Bochum-Wattenscheid. Der Bismarckplatz rückt einen Tag lang mit der BO-Biennale in den Blickpunkt. Die Kommunikation mit den Nachbarn entsteht dabei wie von selbst.

Leben ist das, was passiert, wenn Du eifrig Pläne schmiedest, oder: Manches entwickelt seine eigene Dynamik. Der Freitag auf dem Bismarckplatz im Rahmen der Bo-Biennale, dem Festival der Freien Kulturszene, zeigte das deutlich, und sogar schon vor dem eigentlichen Start. Zunächst schuf das Wetter beste Bedingungen für Freiluft-Aktivitäten, und dann hatten die Stammgäste des Platzes die Künstler schon vorab willkommen geheißen.

Viel Programm bei BO-Biennale

Sibylle Pieper hatte der Platz jedenfalls mehrfach überrascht. „Zwei spontane Eindrücke haben sich nach meinem ersten Besuch am Bismarkplatz verfestigt. Zum einen die Geometrie in der Anordnung der Bäume im rechten Winkel zu dem Kiosk, dem zentralen Ort auf dem Platz“, beschrieb sie überrascht von diesem Schau-Platz, der hinter den Straßenfluchten schließlich etwas verborgen liegt.

Treffpunkt zur Kommunikation in Wattenscheid

„Und dann die Funktion als Treffpunkt von einzelnen Menschen, die zu einer festen Gruppe werden“, die sogar mit großem Entgegenkommen auf ihr Werk zwischen den Bäumen ein waches Auge hatten. Die Künstlerin hatte sich inspirieren lassen von der „Wohlfühl-Atmosphäre“, die sich hier präsentierte.

Neue Köppe hat Barbara Neumann eigens für den Schwerpunkttag auf dem Bismarckplatz geschaffen.
Neue Köppe hat Barbara Neumann eigens für den Schwerpunkttag auf dem Bismarckplatz geschaffen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Sie nutzte das ungewöhnliche Material einer Kunststoff-Stretch-Folie in ganzen Bahnen oder zu Bändern gedreht.

Wandeln und Kontakt aufnehmen

Wandelgänge, wie sie noch oft an Hausfassaden zu finden sind, waren das Vorbild für die neu entstandenen Räume an der Seite des Platzes. Die Struktur der Folie, die sich im Alltag als Verpackung überall findet, ließ Räume entstehen, die durch die Sichtachsen offen bleiben.

Sie erlauben Kontakt, Kommunikation und Verbindung, sämtlich Aspekte, die Pieper auf dem Platz vorgefunden hatte. Damit war die Anlehnung an die Lauben mit den Laubenpiepern als ein eigener Menschenschlag des Ruhrgebiets nicht fern.

„Köppe“ auf diesem oder vielen anderen Plätzen im Ruhrgebiet

Inspiriert von der Örtlichkeit und vor allem den Menschen im Quartier war auch Barbara Neumann. Sie schuf eigens eine neue Serie von „Köppen“ aus Leichtbeton. Zitate, kurze biografische Anekdoten, die sie dazu kreiert hatte, ergaben eine Szenerie, wie sie für den Bismarckplatz und sicher viele andere, typisch sein könnte.

Mehr davon in den Stadtteilen

Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog zeigte sich deutlich angetan von der offenen Atmosphäre. „ich finde es schon überwältigend, was die Freie Szene mit der bobiennale auf die Beine stellt“, lobte er bei der Eröffnung. „Dieser Platz, und das in einer nicht ganz unproblematischen Gegend, ist es auf jeden Fall wert, entdeckt und auf diese Art bespielt zu werden.“

Noch keine Ende

Am Sonntag (5.) ist der Spielplatz am Bismarckplatz ein Standort der Rubrik „Literatur“ der bobiennale, die damit zu Ende geht. Von 12 bis 14 Uhr stehen hier vier Lesungen auf dem Programm.

Es lesen Nina Nübel, Artur Nickel, Dieter Jandt und Hermann Schulz. Näheres unter https://www.bobiennale.de/programm

Solche Veranstaltungen, wie sie die bobiennale in zehn Tagen in die Stadtteile bringt, sollte es häufiger geben, wünschte er sich. Vor allem für das Holland-Zechenareal wäre ein ähnliches Format eine Bereicherung im Westen der Stadt.

„So hässlich, so vertraut. Und jetzt zieht mich ein Kunstprojekt hierher. Die bobiennale hat den Bismarkplatz entdeckt. Liegt an der Straßenbahnlinie 302. Mein Thema“, hatte Dorothee Schäfer ihre Gedanken umschrieben, die sie am zentralen Kiosk von Renate Volkmann, präsentierte. Nicht ganz geplant, denn eigentlich war die Litfaßsäule an der Ecke dafür gedacht. Die aber war kurz zuvor demontiert worden.