Bochum-Wattenscheid. Die Verbindung zwischen Hansastraße und Wohnviertel in Wattenscheid ist Anwohnern ein Dorn im Auge. Sie wollen sie schließen. Das sagt die Stadt.

Am Nadelöhr auf der Hansastraße in Bochum-Wattenscheid scheiden sich die Geister. Die Verbindung zwischen Hansastraße und dem Wohngebiet rund um Hammer Straße, Elbinger Straße und Centrumstraße ist mit einem Betonkübel und Pollern von der Stadt Bochum so eingeengt worden, dass dort keine größeren Fahrzeuge mehr durchpassen sollen. Zudem soll eine Bodenschwelle zu schnell fahrende Verkehrsteilnehmer ausbremsen. Das klappe aber nicht, sagen einige Anwohner – und fordern, dass die Straße für den Verkehr komplett geschlossen wird.

Bochum-Wattenscheid: Anwohner fordern komplette Sperrung der Hansastraße

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Aus ihrer Sicht ist die Verbindung, die ebenfalls Hansastraße heißt, ohnehin überflüssig. Zu den Gewerbebetrieben komme man über die „große“ Hansastraße und den Kreisel, das Wohngebiet sei aus der anderen Richtung gut erreichbar. Die „kleine“ Hansastraße werde aber gerne als Abkürzung von der Bochumer Straße in Richtung Günnigfeld genutzt, will eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, beobachtet haben.

Von der Einengung am Nadelöhr lasse sich kaum jemand abhalten, die Straße zu nutzen, schimpft Anwohner Werner Elwenholl. „Und hier zwängen sich auch größere Fahrzeuge durch.“ Aus seiner Sicht fehlt es an Hinweis- und Anlieger-frei-Schildern.

Anwohner kritisieren: Absperrungen werden ständig beschädigt

Das Verkehrsaufkommen im Wohnviertel sei durch die offene Verbindungsstraße enorm hoch, sagt Elwenholls Nachbar Wolfgang Neuber. „Unser Sohn macht Homeoffice und tagsüber immer das Fenster zu, weil es draußen auf der Straße einfach zu laut ist.“ Denn oft werde auch zu sehr aufs Gaspedal gedrückt, speziell auf der Elbinger Straße und vorzugsweise abends.

Neuber ärgert zudem, dass die Poller und Abgrenzungen an der Einengung immer wieder kaputtgefahren werden, weil sich zu große Fahrzeuge durch das Nadelöhr zwängen. „Das sind doch unnötige Kosten.“

Stadt Bochum hat Nadelöhr breiter gemacht

Neuber, Elwenholl und Nachbarn kommen zu dem Fazit, dass die Straße aus ihrer Sicht komplett geschlossen gehört. „Das Mindeste, was wir erreichen wollen, ist, dass die Lkw wirklich nicht mehr durchkommen.“

Das Thema begleite ihn schon einige Jahre, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt. „Da gibt es schon lange unterschiedliche Auffassungen.“ Ziel sei immer gewesen, möglichst wenig Verkehr auf diesem Stück der Hansastraße zuzulassen. Zuletzt galt laut Matten die Auffassung in der Politik, dass zumindest Pkw durch das Nadelöhr passen sollten.

Stadt Bochum: Vor allem Anwohner nutzen die Straße

Weil die Autos aber immer größer und vor allem breiter werden, habe man die Durchfahrtsbreite im vergangenen Jahr von 1,90 auf 2,10 Meter erhöht. Mit der Folge, dass auch Kleinlaster und Sprinter die Stelle passieren können – wenn auch unerlaubt. Das sei der Stadt bewusst, sagt Matten, werde aber in Kauf genommen.

Denn aus Sicht der Verwaltung handelt es sich dabei um Ausnahmen. „Überwiegend nutzen Anwohner die Straße“, sagt Matten und verweist auf zwei Überprüfungen vor Ort in 2017 und 2020. Gleichwohl räumt er ein, „dass wir keine echte Fahrzeugerhebung gemacht haben“. Die erste der beiden Untersuchungen sei allerdings „sehr gründlich“ gewesen.

CDU reagiert

Auch die CDU will sich nun um das Thema „Nadelöhr Hansastraße“ kümmern. Einige Vertreter der Christdemokraten trafen sich bereits mit Werner Elwenholl, Wolfgang Nauber & Co vor Ort. Ob ein Vorstoß in Richtung Verwaltung von Erfolg gekrönt wäre, ist fraglich. Erst kürzlich hatte die SPD auf eine Anfrage nach einer möglichen Sperrung der Verbindung ebenfalls eine Abfuhr aus dem Rathaus erhalten.

Die Stadt teilt nicht die Ansicht, dass die „kleine“ Hansastraße überwiegend als Abkürzung genutzt wird. Sie sei aber insbesondere für die Anwohner des Wohngebietes wichtig. Wer an Hammer Straße, Elbinger Straße oder Centrumstraße wohne und aus Richtung Gelsenkirchen/Günnigfeld kommend nach Hause wolle, müsse große Umwege fahren, sollte die Hansastraße als direkte Verbindung wegfallen. „Und das wollen wir nicht“, stellt Matten klar. „Bei einer Abbindung würden die Nachteile für das Wohngebiet überwiegen.“

Auch die Situation im Wohngebiet selbst stellt sich aus Sicht der Verwaltung nicht als dramatisch dar. „Hier ist alles über Tempo 30 geregelt“, sagt Christoph Matten. „Von daher sehen wir aktuell keinen akuten Bedarf, etwas zu ändern.“ Ebenso wenig am optischen Gesamtbild des Nadelöhrs: „Auch wenn man die Ecke wirklich nicht als schön bezeichnen kann – solange die Verkehrssicherheit gegeben ist, werden wir auch da nicht aktiv.“