Leithe. . Im Zuge der riesigen Renaturierung arbeitet die Emscher-Genossenschaft auch an der Trennung der Einleitungen auf dem Gelände der Halde Rheinelbe.

Es ist so weit draußen, dass man weder an der belebten Lohrheidestraße noch in Sevinghausen tatsächlich etwas mitbekommt, aber es wird nachhaltige Auswirkungen haben, wenn die Emschergenossenschaft mit ihrem Jahrhundertprojekt den Wattenscheider Bach wieder frei fließen lassen kann.

Anfang des Jahres waren zunächst Rodungsarbeiten auf dem weitläufigen Gelände der Halde Rheinelbe angekündigt. Weitere Vorbereitungen laufen derzeit, für das Ruhrgebiet auch nicht untypisch, die intensive Untersuchung auf Reste von Kampfmitteln im Boden. Für das dritte Quartal, und damit in absehbarer Zeit, peilt die Emschergenossenschaft dann die umfangreichen Erdarbeiten an.

Regenrückhaltebecken ist ein Kernstück

Einige Gewässer am Oberlauf des Wattenscheider Bachs sind bereits renaturiert worden: der Wattenscheider Bach selber in Teilen, die Asche, der Sevinghauser Bach und der Abfluss vom Helfsbach. Bis zum Standort der ehemaligen Westenfelder Mühle sind seit 2010 etwa an der Ridder- und Bahnhofstraße Rohre verpresst worden, um an anderer Stelle Bachläufe mit Frischwasser an die Oberfläche zurück zu führen.

Ein weiteres Kernstück der Zukunftsaufgaben wird das Regenrückhaltebecken darstellen, das östlich der Rhein-Elbe-Halde mit der Himmelstreppe entsteht.

Die Bauzeit soll etwa zweieinhalb bis drei Jahre betragen. Darin enthalten ist auch die Anlage eines zwei Kilometer langen, reinen Abwasserkanals an der Grenze zu Gelsenkirchen. Er kann als Stauraumkanal von 2,60 Meter auch zu befürchtende Starkregenfälle zumindest zum Teil aufnehmen.

Entlastung für die Kläranlagen

Das oben schwimmende und überwiegend saubere Regenwasser kann ab einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer schwappen. „Die klärpflichtigen und schwereren Anteile bleiben unterhalb und können abgeführt werden,“ erläutert die Emschergenossenschaft das Prinzip.

So bekommen die Gewässer im Emscher-Einzugsbereich sauberes Wasser, während die zukünftig getrennt geführten Abwasserkanäle und insbesondere auch die Kläranlagen entlastet werden können.

Mammutprojekt für die gesamte Region

Hauptschlagader des neuen Entwässerungssystems ist der Abwasserkanal zwischen Dortmund-Deusen und dem Klärwerk im Städtedreieck Dinslaken-Oberhausen-Duisburg.

Auf 51 Kilometern wird er die Abwässer von rund 2,26 Millionen Einwohnern und Abwassermengen von Industrie und Gewerbe aufnehmen.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden.

Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, also von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei. Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit und naturnah umgestaltet worden sein.