Wattenscheid-Mitte. Naturschützer Reiner Jahberg hält die teure Umgestaltung des Vogelparks am Stadtgarten in Wattenscheid für verfehlt. Das ginge auch einfacher.

Die Sträucher sind geschnitten, die Einfriedungen überholt, an einigen Stellen ist noch etwas zu machen, kein Wunder im Januar. Aber rund 300.000 Euro für eine Neugestaltung des Vogelparks am Stadtgarten in die Hand zu nehmen, hält Reiner Jahberg für völlig unnötig und übertrieben. „Ja, jetzt ist es ein bisschen usselig hier“, aber das betrifft keinesfalls die Tierhaltung, meint er. Immerhin ist Jahberg seit 22 Jahren aktiv im World Wildlife Funds, WWF, und war vor 40 Jahren auch Gründungsmitglied der Wattenscheider Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland, Nabu.

Eine Steigerung der Attraktivität nannte die Stadtverwaltung als Ziel, zu deren Umbau allerdings schätzungsweise 274.000 Euro aufgewendet werden müssten. Die Bezirksvertretung hatte der Vorlage zugestimmt, damit sollte aus dem Vogelpark ein Storch-Erlebnispark werden, alles dazu Notwendige solle geprüft und umgesetzt werden.

Das Storchengehege im Stadtgarten ist in die Diskussion gekommen.
Das Storchengehege im Stadtgarten ist in die Diskussion gekommen. © FFS | Rainer Raffalski

Beim Ortstermin zeigt sich, dass selbst im Januar das Gehege sehr wohl von Spaziergängern aufgesucht wird. Die Zäune der Anlage sind weder schadhaft, rostig oder verbogen. „Die würden auch noch eine ganze Zeit halten“, meint Jahberg, der die Konzentration auf Störche, wie sie das Konzept unter Federführung des Tierparks Bochum vorsieht, nicht nachvollziehen mag.

„Einfache Maßnahmen würden reichen“

„Wo können Kinder in der Großstadt denn überhaupt heute noch solche Tiere sehen, wie sie hier gehalten werden?“, fragt er und weist auf die Pfauen und die Truthenne, die Säbelschnäbler sind offenbar verschwunden. Das Hinweisschild steht noch am Rand.

„Bei den beiden Störchen wäre noch Platz, das Gehege ist großzügig angelegt, fast schon zu groß, dafür, dass die gar nicht ziehen“, meint Jahberg verwundert. „Wenn da Störche aus dem Tierpark zugesetzt würden, weiß niemand, ob die sich vertragen. Sich ausweichen wie in der Natur können sie nicht, Flucht wäre bei dem begrenzten Raum nicht machbar.“ Mit Pfauen dagegen würden sich die Adebare durchaus vertragen, argumentiert der Naturschützer.

Platz für Hühner oder Wassergeflügel

„Man könnte doch auch einfach mal bei den Geflügelzuchtvereinen der näheren Umgebung fragen und besondere Hühner- oder Wassergeflügelrassen in den Gehegen unterbringen.“

Stadtgarten

Auch die Stadtgarten-Initiative kritisiert die Vorgänge rund um den Vogelpark. Für die Öffentlichkeit unangekündigt sei das Ende der Volieren-Anlage beschlossen, die einem Storchenerlebnispark mit Lernstationen, Spielgeräten und -figuren weichen soll. Statt darüber nachzudenken, wie man eine artgerechte Haltung gewährleistet werden könne, werde reflexartig wegrationalisiert.

Bedenkenswert findet die Initiative auch die Nachhaltigkeit der Maßnahme. Der Erlebniswert, Eichhörnchen, Spechte- und Fledermäuse freilebend bei einem tiergerechten Baumbestand wahrzunehmen, sei sicher nachhaltiger als an Seilbahnen mit aufgesteckten Storchenflügeln dahinzugleiten. Die Attraktivierung des Stadtgartens werde separat zu den Planungen zur Umwandlung des Vogelparks in einen Storchenerlebnispark geführt,

Nachvollziehen kann Reiner Jahberg auch nicht, dass in der Beschlussvorlage der Verwaltung davon die Rede ist, die Haltung widerspreche den „Leitlinien für eine tierschutzgerechte Haltung von Wild in Gehegen“. „Denn die Haltung von Wild in Zoologischen Gärten und Tierparks sowie die nutztierartige Wildtierhaltung werden durch diese Leitlinien nicht berührt, ganz deutlich schon in der Unterzeile“, zitiert er aus eben der Grundlage aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, „und um einen Tierpark handelt es sich hier sehr wohl“.

Der nach seiner Beobachtung gut angenommen wird in der Nachbarschaft, und ob ein Umbau und die Konzentration auf Störche wirklich attraktiver wäre, stellt er arg in Zweifel. „Wenn der Verwaltung wirklich was an dem Vogelpark liegt, könnte sie ihn mit einfachen Mitteln aufpeppen“, ist er überzeugt.