelehnt.

Kontroverse Diskussion in der Bezirksvertretung Wattenscheid

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„Es kann nicht sein, dass wir den weiteren Verlauf der Planung jetzt mit immer wiederkehrenden Anträgen torpedieren“, so Wolfgang Rohmann, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion. „Die Entscheidung, den MIV vom August-Bebel-Platz zu entfernen ist schon lange auf Grundlage des Gutachtens mit einer Mehrheit der Bezirksvertretung über die Koalitionsmehrheit hinaus gefallen. Jetzt das Gutachten infrage zu stellen, ist kein guter Stil in der Politik.“

Autofreiheit als Knackpunkt

Rolf Heyer (FDP) meint dazu: „Ja, die Wettbewerbsaufgabe für den August-Bebel-Platz ist autofrei formuliert. Aber das bedeutet ja nicht, dass der August-Bebel-Platz in Zukunft nicht besser erreicht werden kann als heute. Die neuen Wohngebiete entstehen meist im Süden der Innenstadt und diese sollen gut angebunden werden.“ Dabei sei auf eine gute Ausstattung mit Parkplätzen zu achten. „Lassen Sie uns abwarten, was beim Wettbewerb herauskommt und welche Vorschläge es gibt.“

August-Bebel-Platz soll Vorzeigeschild werden

„Wir haben hier die Möglichkeit, einen Platz zu schaffen, der für die nächsten 50 Jahre ein Vorzeigeschild für Wattenscheid ist. Wir sollten uns nicht von diesem Ziel abbringen lassen. In der nächsten Zeit planen wir deshalb, eine gemeinsame Diskussionsrunde mit Anwohnern, Kaufleuten und interessierten Bürgern auf dem August-Bebel-Platz“, so Lohf, Heyer und Rohmann gemeinsam.Die CDU hatte in ihrem Antrag auf den Grundsatzbeschluss der Bezirksvertretung zum August-Bebel-Platz von Januar 2020 verwiesen und betont, dass auch Varianten mit Autoverkehr geprüft werden sollten.

Den Vorschlag aus der Kaufmannschaft, die Autofreiheit mal erst drei Monate zu testen, finde er sehr gut. „Natürlich muss die Belastung und die Gestaltung der Straßen im Umfeld in der Abwägung berücksichtigt werden. Dabei würde ich gerne wissen, wieviel des Autoverkehrs heute über den Bebel-Platz und in den Seitenstraßen Parksuchverkehr ist. Den gilt es mit guten Angeboten gegen Null zu bringen.“

Einzelhändler sollen nicht leiden

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Wolfgang Rohmann erklärt: „Das gebetsmühlenartige Herunterbeten des Arguments, die Einzelhändler würden keinen Umsatz mehr machen können, wenn die Pkw den Platz nicht mehr überqueren können, bleibt trotzdem falsch.“ Derzeit halte niemand spontan an, „um in die Lottobude, das Reisebüro, das Cafe, das Eiscafe, die Fußpflege oder das Sanitätshaus zu gehen, weil er dies im Vorbeifahren sieht – könnte er ja auch gar nicht, weil die Parkmöglichkeiten erst umständlich angefahren werden müssen.“ Gäbe es mehr Fußgängerverkehr auf dem Platz käme aber genau das ebendiesen Geschäften zu Gute.

Gute Gründe für Umbau

Sonja Lohf (Grüne) meint: „Zu behaupten es würden Parkplätze wegfallen, ist schlichtweg erfunden. Maßgabe der Neuplanung ist mindestens die Beibehaltung der Menge an Parkplätzen auf dem Platz, welche dann immer noch genauso angefahren werden könnten.“

Umverteilung des Kfz-Verkehrs

Die Umverteilung des Verkehrs auf die umliegenden Straßen führe „mit Sicherheit zu einer geringen Mehrbelastung der Anwohner dieser Strecken“, so Rohmann weiter. „Fakt ist aber auch, dass dadurch die Anwohner am August-Bebel-Platz diesbezüglich eine Erleichterung erfahren.“ Und denke man in die Zukunft, steige die Zahl der Elektro-Autos. „Wenn also der Verkehr in den umliegenden Straßen zunimmt, dürften Lärmpegel und Emissionen bis zum Beginn der Umbaumaßnahme wesentlich geringer werden, wenngleich natürlich die reine Anzahl an Fahrzeugen steigt.“