Wattenscheid.

Zur traurigen und gleichermaßen bedeutsamen Tradition zählt auch in Wattenscheid das Gedenken an die Reichspogromnacht und ihrer Opfer. 30 Teilnehmer machten sich am Mittwoch um 12 Uhr vom Saarlandbrunnen auf zu den drei Stelen am Standort der ehemaligen Synagoge am Nivellesplatz. Dort stimmten Bernd Albers, Vorstand des Gemeinderates Propstei St. Gertrud, und Christel Sehrig „Die Moorsoldaten“ an. Das eingängige wie beklemmende Lied entstand 1933 als musikalisches Symbol gegen den Nationalsozialmus.

Felix Oekentorp, Vorsitzender des „Kuratoriums Stelen der Erinnerung e.V.“, spann in seiner Rede den Bogen von den „unglaublichen Verbrechen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938“ zur Gegenwart: „In diesen Tagen habe ich das Gefühl, der Mob ist wieder losgelassen worden“, mahnt er mit Blick auf den Ausgang der US-Wahl.

Ebenfalls sprach er die aktuelle Situation in der Türkei an, die zur Absage der geplanten Teilnahme von Sevim Dagdelen (Die Linke) führte: „Sie ist bei Gesprächen über die dortigen Vorgänge bei (Außenminister, Anm. d. Red.) Steinmeier“, so Oekentorp. Ihr Redemanuskript trug stellvertretend Parteigenosse Christian Leye vor. Gefordert wurde ein „breites Bündnis gegen Rassismus“. Ausbeutung und Unterdrückung müsse man unterbinden, sich zudem weiterhin stark machen für die Erinnerungskultur.

Oekentorp ehrte in diesem Zusammenhang das „Lebenswerk von Hannes Bienert“, der im Oktober 2015 verstarb: „Wir stehen hier heute zum zweiten Mal ohne Hannes und sind noch immer erschüttert. Es ist eine Ehre, dass er uns die Fortführung anvertraut hat.“

Das „Kuratorium Stelen der Erinnerung“ besteht seit Sommer. Die öffentliche Gedenkveranstaltung war die erste seit Vereinsgründung. Zum Programm gehörten unter anderem auch eine Rede von Felix Lipski („Klub Stern“) und die Verlesung der 87 Wattenscheider jüdischen Glaubens, die Opfer der Shoa wurden.