Wattenscheid/Ghana. Marco Stanitzek stapelt Bücher: Englische Literatur erhoffte er sich für sein Ausbildungszentrum in Ghana. Jetzt erhält er zahlreiche Spenden.
EEin großer und ein kleiner Umzugskarton sind randvoll gefüllt mit Büchern. Daneben steht ein gelber Wäschekorb mit zahlreichen Drucken. Weiterer Lesestoff liegt daneben auf dem Fußboden gestapelt. Marco Stanitzek (44) hat alle Hände voll – zum Glück. Für sein Ausbildungszentrum in Ghana sucht der Eppendorfer Auswanderer nach englischer Literatur.
Im Center „Saanema Institute of Creativity“ werden Jugendliche vor allem in Handwerksberufen ausgebildet, sollen durch geeignete Literatur zudem zum Lesen gebracht und in Schrift und Sprache gefördert werden. Nachdem „LiesWAT!“, der Förderverein der Bücherei, hellhörig und sofort aktiv wurde, schlossen sich nun auch Bürgerinnen an.
Ehrenfelderin steuert 60 Bücher bei
„Endlich haben die Bücher wieder einen Nutzen“, freut sich Christa Bruhnke Stratmann. Die Ehrenfelderin las in der WAZ von Marco Stanitzek und seinem Engagement im ghanaischen Anateem (Bolgatanga, Upper East Region) und bot sofort Hilfe an. Schließlich ist die Englisch-Lehrerin vom Fach: „Allein zu meinem Examen hatte ich 30 Bücher lesen müssen, die seitdem bei mir im Regal standen.“ Noch einmal so viele Exemplare kamen aus ihrem persönlichen Sortiment hinzu. „Weltliteratur“ fasst Bruhnke-Stratmann die 60 Bücher umfassende Spende prägnant zusammen.
Auf Stippvisite in der alten Heimat
Vereinsarbeit fördern
„Saanema“ möchte „junge Leute und Frauen ohne Schulabschluss fördern und ihnen helfen, weiterzukommen, auf eigenen Füßen zu stehen“, beschreibt Gründerin Agnes Fosuah die Ziele des Vereins.
Wer Mitglied werden, sich informieren, Kontakt aufnehmen oder „Saanema“ unterstützen möchte, meldet sich bei Fosuah unter Tel. 0152/16 95 00 98, Stanitzek Tel. 02327/72778 oder per E-Mail an saanemagh14@yahoo.com.
Seit gut sechs Monaten ist Auswanderer Stanitzek zurück in seiner alten Eppendorfer Heimat, machte sich auf ins Ehrenfeld, um die gedruckte Unterstützung persönlich abzuholen. Natürlich kam man auch ins Gespräch und möchte künftig in Kontakt bleiben, sagt Christa Bruhnke-Stratmann. Stanitzeks Werdegang und sein „Saanema Institute of Creativity“ interessieren sie sehr. Berührungspunkte ergeben sich auch aus eigenen Reisen: „Vorheriges Jahr und vor fünf Jahren war ich ebenfalls in Afrika“, erzählt die Lehrerin. Nun leisten ihre Bücher bei der Ausbildung der Jugend Ghanas einen Beitrag.
Dirk Plewka, Leiter der Bücherei Wattenscheid im Gertrudiscenter, kann ebenfalls Unterstützung vermelden: „Eine Dame, die durch den WAZ-Artikel auf die Aktion aufmerksam geworden ist, hatte sich bei uns gemeldet und gefragt, ob sie die Bücher direkt in der Bücherei abgeben könnte.“ Kurz darauf kam die Verstärkung unkompliziert und auf schnellem Wege am Alten Markt an – und Stanitzek holte sich eine weitere Kiste.
Per Container nach Afrika
Mit dem Container sollen die englischen Romane, Fachbücher und Co ihren neuen Ziel- und Lehrort erreichen. Eine komplette Transportbox nur mit Büchern habe er schon gepackt, so Stanitzek: „Dazu habe ich schon jetzt genügend Stoff, um eine zweite zu gut Dreivierteln zu füllen.“ Und die Anrufe reißen nicht ab, auch am Montag (29.) ging das nächste Abhol-Angebot ein.
Die Überfahrt auf dem Seewege und der Transport über Land bis in den Norden Ghanas kosten 110 Euro – pro Box. Das zahlt Stanitzek aus eigener Tasche: „Für unser Ausbildungszentrum habe ich noch Laptops und einen Beamer gespendet bekommen, die ebenfalls mitgeschickt werden und sehr wichtig für uns sind.“ Eine dritte Bücherkiste wird auf Reisen geschickt, sobald neues Geld vorhanden ist. Wann die Hilfen ankommen, „ist schwierig zu sagen. Wir rechnen meist mit circa einem Monat.“
Vereinsgründung eingereicht
Um künftig die Arbeit vor Ort in Ghana besser unterstützen, die dort aus Plastikabfällen produzierten Waren („Upcycling“) auch in Deutschland vertreiben zu können, wurde die Vereinsgründung von „Saanema“ eingereicht. Während Stanitzek in seiner neuen Heimat Ghana weiter wirkt, aufbaut und gegen Alltagsprobleme kämpft, übernimmt die gebürtige Ghanaerin und heutige Bochumerin Agnes Fosuah (59) die Vereinsarbeit als Mitgründerin in Deutschland. Aktuell warten die beiden noch auf die offizielle Rückmeldung zum Antrag.