Wattenscheid-Eppendorf. Im Wohn- und Geschäftshaus der Bäckerfamilie Naber am Eppendorfer Denkmal wird Richtfest gefeiert. Bald gibt’s hier auch ein Bäckerei-Café.

Die „Neuen“ im Dorfkern von Eppendorf-Denkmal sind in Wahrheit „alte Bekannte“. Der Richtkranz weht inzwischen auf dem frisch gesetzten Dachstuhl des Neubaus, Am Thie 27, die alteingesessene Bäckerei Naber feiert Richtfest an ihrem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses. Damit zieht nicht nur ein ebenerdiges Bäckerei-Café direkt an den zentralen Kreisverkehr, sondern es entsteht auch das erst zweite Mieterstrom-Haus in Bochum.

Was den Neubau am Kreisel in Wattenscheid-Eppendorf so besonders macht

Mit den Kreisverkehren lief es nicht ganz „rund“ in Eppendorf, die Baustellen verzögerten sich durch ungeahnte Funde von Schlacke-Altlasten oder Leitungen. Das Dorf musste länger als erhofft mit Umleitungen leben. Dass an der alten Stelle des Hauses Am Thie die Familie Naber neu bauen wollte, war lange bekannt. Die Kreisel-Baustelle hat dabei allerdings gar nicht einmal für besondere Verzögerungen gesorgt.

Die Silhouette des Eppendorfer Zentrums präsentiert sich neu mit dem Bau am Thie in Wattenscheid.
Die Silhouette des Eppendorfer Zentrums präsentiert sich neu mit dem Bau am Thie in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wenig Raum im Dorfzentrum

Architekt Jochen Siebel räumt denn auch ein, eine Baustelle in innerstädtischer Lage „an der Bürgersteigkante“ bringe immer besondere Anforderungen, „aber das kennen wir auch noch enger“. Man konnte ja während der Arbeiten für den Abriss und dann am Neubau glücklicherweise auf die Rückseite, den kleinen Parkplatz ausweichen, auf dem bald die Carports für die fünf Mieterparteien entstehen werden.

Mit dem Gestaltungsbeirat galt es allerdings eine Fülle von Details zu klären, bevor das Gebäude auf der alten Stelle und in gleicher Ausdehnung und Höhe tatsächlich gebaut werden konnte, erinnert sich Bauherr Roland Schüren.

Mit Café-Gastronomie neu entwickelt

Er schilderte gut gelaunt vor dem aufwendigen Einschlagen des traditionell letzten Nagels im Dachstuhl die Entwicklung. „Das Ladenlokal war ja doch irgendwann etwas in die Jahre gekommen, wir wollten erweitern, um ein Café-Gastronomie-Konzept umzusetzen“, erzählte er. Doch statt um ein bis zwei Räume zu erweitern, kam man bald auf die Idee, das Haus zu kaufen.

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Die Erhaltung allerdings mit veränderter Nutzung hielt einem genauen Blick auf die Substanz nicht stand. „Zum Glück haben wir uns für einen Neubau entschieden und lieber eine lange Bau- als Umbauzeit in Kauf genommen.“

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Die Bäckereifamilie Naber ist seit 1907 am Orte bekannt, und das in der nunmehr vierten Generation. „Mit Opa Heini und Oma Agnes war das Geschäft aber mehr für Konditorei, für Süßkram, bekannt“, blätterte Schüren im Familienalbum.

Wohn- und Geschäftshaus

In der ersten und zweiten Etage des Neubaus, Am Thie 27, entstehen vier Wohnungen mit einer Fläche von 83 bis 105 Quadratmeter, im Dachgeschoss eine Wohnung mit 132 Quadratmetern.

Bauherr Roland Schüren und Bäckermeisterin Stephanie Naber-Schüren freuen sich auf den Rück-Umzug aus dem Übergangs-Ladenlokal am Kattenhagen (Volksbank) zurück an den alten Standort in den Neubau. Der Betrieb soll in etwa im ersten Quartal 2021 aufgenommen werden.

Der Neubau sollte maximal klimaschonend und energie-effizient sein, stand fest. „Tatsächlich wollen wir hier mehr Energie erzeugen als verbrauchen“, erklärte der Bauherr, Sonnenenergie und Wärme-Rückgewinnung spielten eine bedeutende Rolle. „Das wird hier das gerade einmal zweite Mieterstrom-Modell in Bochum. Die Mietparteien kaufen bei uns den Strom, sogar günstiger als bei den offiziellen Lieferanten. So wird das richtig rund.“

Roland Schüren schlägt den traditionellen letzten Nagel ein, beobachtet von Ehefrau Stephanie Naber-Schüren und Zimmermann Marco Pilarczyk beim Richtfest in Wattenscheid.
Roland Schüren schlägt den traditionellen letzten Nagel ein, beobachtet von Ehefrau Stephanie Naber-Schüren und Zimmermann Marco Pilarczyk beim Richtfest in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Mieter entscheiden über den Strom

Zu jeder der fünf Wohnungen gibt es einen Stellplatz mit einer Ladestation für ein E-Fahrzeug, das mit dem jeweiligen Hausanschluss verbunden ist. „Die Mieter können also selbst entscheiden, wann sie dort Strom benötigen, also, ob der dann über die Solaranlage erzeugt wird“, schilderte Schüren.

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Den traditionellen Richtspruch „befeuchteten“ die Zimmerleute Marco Pilarczyk und Linus Weddewer ausnahmsweise mit Mineralwasser, „wir müssen ja noch was tun“. Beim Einschlagen des mächtigen letzten Nagels allerdings musste der Bauherr „hochprozentiges Zielwasser“ per Pinnchen trinken.

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