Wattenscheid. Rund um die Uhr bietet die Wattenscheider Kinderschutzvilla Hilfe in familiären Krisen. Die Nachfrage ist groß. Auch Corona bereitet Probleme.

Die acht Plätze in der Kinderschutzvilla an der Graf-Adolf-Straße in Wattenscheid sind praktisch ständig belegt. Die Nachfragen reißen nicht ab , wenn Kinder zwischen etwa drei und zwölf Jahren schnell aus familiären Krisensituationen herausgeholt werden müssen. Seit Beginn der Corona -Pandemie haben die sechs Mitarbeiterinnen der Kinderschutzvilla aber sogar regelrechte Wellenbewegungen bei der Aufnahme der Kinder erlebt. „Es ist weniger nach außen gedrungen, als die Kindergärten geschlossen waren“, berichtet Gruppenleiterin Sabine Obel. Aber dadurch ist längst nicht weniger passiert.

Krisen in den Familien seien häufig erst mit Verzögerung bekannt geworden. Inzwischen bekommt die Kinderschutzvilla wieder zwei bis drei Anfragen pro Woche , so viele, dass sie zum Teil sogar zunächst abgelehnt werden müssten. Werden sie natürlich nicht.

Für den Hegering Wattenscheid brachten Linda Schmidt, Ricarda Michalke und Jörg Schmeink traditionell eine Spende bei Sabine Obel und Christiana Witteler (v.l.) für die Kinderschutzvilla vorbei.
Für den Hegering Wattenscheid brachten Linda Schmidt, Ricarda Michalke und Jörg Schmeink traditionell eine Spende bei Sabine Obel und Christiana Witteler (v.l.) für die Kinderschutzvilla vorbei. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Hinweise auf drohende Kindeswohlgefährdung kommen von Schulen, erreichen das Jugendamt, das dann entscheidet : „Erst mal raus aus der Familie“. Zum Teil sind die Umstände schon bekannt, die zu akuten Krisen führen können, wenn die Betroffenen durch die amtliche Familienhilfe betreut werden.

Kinder sollen nicht länger als drei Monate in der Villa bleiben

„Das können einzelne Kinder aus größeren Familien sein“, berichtet Sabine Obel aus dem Alltag, „ aber auch acht oder zwölf auf einmal .“ Dazu kommen dann die Anfragen, wenn Alleinerziehende etwa ins Krankenhaus müssen und keinen Platz für die Kinder haben, weil ein entsprechender Familienhintergrund fehlt.

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Durchschnittlich sollten die Kinder nicht länger als drei Monate hier bleiben müssen, „bis sich geklärt hat, ob sie in die Familie zurück können oder in Pflegestellen bei Familien oder Wohngruppen vermittelt werden“. Die sind dann nicht unbedingt in der Nähe, um sie sicher unterzubringen, „schon mal im Sauerland oder an der holländischen Grenze“, weiß Christiana Witteler, pädagogische Mitarbeiterin aus dem Diakonie-Team.

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Spenden helfen bei der Arbeit in der Kinderschutzvilla

Wenn sexueller Missbrauch, Traumatisierung, Trennung oder Scheidung und Verhaltensauffälligkeiten die Hintergründe für die Aufnahme der Kinder sein können, wie können die Mitarbeiterinnen dann überhaupt schlafen? „Gut“, meint Sabine Obel lächelnd, „denn wir fühlen uns verantwortlich nur für das, was gerade jetzt und hier passiert. Das hier wird nie das Zuhause für die Kinder sein , aber wir sorgen für die richtige Richtung.“

Christiana Witteler ergänzt: „Wir pflegen eine gute seelische Hygiene . Wir können schwierige Situationen auch vier- oder fünfmal im Team durchkauen.“

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Wichtig für die Arbeit in der Kinderschutzvilla sind auch Spenden . Wie die des Hegerings Wattenscheid. Der Erlös von diesmal 400 Euro aus der Tombola beim Grünkohlessen, sonst durchaus höher, soll für die Einrichtung des Spielzimmers verwendet werden, „eine Kuschelecke, um sich zurückzuziehen“, erzählt Witteler. Denn in der Corona-Zeit sind die Kinder weit öfter im Haus als sonst.

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