Bochum-Sevinghausen. Wer seinen Weihnachtsbaum frisch vom Feld aussuchen möchte, schlägt ihn bei Landwirt Appelbaum selbst. Für viele Familien ist das Tradition.

Am letzten Weihnachtsfest hat Alexander Patlat schlechte Erfahrung gemacht: Den Christbaum, den er ausgesucht hatte, verlor bereits nach einer Woche alle Nadeln. „Damit das nicht wieder passiert, suche ich ihn in diesem Jahr selbst aus“, so Patlat.

Dafür stapft er mit seinen Söhnen Nikita (9) und Alex (8) mitten über das Feld des Landwirtes Hermann Appelbaum. Auf rund drei Hektar Fläche sind hier Nordmann- und Edeltannen angepflanzt, 7000 Stück pro Hektar. Trotz der großen Auswahl fällt die Entscheidung schnell. „Wir nehmen den da“, sagt Nikita und zeigt auf eine kleine Tanne am Rande des Ackers. Auch Familie Neubauer hat bereits einen Baum gefunden. Mit Handschuhen und Handsäge bewaffnet, gehen Vater Jens und Sohn Thomas Neubauer dem künftigen Weihnachtsbaum an den Kragen.

Weihnachtsbaum- Mit diesen Tipps bleibt die Tanne frisch

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    Klimaschutz an Weihnachten

    „Wir sind schon zum dritten Mal hier, zuvor haben wir unseren Weihnachtsbaum im Sauerland geschlagen“, so Jens Neubauer. Das sei jedes Mal ein richtiges Familienerlebnis. Er rate dazu, eine vernünftige Gartenschere mitzubringen, um den Stumpf vor der Sägearbeit freizuschneiden. „Außerdem alte Schuhe und Lederhandschuhe“, ergänzt Mutter Sandra Neubauer. Während der Weihnachtsbaum bei den Neubauers am Heiligen Abend mit echten Kerzen und großen roten Kugeln geschmückt wird, kommt bei Brigitte und Michael Pflugbeil jedes Jahr Lametta an den Baum.

    An einem Tag im Jahr

    Das Weihnachtsbaumschlagen findet jedes Jahr Ende Dezember an nur einem Tag auf dem Hof des Landwirtes Hermann Appelbaum (In den Höfen 2) statt.

    Der Preis für den Weihnachtsbaum berechnet sich pro Meter und Sorte. Edeltannen kosten 17 Euro pro Meter, Nordmanntannen 22 Euro.

    WAZ-Leser profitierten auch in diesem Jahr: Für sie gab es 15 Prozent Rabatt auf die geschlagene Tanne.

    „Für uns geht die Weihnachtszeit jetzt richtig los“, sagt Brigitte Pflugbeil. Gemeinsam sind die Beiden noch auf der Suche nach der passenden Edeltanne. „Sie soll etwa zwei Meter groß sein. Es ist gut, dass man sich die Bäume hier angucken kann, ohne, dass sie eingepackt sind“, so Michael Pflugbeil. Dass der Baum lokal gewachsen ist und nicht mit weiten Fahrtstrecken aus dem Ausland importiert wurde, ist den Beiden besonders wichtig. Denn Klimaschutz spielt mittlerweile auch beim Weihnachtsfest eine Rolle.

    „Ein echter Baum ist schon mal klimafreundlicher als ein künstlicher Baum“, sagt Patrick Appelbaum, der an der Netzmaschine Baum für Baum eintütet. „Außerdem hat der Baum das ganze Jahr über Sauerstoff produziert und Tieren Schutz geboten“, ergänzt Vater Hermann Appelbaum.

    Hälfte der Neuanpflanzungen kaputt

    Vom Klimawandel hat aber auch der Landwirt etwas gemerkt: „Im letzten Jahr sind 50 Prozent der Neuanpflanzungen wegen der Trockenheit kaputtgegangen. In diesem Jahr habe ich deshalb darauf verzichtet, neue Bäume anzupflanzen. Der Boden ist einfach zu trocken“

    Weihnachtsbäume verkauft der Landwirt bereits seit 28 Jahren, seit etwa zehn Jahren kann man sie selbst schlagen. Für Marina Wieskämper ist das immer wieder ein Erlebnis, sie kommt zum vierten Mal zum Selbstschlagen. „Definitiv etwas anderes, als den Baum einfach zu kaufen“, findet sie. „Es ist nicht so leicht, einen kleinen Baum zu finden, aber hier gibt es alle Größen“, so Wieskämper. Ihre Tanne wird sie mit kleinen Holzanhängern schmücken. Alex und Nikita machen sich derweil lieber Gedanken darüber, was unter dem Baum liegen wird: „Hoffentlich Kopfhörer und Computerspiele“, sagen die beiden Jungen vorfreudig.