Wattenscheid-Mitte. Förderprojekt „Soziale Stadt“ stellt die 50. Hausfassade fertig. 1,6 Millionen Euro wurden bisher insgesamt investiert, 85 Anträge liegen vor.
Im neuen Rot-Ton präsentiert sich das Haus an der Voedestraße 7 an drei Seiten. „Laibungen“ und „Faschen“ des Mauerwerks und der Fenster sind über vier Geschosse weiß abgesetzt. Eigentümer Michael Dietrich blickt zufrieden auf seine Immobilie.
Auch die Verantwortlichen der „Sozialen Stadt“ Wattenscheid und der Bochumer Verwaltung ziehen eine positive Zwischenbilanz: mit dem Gebäude wurde die 50. Fassade mithilfe des „Hof- und Fassadenprogramms“ im Gebiet des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) seit dem Start im Jahr 2016 fertiggestellt.
Förderung ohne viele Vorlagen
Mit bis zu 40 Prozent aus Fördermitteln von Bund und Land werden Eigentümer bei der Verschönerung ihrer Gebäude unterstützt. So auch Michael Dietrich. 13.000 Euro kostete der Anstrich der Hausfassade insgesamt, knapp 8000 Euro verbleiben bei Dietrich: „Der Ablauf war sehr unproblematisch. Wir haben uns um ein Angebot bemüht und es dann im Stadtteilbüro eingereicht.“ Ein halbes Jahr habe der Prozess ungefähr von der Planung bis zur fertigen Fassade gedauert: „Das ist relativ normal, würde ich sagen. Wichtig ist, dass relativ frei von Auflagen gefördert wird“, hebt der Eigentümer hervor.
Neben 50 fertiggestellten Fassaden im gesamten ISEK-Gebiet befinden sich weitere 35 in der „konkreten Vorbereitung“, informiert Stadtteilarchitektin Katja Schlemper: „Wir sehen an vielen Stellen in Wattenscheid und befinden uns in unterschiedlichen Phasen der Umsetzung.“ Damit laufe das Programm im Wattenscheider Fördergebiet erfolgreich, resümiert Dorothee Dahl (Amt für Stadtplanung und Wohnen): „Es funktioniert hier sehr gut, in anderen Gebieten mussten wir schon mal häufiger die Werbetrommel rühren.“
Für Stadtteilmanager Karsten Schröder liegt ein Grund an der Tatsache, dass „es echtes Geld gibt. Der Zuschuss ist kein Darlehen oder ähnliches, das Antragsverfahren läuft verhältnismäßig einfach.“ Dahl ergänzt: „Eigentümer sollen das Verfahren nicht scheuen. Unsere Architektin begleitet und berät während des gesamten Vorhabens.“
Energetische Maßnahmen werden nicht mitfinanziert
Energetische Maßnahmen seien von der Förderung durch das Hof- und Fassadenprogramm zwar ausgeschlossen, wie Katja Schlemper einschränkt: „Allerdings sind die ersten Gespräche meist der Türöffner für weitere Beratungen, die sich dann mit weiterführenden Themen und Fördermöglichkeiten beschäftigen.“
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Rund 32.000 qm Gesamtfläche tragen im ISEK-Gebiet bereits einen neuen Anstrich. Das bedeute ein Fördervolumen von bislang 575.000 Euro bei Gesamtinvestitionen von circa 1,6 Millionen Euro. „Nicht bilanziert sind in der Summe die begleitenden Maßnahmen, die dann häufig von Hausbesitzern gleichzeitig durchgeführt werden“, so Schlemper weiter.
Höfe aufwerten
Der Name nimmt es vorweg: Auch Hofflächen können im Rahmen des „Hof- und Fassadenprogramms“ aufgewertet werden. Stadtteilmanager Karsten Schröder: „Wir fördern auch die Umgestaltung von Hofflächen und möchten Eigentümer noch einmal aufrufen, Kontakt zu uns aufzunehmen. Bislang gibt es hier deutlich weniger Nachfragen.“ Umgesetzt wurde noch keine Fläche, ein Antrag befinde sich aktuell jedoch in Vorbereitung.
Gefördert werden Maßnahmen zur Entsiegelung, Begrünung und Gestaltung von Hof- und Gartenflächen sowie zur Begrünung von Dächern und Fassaden.
Eigentümer müssen beantrage Maßnahmen vor Beginn der Umsetzung mit Stadtteilarchitektin Katja Schlemper abstimmen. Kontakt über das Stadtteilbüro an der Westenfelder Straße 1, unter 02327/91 97 93 0 und per E-Mail an info@wat-bewegen.de.
Ausruhen wolle man sich trotz positiver Zahlen nicht, sagt Stadtteilmanager Schröder: „Wir haben uns Gebäude an der Bochumer Straße angeschaut, Eigentümer gezielt angeschrieben und viele Rückmeldungen erhalten. Daraus sind wieder Beratungen entstanden, die über das Thema Fassaden hinaus gehen.“ Ausreichend Mittel aus Fördertöpfen seien vorhanden, versichern die Verantwortlichen. „Wir könnten die Fassaden von rund 40 Prozent aller Gebäude im gesamten ISEK-Gebiet mit dem verankerten Budget erneuern“, so Schlemper.
Programm ist langfristig angelegt
Auch zeitlich sei man flexibel. Mit Blick auf das Erneuerungsgebiet im Bochumer „Westend“ sagt Karsten Schröder: „Dort wurde zwölf Jahre lang gefördert.“ Auch das „offizielle“ Ende des Wattenscheider ISEK sei somit nicht als Abschluss zu verstehen. Schlemper: „Wir haben hier erst vor drei Jahren begonnen. Über ein Ende denken wir noch nicht nach.“