Wattenscheid-Höntrop. Ein Gänsereiter als Ampelmännchen? Eine charmante Idee, findet der Wattenscheider Traditionsverein. Die Stadt Bochum sieht das allerdings anders.
Die Idee klingt nett: Aus Heimatverbundenheit und mit Verweis auf die Historie hatte die Wattenscheiderin Beatrix Holtschneider vorgeschlagen, die Ampel an der Kreuzung Höntroper Straße/Wattenscheider Hellweg in Wattenscheid-Höntrop zu einer „Gänsereiter-Ampel“ zu machen – mit einem Gänsereiter als Ampelmännchen. Denn ganz in der Nähe ist der traditionsreiche Gänsereiterclub Höntrop (von 1598) beheimatet. Und direkt an der Kreuzung steht auch das Gänsereiter-Denkmal, eine Bronze-Statue. Doch leider finden nicht alle diese Anregung so charmant. Die Stadt Bochum nennt einige Gründe, die gegen ein Gänsereiter-Ampelmännchen sprechen. Die Politik ist diesen Argumenten mehrheitlich gefolgt.
Wattenscheid: Ein Gänsereiter als Ampelmännchen? Warum die Stadt Bochum nein sagt
Für die Stadt Bochum steht der Sicherheitsaspekt ganz oben. Das Ampelmännchen müsse bei Rot ganz klar als stehend zu erkennen sein. Und bei Grün eben deutlich als gehend. Diese Voraussetzung ist aus Sicht der Verwaltung bei einem Gänsereiter als Ampelmännchen nicht gegeben.
Vor zwei, drei Jahren war das Thema schon einmal aufgekommen. Damals kursierte die Idee, in Anlehnung an die Bergbauvergangenheit in Bochum Bergmänner mit Grubenlampe als Ampelmännchen einzuführen. So wie in anderen Städten (beispielsweise Herne) auch geschehen.
Stadt Bochum: Ministerium hatte Antrag schon vor Jahren abgelehnt
Die Bochumer Stadtverwaltung habe daraufhin damals zum Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Kontakt aufgenommen und die rechtlichen Probleme und Risiken in einem persönlichen Termin erörtert. Der von der Stadt Bochum gestellte Antrag für eine Ausnahmegenehmigung zur Verwendung alternativer „Sinnbilder“ für Fußgänger wurde seitens des Ministeriums allerdings abgelehnt.
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Laut Stadt bitten das Landesverkehrsministerium und auch das Bundesverkehrsministerium im Interesse landesweit einheitlicher Verkehrs- und Lichtzeichenregelungen, ausschließlich die gängigen Ampelmännchen zu verwenden. Sofern eine Kommune von den Gestaltungsgrundsätzen abweiche, hafte sie dann auch für eventuelle Schäden, die durch die Verwendung alternativer Ampelmännchen entstehen.
Stadt Bochum scheut Haftungsrisiko
Ein Risiko, dass der Stadt Bochum offenbar zu hoch ist. Von daher soll es bei den altbekannten Männchen auf Bochumer Ampeln bleiben. Zumindest „solange die Haftungsfrage nicht abschließend geklärt ist beziehungsweise die Richtlinien geändert wurden“.
Die Politik geht diesen Weg mit. Mehrheitlich wurde der Vorschlag eines Gänsereiters als Ampelmännchen an besagter Kreuzung in Wattenscheid-Höntrop. Zunächst in Bezirksvertretung Wattenscheid und anschließend im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur.
CDU spricht von „Schlag ins Gesicht“ engagierter Bürger
Sehr zum Bedauern der CDU, die den Gänsereiter-Vorschlag unterstützt hatte. „Es gibt NRW- und bundesweit viele gute Beispiele für Motivampeln, die realisiert wurden, zum Beispiel in Duisburg und Herne “ so Stefan Jox, verkehrspolitischer Sprecher der CDU- Ratsfraktion. „Leider hat die Verwaltung in Bochum an Motivampeln scheinbar wenig Interesse.“
Gänsereiter geben nicht auf
Mit Bedauern hat auch der Gänsereiterclub Höntrop die politische Entscheidung gegen ein Gänsereiter-Ampelmännchen aufgenommen. „Wir müssen das akzeptieren“, sagt der Vorsitzende (Oberschulte) Markus Oskamp. „Es ist schon schade, dass Tradition nicht mehr den Stellenwert zu haben scheint.“
Doch aufgeben wolle man nicht. „Den Antrag hat ja eine externe Person gestellt“, erklärt Oskamp. „Was hindert uns als Verein, ebenfalls noch einmal einen Antrag zu stellen?“
Für Julian Meischein, CDU-Ratsmitglied für Höntrop-Süd und Sevinghausen, ist das Gänsereiten „nicht nur eine der ältesten Traditionen Deutschlands, es ist auch ein fester Bestandteil Höntrops. „Allein durch die Organisation des Rosenmontagsumzugs sowie Sammel- und Spendenaktionen für Höntroper Einrichtungen sind die Gänsereiter für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Höntrop wichtig. Eine Anerkennung dieses Engagements in Form einer Gänsereiterampel können wir folglich nur begrüßen.“
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Grundsätzlich, findet auch die CDU, dürfen veränderte Ampelmännchen nicht zu einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmern führen, die Verkehrszeichen müssen für jeden eindeutig erkennbar und begreifbar sein. „An dieser Stelle müssen Politik und Verwaltung mindestens die technische Realisierung einer solchen Ampel prüfen. Die Anregung ins Leere laufen zu lassen ist ein Schlag ins Gesicht engagierter Bürgerinnen und Bürger, die sich Gedanken um die Würdigung von Traditionen und die Gestaltung unserer Stadt machen“, so Jox und Meischein weiter.
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