. 28 Jungen und Mädchen aus Krisen-Familien haben hier in 2017 ein vorläufiges Zuhause gefunden. Kinder erleben Erwachsene, auf die Verlass ist.

Kinder brauchen ein Zuhause, einen geschützten Raum, einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen, geborgen, sich entwickeln können. Eigentlich sollte dieser Raum, dieser Ort, die Familie sein. Ist sie aber nicht immer.

Seit April 2014 bietet die Kinderschutzvilla Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren ein Übergangs-Zuhause, einen Schutz- und Schonraum, wenn es daheim in der Familie mächtig kriselt, nicht mehr funktioniert. Diese Einrichtung des Evangelischen Kinder- und Jugendhauses Centrumplatz hilft Kindern in familiären Krisensituationen, will eine mögliche oder tatsächliche Kindeswohlgefährdung abwenden.

Gemütlich ist es in der Villa.
Gemütlich ist es in der Villa. © Jörg Schimmel

Kinder aus dem

gesamten Ruhrgebiet

„Sehr gut belegt ist das Haus in diesem Jahr“, sagt Peter Vorndamme, Leiter des Ev. Kinder- und Jugendhauses Centrumplatz. 28 Kinder aus dem gesamten Ruhrgebiet haben in 2017 ein vorläufiges Zuhause an der Graf-Adolf-Straße gefunden. Bis zum Jahresende werde die Zahl wohl auf 30 steigen. Die Kinder seien meist im Alter zwischen fünf und zehn Jahren. Dass diese Kinder oftmals schwere Schicksale mit sich herumtragen, versteht sich von selbst. Dass die Kinderschutzvilla aber genau diesen jungen Menschen helfen kann, ist die Zielsetzung. Jetzt im Moment leben gerade sieben Kinder in der Einrichtung, sie bietet Platz für acht Minderjährige.

Die Kinderschutzvilla an der Graf-Adolf-Straße.
Die Kinderschutzvilla an der Graf-Adolf-Straße. © Jörg Schimmel

Sich auf Erwachsene

verlassen können

Vorndamme: „Die Kinder erleben hier erwachsene Menschen, auf die sie sich verlassen können.“ Und: „Wir werden nie die eigene Familie ersetzen können, aber wir bieten eine gute Alternative zum Leben in der Familie – mit Erwachsenen – wo nichts mehr positiv ist.“ Wenn die Kinder in unser Haus kommen“, so der Einrichtungsleiter, „schauen viele erst einmal in den Kühlschrank, sehen nach, ob es dort etwas zu essen gibt. Sie sind es oftmals nicht gewohnt, dass regelmäßig gekocht wird, kennen vielfach nur Fertiggerichte oder Fast Food.“ Sie erleben in der Villa einen strukturierten und überschaubaren Tagesablauf.

Soziale Arbeit wird wertgeschätzt

Mit einer Spende hat der Hegering Wattenscheid die Kinderschutzvilla unterstützt. Die Jäger übergaben dieser Tage 400 Euro und gefüllte Weihnachtstüten für die Kinder. Seit vielen Jahren helfen die Wattenscheider Jäger karitativen Einrichtungen.

Versteigerungserlös als Spende

Diese Spende kam beim Grünkohlessen durch eine Versteigerung zusammen. Peter Vorndamme, Leiter des Ev. Kinder- und Jugendhauses, und Mareike Baum samt Team der Kinderschutzvilla freuen sich natürlich über die Gaben – und vor allem die Aufmerksamkeit und Anerkennung, fühlen die Einrichtung und ihre Arbeit wertgeschätzt.

Schwerpunkt der Arbeit der Kinderschutzvilla ist die ad-hoc-Aufnahme von Kindern in Krisensituationen rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche. Fünf feste Mitarbeiter, eine Hauswirtschafts- und eine Reinigungskraft sowie Berufs- und Schulpraktikanten kümmern sich um die jungen Bewohner.

Aufmerksamkeit

von außen

Ist die Zahl der Familien, in denen es massiv kriselt, gestiegen? Laut Vorndamme „kann man nicht allgemein sagen, dass es in den Familien schlimmer geworden ist. Darüber gibt es auch kaum Zahlen.“ Doch, und das begrüße er, sei die Aufmerksamkeit von außen gestiegen, etwa durch die Einrichtungen der Offenen Ganztagsschulen, der Kindergärten oder der Kindersozialarbeit. Vorndame: „Die Erzieher und Verantwortlichen erkennen schneller, wenn in einer Familie geschlagen wird, Alkohol- und Drogenmissbrauch an der Tagesordnung sind.“ Verhaltensauffälligkeiten beim Kind würden nicht unter den Teppich gekehrt, sondern genau beobachtet und auch den Jugendämtern gemeldet.

Geschwisterkinder

In der Kinderschutzvilla bleiben die Kinder meist zwischen drei Wochen und maximal einem halben Jahr. Im Grunde sollte der Zeitraum von drei Monaten nicht überschritten werden. Vorndamme: „Wir versuchen, auch Geschwister mit aufzunehmen, damit die Kinder nicht getrennt werden.“