Wattenscheid. Die Vereine im Festausschuss Wattenscheider Karneval zeigen sich sehr zurückhaltend. Große Feiern wären unter Pandemie-Auflagen kaum machbar.

„Jeck sein verbindet“, welchen tieferen Sinn dieses Motto finden würde, hätten Prinz Bodo I. Neumann und Prinzessin Alexandra I. Hegenberg sich wohl kaum träumen lassen. Denn in dieser Session verbindet die Karnevalisten in Wattenscheid eher der Verzicht. Erst fiel der große Umzug von Günnigfeld durch die City komplett ins Wasser, nun bremst die Corona-Pandemie schon die Vorbereitungen in den elf Vereinen im Festausschuss Wattenscheider Karneval, FWK, komplett aus. Die Narren tragen Trauer.

„Draußen, Straßenkarneval, Infektionsübertragungszeit, Alkohol, Enge – das passt nicht in diese Zeit“, hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schon Ende Juni verkündet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bedenken angesichts gestiegener Infektionsraten aufgegriffen und Karnevalsveranstaltungen schon im nächsten Jahr in Frage gestellt.

Auch das Gänsereiten im Wattenscheider Südpark würde unter die strengen Regeln fallen, und ob Gäste aus der spanischen Partnerstadt dabei sein könnten, ist in Corona-Zeiten fraglich..
Auch das Gänsereiten im Wattenscheider Südpark würde unter die strengen Regeln fallen, und ob Gäste aus der spanischen Partnerstadt dabei sein könnten, ist in Corona-Zeiten fraglich.. © Archiv | Gero Helm

Noch ist die fünfte Jahreszeit nicht komplett abgeschrieben, aber wenn, wird sie in ganz deutlich heruntergefahrenen Maße begangen. Über ein Biwak nachzudenken, das behalten sich Franz Seidl und Rüdiger Preußner, Präsident und Geschäftsführer im Festausschuss Wattenscheider Karneval, noch vor. „Draußen, mit viel Platz auf dem Alten Markt, und viel Programm aus den eigenen Reihen, das lässt sich auch ab Dezember noch planen“, äußern sie zurückhaltend. „Aber selbst das grenzt ja schon an Kaffeesatz-Leserei.“

Höchstens kleinere Feiern

Franz Seidl zählt auf, was gegen den Saalkarneval spräche: „Die Bands und Gesangsgruppen müssten sechs bis acht Meter Abstand halten, wir müssten die Gäste praktisch einzeln an der Tür zur Stadthalle abholen, und dann dürfte keiner mal eben zum Nebentisch, wie soll das gehen? Kleinere Feiern, das wird wohl noch klappen, aber diesmal nichts Großes.“

Rüdiger Preußner zieht ironisch die Mundwinkel etwas hoch: „Schunkeln mit anderthalb Metern Abstand, das ist ebenso unvorstellbar wie ein Programm zum Mitsingen, wenn alle Maske tragen müssen. Und wir wollen die Leute ja auch nicht provozieren.“

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Ganz sicher wollten die Wattenscheider nicht dafür verantwortlich sein, dass es auch nur eine Infektion beim Saalkarneva l geben könnte, gibt Seidl zu bedenken.

Programm würde Finanzloch reißen

„Außerdem müssen wir ganz nüchtern sagen, wenn wir den Platz, der für 350 Feiernde in der Stadthalle bei der traditionellen Gala mit großem Programm reicht, mit gerade vielleicht 150 Leuten füllen dürfen, dann kommen wir finanziell einfach ganz dick in die roten Zahlen.“

Verlängerung möglich

Im September ist die große Sitzung der elf angeschlossenen Vereine im Festausschuss Wattenscheider Karneval vorgesehen. Dann könnte auch über die Verlängerung des Prinzenpaares Bodo I. und Alexandra I. für eine zweite Amtszeit entschieden werden. Denn die Höhepunkte seit ihrer Proklamation sind wahrlich vernichtend wenig gegenüber üblichen Prinzenpaar-Sessionen. Dann wäre es auch noch früh genug, ein Biwak auf dem Alten Markt vorzubereiten.

Immerhin haben es die Wattenscheider geschafft, in dieser verregneten und Pandemie-gestraften Karnevals-Session das erste inklusive Prinzenpaar mit Behinderung, Björn I. und Nina I., beim „Treffpunkt für Menschen mit Behinderungen“ im Wichernhaus zu proklamieren.

Die Finanzen sind es auch, die einen großen Karnevalsumzug außer der Reihe verhindern. „Die Bonbons, die für das letzte Mal dienen sollten, sind nicht mehr zu gebrauchen. Und dann würde ja nach einem Jahr der reguläre, nächste Zug kommen. Das können sich unsere Vereine nicht leisten“, sind sich Seidl und Preußner sicher.

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