Wattenscheid-Westenfeld. In der Villa mitten in der Stadt finden Kinder einen Schutz- und Schonraum. Zu Nikolaus kommen die Wattenscheider Jäger mit ihrer Spende hierher.

Diese Gäste sind willkommen. Manchem der kleinen Bewohner sind sie auch schon bekannt. Dabei kommt die Wattenscheider Jägerschaft gerade einmal im Jahr zu Nikolaus vorbei, doch in der Kinderschutzvilla an der Graf-Adolf-Straße sind auch immer einige Kinder schon länger untergebracht. Drei Monate sollten es im Schnitt etwa sein. „Aber es werden bis zur Klärung auch ein oder sogar zwei Jahre“, weiß Wolfram Ring, Leiter des Evangelischen Kinder- und Jugendhauses der Diakonie. Hintergründe für die Aufnahme können familiäre Krisensituationen sein, drohende oder tatsächliche Gefährdungen des Kindeswohls, Überlastung oder psychische Probleme.

Die Jäger haben es in der Corona-Zeit ohne die gewohnten Versammlungen geschafft, wieder 750 Euro zu sammeln. Das gelang über die Verlosung einer gesponserten Reise, denn auch die Tombola zum traditionellen Grünkohlessen fiel aus.

Bereitschaft in Bochum: 24 Stunden, sieben Tage pro Woche

Für die Kinder soll im Advent möglichst nichts ausfallen. Das Team der Villa hat dekoriert, die Kinder haben natürlich Adventskalender. Aber weder sie noch die achtköpfige Mannschaft, die eine 24-Stunden-Aufnahmebereitschaft stemmt, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, wissen, ob die Kinder zu Weihnachten hier sind.

So viel Normalität wie möglich will das Team der Kindervilla, vorn Christiana Witteler (l.), rechts Sabine Obel, den Kleinen gerade in der Advents- und Weihnachtszeit bieten. Die Nikolaustüten der Wattenscheider Jäger Linda Schmidt, Nico Heise, Ricarda Michalke und Jörg Schmeink, sind willkommen
So viel Normalität wie möglich will das Team der Kindervilla, vorn Christiana Witteler (l.), rechts Sabine Obel, den Kleinen gerade in der Advents- und Weihnachtszeit bieten. Die Nikolaustüten der Wattenscheider Jäger Linda Schmidt, Nico Heise, Ricarda Michalke und Jörg Schmeink, sind willkommen © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Heute sind es für die Nacht nur sechs, ein Luxus“, erklärt Leiterin Sabine Obel. Erzieherin Christiana Witteler schränkt ein: „Noch.“ Das kann sich prompt ändern. In der Pandemie ist vieles noch schwieriger geworden, doch das Team versucht, „so viel Alltägliches wie möglich reinzubringen“, erklären sie.

Viele Pflegestellen nicht zur Verfügung

Für Kinder unter sechs Jahren gibt es keine Wohngruppen. Schulungen für interessierte Pflegefamilien konnten unter Corona-Bedingungen nicht durchgeführt werden, und viele der bekannten Stellen stehen nicht zur Verfügung. „Wir sind immer voll“, unterstreicht Witteler, ohne das Lächeln zu verlieren.

„Dabei war es während des Lockdowns sogar etwas ruhiger“, meint sie. Aber: „Weil weniger nach außen gedrungen ist, wenn es Streit zwischen den Eltern gab oder zu Hause irgendetwas nicht stimmte.“ Weniger, was sonst über die Kindergärten oder Schulen aufhorchen lässt, wenn Gefahr droht. Das Jugendamt sucht dann nach einem Schutz- und Schonraum für die Kinder. Möglichst soll eine Rückkehr ins Elternhaus das Ziel sein.

Jugendamt entscheidet über Kontakte

„Wenn zum Beispiel ein Suchthintergrund besteht und die Eltern sich Unterstützung holen, etwa eine Therapie machen“, schildert Wolfram Ring sachlich. So oder so entscheidet das jeweilige Jugendamt, ob und welcher Kontakt zwischen Kindern und Eltern zulässig ist. „Ob es einen begleiteten oder unbegleiteten Umgang gibt“, führt Sabine Obel aus. „Bei Missbrauch ist diese Chance dafür gleich Null“, macht sie klar.

Info und Kontakt

Paten des Jugendhilfezentrums sind der ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann und der ehemalige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert. Wer an der Übernahme einer Patenschaft interessiert ist, erfährt mehr unter 02327 3097-0, Ansprechpartner ist Einrichtungsleiter Wolfram Ring,

Evangelisches Kinder- und Jugendhaus, https://www.ev-kjh.de/, 02327 224 0948,