Leithe-Ückendorf. Mit dem Radschnellweg rückt das Gelände des alten Güterbahnhofs Wattenscheid in den Fokus. Planer sehen hier städteübergreifendes Potenzial.

Auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs Wattenscheid-Gelsenkirchen, oder Leithe-Ückendorf und am Wattenscheider Bach zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen ab. Die alten Industrieflächen sollen völlig neu erschlossen und genutzt werden.

Mit dem Fahrrad auf schnurgeraden Verbindungen über ehemalige, aufgegebene Eisenbahntrassen lässt sich weitgehend kreuzungsfrei und unabhängig von der Straße quer durchs Revier kommen. Die Planer werfen den Blick über die Stadtgrenzen, wo der Radschnellweg RS 1 bereits seine Bahn über die Stadtgrenzen zieht. Auch der Emscherumbau gestaltet nebenan und mittendrin das System der alten Bachläufe und kümmerlichen „Köttelbecken“ radikal neu.

Das Zauberwort „sehr großes Potenzial“ kennzeichnet, was die Stadtplaner in Bochum und Gelsenkirchen von der neun Hektar großen „Entwicklungsfläche“ am früheren Güterbahnhof halten. Hier wird ein bandartiger, städteübergreifender Planungsraum entlang des künftigen RS 1 entworfen, um ihn zu revitalisieren.

Neues Leben auf alter Bahnfläche

Die Stadt Gelsenkirchen hat bereits einen Teil der Entwicklungsfläche von der Aurelis Asset GmbH gekauft.

Die stillgelegte Bahnlinie führt vom Watermanns Weg über Aschenbruch bis Steinhausstraße, Blücherstraße und Centrumstraße in Ost-West-Richtung.
Die stillgelegte Bahnlinie führt vom Watermanns Weg über Aschenbruch bis Steinhausstraße, Blücherstraße und Centrumstraße in Ost-West-Richtung. © www.blossey.eu | Archiv Hans Blossey

Der Großteil der Fläche befindet sich im Eigentum der DB Netz AG. Südlich angrenzend auf dem Bochumer Stadtgebiet wird das ehemalige Hamacher-Areal derzeit als Gewerbehof genutzt. Optional kann diese Fläche mittel- bis langfristig in die Planung einbezogen und entwickelt werden, falls die derzeitige Nutzung aufgegeben wird. Weiter umfasst der städteübergreifende Planungsraum im östlichen Verlauf des RS 1 einen weiteren Teilbereich, der wohnbaulich entwickelt werden soll. Dieser befindet sich ausschließlich auf Bochumer Stadtgebiet.

Städteübergreifend und in Kooperation wollen Bochum und Gelsenkirchen gemeinsam ehemalige Bahnflächen nutzen und als potenzielles Wohngebiet entwickeln. Im Blickpunkt steht der Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs Gelsenkirchen-Wattenscheid an der Stadtgrenze: Ückendorfer Straße/Watermanns Weg. Auch eine Bahnstrecke in Günnigfeld, nördlich der Steinhausstraße, könnte als neues Wohnquartier interessant werden.

Imposante Brücke als Denkmal geschützt

Die Eisenbahnbrücke über die Ückendorfer Straße steht unter Denkmalschutz. Auch nach dem Eigentümerübergang an Straßen.NRW, Regionalniederlassung Ruhr (RNL), sind für das Bauwerk keine grundlegenden Änderungen vorgesehen. Ziel sollte zunächst sein, den RS 1 befahrbar zu machen. Dazu zählen der Ausbau des Bahnschotters und der Gleise und das Aufbringen eines asphaltierten Straßenoberbaus.

Grundlegende Planungsziele sind dabei die Schaffung von anspruchsvollen neuen Quartieren für Wohnen und Arbeiten und eine städtebauliche Einbindung des neuen Radschnellwegs RS 1. Eine neue Bebauung läge günstig direkt am Radweg, und eine attraktive neue Bebauung würde im Gegenzug auch die Qualität des RS 1 steigern. Ein Grünzug könnte als Frischluftschneise frei gehalten und Teil der Grünvernetzung zwischen Bochum und Gelsenkirchen werden.

Fläche sollen zusammengefasst werden

Auf Gelsenkirchener Gebiet liegen 11,2 Hektar des Güterbahnhofs und der aufgegebenen Gleisanlagen. Sie sind Eigentum der DB Netz AG. Die angrenzenden zwei Hektar an der ehemaligen Ladestraße gehören der Aurelis Real Estate GmbH Co KG, so der letzte Informationsstand.

Die Erschließung des potenziellen Baugebietes könnte nur über eine teils brache Fläche auf Bochumer Gebiet vorgenommen werden, die sich im Eigentum Dritter befindet. Hier streben demnach die Stadt Bochum und die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft BEG auch über den „Flächenpool NRW“ eine Kooperation mit den Eigentümern an.

Erschließung über die Grenze

Die Haupterschließung des Quartiers soll von der Ückendorfer Straße aus über die bestehende Straße Am Bahnhof in Gelsenkirchen erfolgen. Zusätzlich wird auf Bochumer Stadtgebiet eine zweite Erschließungsstraße in Richtung Watermanns Weg nach Süden erwogen. Der konkrete Verlauf dieser Erschließungsstraße müsste detailliert geprüft und mit dem Flächeneigentümer abgestimmt werden.

Die grundsätzliche Machbarkeit einer solchen Planung wurde von der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft BEG aber bereits auf Artenschutz und Schallschutz geprüft.

Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt liegt entlang der ehemaligen Bahnstrecke in Günnigfeld, nördlich der Steinhausstraße. Auch hier bieten ehemalige Bahnflächen eine Möglichkeit, um neues Wohnbauland zu schaffen.

Der Hauptbereich umfasst den eigentlichen ehemaligen Güterbahnhof und liegt zwischen der Ückendorfer Straße im Westen und dem Wattenscheider Bach im Osten. Der kleinere Bereich liegt weiter im Osten in Günnigfeld: Nördlich der Steinhausstraße soll entlang des künftigen Radschnellwegs „RS 1“ ein Streifen an Wohnbebauung entstehen. Bereichert wird der Projektzuschnitt durch den Radschnellweg 1 (RS 1), der Bochum und Gelsenkirchen entlang der Trasse am ehemaligen Güterbahnhof in nicht allzu ferner Zukunft verbinden wird.