Bochum-Wattenscheid. Früher Zeche, jetzt Gesundheit: An der Hansastraße in Bochum-Wattenscheid soll eine Gewerbefläche vor allem für Gesundheitsfirmen entstehen.

Die Stadt Bochum will den Bebauungsplan Nr. 972 „Hansastraße Nord“ für das rund vier Hektar große Gebiet zwischen Hansastraße 41 und 55-65 aufstellen. Damit soll der Bereich „planungsrechtlich geordnet werden und als hochwertiger Standort u.a. für Betriebe der Gesundheitswirtschaft zur Verfügung stehen“. Zeche Centrum 2 (die um 1900 gebaute Maschinenhalle steht noch) und die Feuerwerksfirma Keller waren einst hier unter anderem beheimatet.

Auch für Betriebe aus der Gesundheitswirtschaft

An der Hansastraße soll zur Bildung einer „stadtbildprägenden Raumkante eine zwingend mehrgeschossige Bauweise festgesetzt werden“. Das war jetzt zur Anhörung Thema in der Bezirksvertretung Wattenscheid, am 13. April entscheidet dann der Ausschuss für Planung und Grundstücke der Stadt Bochum über den Aufstellungsbeschluss. Mit dem neuen Bebauungsplan soll der bisher geltende Nr. 838 außer Kraft treten.

Vor allem gewerbliche Nutzung

Ziel des Bebauungsplans ist laut Verwaltungsvorlage, „die Flächen überwiegend für eine gewerbliche Nutzung insbesondere aus dem Bereich der Gesundheitswirtschaft zu sichern. Eingebunden in eine raumkantenbildende gemischte Nutzung an der Hansastraße ist untergeordnet Wohnen möglich. Die Steuerung der Einzelhandelsentwicklung gemäß Masterplan Einzelhandel soll im Bebauungsplan Berücksichtigung finden“.

Zudem seien weitere stadtentwicklungsplanerisch nicht vertretbare Nutzungen, die sich auf das Plangebiet und die umgebende Bebauung negativ auswirken (Vergnügungsstätten, Wettbüros, Betriebe mit sexuellen Dienstleistungen) auszuschließen. Gleichzeitig soll die gewerbliche Nutzung so gesteuert werden, dass Konflikte mit der umgebenden Wohnbebauung vermieden werden. An der Hansastraße soll zur Bildung einer stadtbildprägenden Raumkante eine Mindestgeschossigkeit von drei Geschossen festgesetzt werden.

Erste Pläne schon vor Jahren

Der Regionale Flächennutzungsplan stellt für den Gesamtbereich nördlich der Hansastraße „Allgemeinen Siedlungsbereich“ und „Gemischte Baufläche“ dar. Ein erster Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 972 wurde bereits 2014 erstellt. Anlass des Aufstellungsbeschlusses war laut Stadt Bochum der Antrag eines Eigentümers im Plangebiet, eine vollständige Änderung der Gebietsnutzung von Gewerbe in Wohnen zu erreichen. Der damalige Aufstellungsbeschluss wurde in der Sitzung der Bezirksvertretung Wattenscheid im Februar 2014 vom Beratungsbedarf abgesetzt.

Stadt Bochum: Steuerung nötig

Vor dem Aufstellungsbeschluss sollte unter Vermittlung des Flächenpools NRW (heute: Bau.Land.Partner NRW) zusammen mit dem Eigentümer „ein tragfähiges Entwicklungskonzept erarbeitet werden, das die verschiedenen Interessen integriert“. Da der Eigentümer dieses Angebot auch nach mehrfacher Ansprache jedoch nicht aufgegriffen habe, wurde die Bearbeitung durch den Flächenpool Ende 2020 eingestellt. Aufgrund der Größe der Fläche und der städtebaulich bedeutsamen Lage ist laut Stadt eine Steuerung erforderlich, „die insbesondere auch die städtebauliche Zielsetzung zur Art der baulichen Nutzung beinhaltet. Weitere nicht standortgerechte Vorhaben, z.B. gewerbliche Garagenhöfe, sollen unterbleiben“. Ein Anwohner kritisiert jedoch: „An dieser Stelle wird zurzeit ein gewerblicher Garagenhof gebaut. Wie passt das zusammen?“

Die Stadt Bochum will einen neuen Bebauungsplan für den Bereich „Hansastraße Nord“ aufstellen.
Die Stadt Bochum will einen neuen Bebauungsplan für den Bereich „Hansastraße Nord“ aufstellen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Gesundheitswirtschaft im Blick

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Wattenscheid soll eine nachhaltige Stadtentwicklung in Wattenscheid durch Verzahnung von Stadtteilentwicklung und Gesundheitsstandort bewirken. Das Plangebiet in unmittelbarer Zuordnung zu gesundheitlichen Einrichtungen (u.a. Marienhospital, DRK) könne laut Stadt ebenfalls gesundheitswirtschaftlichen Betrieben dienen und einen starken Standort im Netz der Bochumer Kernkompetenz Gesundheit bilden.

Auch Wohnungsbau geplant

Seitens der Gesundheitswirtschaft sei „ein grundsätzliches Interesse an der Fläche signalisiert worden“. Zudem könne entlang der Hansastraße der Bedarf an Wohnungsbau in Wattenscheid eine Wohnbauflächenentwicklung in Verbindung mit Büros/Praxen „im Rahmen einer insgesamt gemischten Nutzung begründen, die baulich eine raumkantenbildende Geschossigkeit mit ansprechender architektonischer Wertigkeit verbindet“. Der Standort sei eingebunden von Wohnbebauung, angrenzend an eine Grünanlage mit dem Wellenfreibad Südfeldmark zur Naherholung sowie fußläufig zu Wattenscheid-City gelegen.

Für Betriebe der Gesundheitswirtschaft und nicht störende gewerbliche Nutzung spreche die Nutzungskontinuität und die Lage an einer Hauptverkehrsstraße. Zudem bestehe „ein erheblicher Mangel an Grundstücken für die Gesundheitswirtschaft und nicht störendes Gewerbe. Die Neuausweisung von Flächen an anderer Stelle, womöglich im Außenbereich, begegnet erheblichen Schwierigkeiten“, so die Stadt Bochum.