Wattenscheid-Westenfeld. Kinder bringen in St. Nikolaus in Wattenscheid zum 42. Mal als drei Könige ihre Segenswünsche zu den Menschen. Der Libanon ist 2020 Partnerland.

Alte Tradition und moderne Technik ergänzen sich wunderbar bei der Sternsingeraktion. Bei den Kindern und Jugendlichen ist das Interesse mindestens so groß wie bei den Gemeindegliedern in St. Nikolaus. „Wir haben diesmal sechs Gruppen, die an allen Türen klingeln, so viele, wie schon lange nicht mehr“, hält Thomas Schmid für das Organisationsteam bei der Aussendung hochzufrieden fest. Die Gruppen können sich mit einer Sternsinger-App für das Smartphone auf ihren Weg zwischen Burgstraße und Vogelspoth, Wibbeltstraße und Auf’m Kamp machen, per GPS-Satellitenunterstützung erscheinen dann ihre Bezirke als „abgearbeitet“ auf einer digitalen Straßenkarte.

Immanuel (5), Bruder Antonio (10) und Mutter Justine bereiten sich im Gemeindezentrum St. Nikolaus in Wattenscheid auf den Start als Sternsinger vor.
Immanuel (5), Bruder Antonio (10) und Mutter Justine bereiten sich im Gemeindezentrum St. Nikolaus in Wattenscheid auf den Start als Sternsinger vor. © FFS | Gero Helm

Auch bei der Ausrüstung als Caspar, Melchior und Balthasar können die gut 30 Kinder und ihre Gruppenleiter auf Turbane und Umhänge aus dem über Jahre entstandenen Fundus in Westenfeld zurückgreifen. Denn sie machen sich hier immerhin schon zum 42. Male auf den Weg.

Die Krone über der Wollmütze

Bei den Kronen können sie inzwischen schon aus drei Modellen vorgefertigter Rohlinge aussuchen, die sie nach Geschmack mit Strass-Steinen oder Aufklebern verziert haben. Die Krönchen sind aus gutem Grund verstellbar und weit genug, um auch über der Wollmütze getragen werden zu können.

Schon die Großeltern waren dabei

Was das Sternsingen in Westenfeld bedeutet, zeigt sich schon an der ungewöhnlichen Altersspanne. Stefanie Höller sieht sich kurz beim wuseligen Einkleiden im Gemeindezentrum um. „Zwischen 21 Monate und 84 Jahre“, ist ihre Bilanz nach kurzer Rückfrage über die Älteste, Hanne aus dem Kochteam, „bei vielen waren schon Oma und Opa dabei“. Etwa bei Nina Jost (20), als Gruppenleiterin unterwegs, und Opa Norbert und Oma Gerti, die die Aktion hier um die „Maggi-Kirche“ begründeten.

Die Kronen aus Pappe verzieren die Kinder vorab mit Strass-Steinen. Sie passen bei der Sternsingeraktion in Wattenscheid auch noch über die Wollmütze.
Die Kronen aus Pappe verzieren die Kinder vorab mit Strass-Steinen. Sie passen bei der Sternsingeraktion in Wattenscheid auch noch über die Wollmütze. © FFS | Gero Helm

Der Nachwuchs ist auf jeden Fall da. Nina studiert an der berühmten Universität in Oxford und ist wieder für die drei Tage Sternsingen aus England zurück nach Wattenscheid gekommen. Ihre Co-Gruppenleiterin Julia Kohl (16) hat außerdem diesmal ihre Premiere.

Sogar in den Ferien morgens voller Energie

Bei der Begrüßung meint denn auch Thomas Schmid begeistert: „Ich freu’ mich einfach tierisch, dass ihr alle dabei seid, ihr seid so eine tolle, bunte Truppe“. „Immerhin sind die schon morgens voller Energie hier erschienen, und das sogar in den Ferien“, unterstreicht er.

Für die Verpflegung ist gesorgt

Nicht nur die Kinder machen voller Elan mit, es finden sich immer auch Gastfamilien, bei denen sie am ersten Tag in der Mittagspause verpflegt werden, an den anderen Tagen im Gemeindezentrum. „Diesmal machen wir sogar bei den drei Wattenscheider Bauern Kohlleppel, Westerhoff und Ostermann zum Essen Station“, erzählt Michael Brähler vom Kolping-Helferteam.

Vor dem Portal der „Maggi-Kirche“ St. Nikolaus präsentierten sich die Sternsinger in Wattenscheid-Westenfeld.
Vor dem Portal der „Maggi-Kirche“ St. Nikolaus präsentierten sich die Sternsinger in Wattenscheid-Westenfeld. © FFS | Gero Helm

Gestalter des Friedens

2019 haben die bundesweit rund 300.000 Sternsinger mit mehr als 50 Millionen Euro die höchste Spendensumme ihrer Geschichte gesammelt. 1,45 Millionen Euro hatten die Sternsinger im Ruhrbistum zu diesem Rekordergebnis beigetragen.

„Papst Franziskus betont, dass wir derzeit mehr denn je Gestalter des Friedens brauchen“, schreibt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im gemeinsamen Aufruf der deutschen Bischöfe zur Sternsingeraktion. „Die Sternsinger gehören dazu. Ihr Motto macht deutlich: Jedes Kind kann zum Gestalter des Friedens werden.“ Konkret werde dies, wenn die Sternsinger zum Beispiel Kindern, die durch Kriege traumatisiert wurden, ermöglichten, ihre Erfahrungen zu verarbeiten, oder wenn sie im Libanon Geflüchteten helfen, ein friedliches Zusammenleben mit den Einheimischen und untereinander zu verwirklichen. „Die Sternsinger sind ein Segen für Kinder und Familien überall auf der Welt“, betont Overbeck zusammen mit allen anderen deutschen Bischöfen.

Drei Tage jeweils bis gegen 17, 17.30 Uhr sind die Gruppen unterwegs, „und dann kommen die hier fix und alle wieder an“, weiß Brähler aus den Vorjahren, „aber dann geht das Erzählen los, wo sie waren, wen sie getroffen haben, und, und, und“.

Besucht werden soll jede Familie unabhängig von der Konfession oder Herkunft, jede Firma, an jeder Tür wollen sie klingeln. Wer nicht erreicht wird, bekommt einen Zettel und kann sich noch einmal einen Besuch wünschen. „Manche spenden aber dann auch einfach so“, haben die Helfer im Hintergrund, meist Mütter oder die Fahrer für die weiter entfernten Adressen, über die Jahre erfahren, wenn sie sich jeweils im Gemeindezentrum treffen.

Der Erlös der diesjährigen Sternsingeraktion steht unter dem Leitwort „Frieden im Libanon und weltweit“. In den Libanon flüchten nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges vor 30 Jahren in jedem Jahr rund eine Million Menschen aus Syrien. Die Sternsingergruppen mit ihren Begleitern aus der Großgemeinde St. Gertrud sind am Sonntag, 5. Januar, um 9.30 Uhr zur Messe in der Propsteikirche eingeladen.