Wattenscheid. Die öffentliche Hand muss die Offene Ganztagsschule finanziell stärker unterstützen, fordert die Awo. Sonst gebe es Probleme beim Rechtsanspruch.
Die Nachfrage nach Plätzen in der Offenen Ganztagsschule (OGS) ist oft größer als das Angebot. Ein Beispiel ist die Gertrudisgrundschule in der Wattenscheider Innenstadt: Von den 328 Kindern sind 141 in der OGS-Betreuung, „der Bedarf liegt noch deutlich höher“, erklärt OGS-Leiter Christian Töpfer. Nicht alle Eltern, die einen Platz für ihren Nachwuchs haben möchten, bekommen einen.
OGS ist ein Erfolgsmodell
Elf Mitarber/innen stehen dafür an dieser Schule zur Verfügung, im Tagesschnitt kümmern sich acht um die OGS-Kinder; Träger ist die Awo Ruhr-Mitte. Sie kümmert sich allein in Bochum an neun Grundschulen und einer weiterführenden Schule um die OGS-Betreuung mit 1100 Kindern/Jugendlichen und 220 Mitarbeitern.
Ausbau an der Gertrudisschule geplant
Auch der OGS-Bereich an der Gertrudisgrundschule (Vorstadtstraße) soll erweitert werden. Dazu hat die Stadt eine Fläche zur Hüller Straße 1 hin gekauft.
Es wird aber wohl noch einige Jahre dauern, bis der Ausbau umgesetzt sein wird.
Kommt der Rechtsanspruch, so würden zum Beispiel an der Gertrudisgrundschule über 200 OGS-Plätze benötigt, schätzt Christian Töpfer, der sich seit 13 Jahren hier engagiert.
„Damals wurden hier 57 Kinder in der OGS betreut. Die Nachfrage ist seitdem stark gestiegen und wird in Zukunft weiter wachsen“, so Töpfer.
Die Bundesregierung will im Herbst beschließen, dass ab 2025 ein Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz besteht. „Leider schafft die Politik dafür immer noch keine optimalen Rahmenbedingungen“, so Marc Schaaf, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte. Er fordert, dass sich der Bund an der Finanzierung beteiligt und das Land mehr Geld bereit stellt als bisher der Fall. Die Hauptlast bei der Finanzierung liege bei den Kommunen. „Wir fordern nicht nur mehr Plätze, sondern auch eine bessere Ausstattung und die finanziellen Mittel, um mehr Personal einzustellen.“
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Keine ausreichende Finanzierung
„Es gibt bisher keine einheitlichen Qualitätsstandards, keine ausreichende Finanzierung und keine passende Infrastruktur. Das alles ist aber nötig, bevor der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz kommt, den die Awo ausdrücklich unterstützt - wenn der Rahmen stimmt“, erklärt Schaaf. Die Coronakrise habe nochmals deutlich gemacht, dass die OGS stärker finanziell unterstützt werden müsse. Eine Rolle spiele dabei auch der Förderbedarf bei den Kindern; der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund liege z.B. an der Gertrudisschule bei 80 Prozent.
Awo macht auf Problematik aufmerksam
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hat die Awo eine Kampagne initiiert: „OGS - Ohne geht’s schlecht“. Seit rund 20 Jahren sorge die OGS dafür, dass Kinder nach Schulschluss Spiel, Kreativität und Bildung erleben. Schaaf: „Mit der OGS können Eltern ihren Job und die Familie miteinander vereinen, die Kinder werden auch am Nachmittag gut betreut“. Das schaffe Flexibilität im Alltag, die Kinder fänden Anschluss und Betätigung.
Pro Kind bekomme die Awo Zuwendungen in Höhe von 2000 Euro, die dann auch vollständig eingesetzt werden. „Für eine auskömmliche Finanzierung wären 3000 Euro nötig. Unsere Kampagne zielt darauf ab, dass die öffentliche Hand diese Finanzierungslücke schließt.“
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