Eppendorf/Hamme. Agnes Fosuah, gebürtig aus Ghana, und Exil-Eppendorfer Marco Stanitzek fördern Jugendliche und Frauen in Bolgatanga. Vereinsgründung steht bevor.

Die Brücke von Deutschland nach Ghana wird gestärkt. Agnes Fosuah (59), gebürtige Ghanaerin aus Bochum-Hamme, und der Exil-Eppendorfer Marco Stanitzek (44) stehen vor der Gründung von „Saanema e.V.“. Der Verein soll „junge Leute und Frauen ohne Schulabschluss fördern und ihnen helfen, weiterzukommen, auf eigenen Füßen zu stehen“, beschreibt Fosuah den Ansatz.

„Saanema“ möchte so die Arbeit vor Ort in Anateem, Bolgatanga (Upper East Region) stärken. Seit 2005 lebt Stanitzek in Ghana, traf und heiratete dort seine Ehefrau Sophia und kämpft täglich für bessere Ausbildungschancen von Jugendlichen, alleinerziehenden Müttern und Frauen. „Als Schule und Organisation sind wir in Ghana bereits eingetragen. Der deutsche Verein wird auf unserem Center ,Saanema Institute of Creativity’ aufbauen, das wie eine Berufsschule ist.“

Handwerksberufe sind gefragt

Auszubildende und Lehrkräfte vor dem „Saanema Institute of Creativity“ in Bolgatanga (Ghana). 
Auszubildende und Lehrkräfte vor dem „Saanema Institute of Creativity“ in Bolgatanga (Ghana).  © Stanitzek

In zwei Jahren können Schüler eine Ausbildung dort praktisch und mündlich ablegen. Der Fokus liegt auf Handwerksberufen aller Art: Mode & Design, Weben, Zimmermann, Bau- und Konstruktionshandwerk sowie Frisieren. „Meine Frau Sophia hat sich auf Naturhaar spezialisiert“, ergänzt Stanitzek. Fosuah erklärt: „Wir bringen den Leuten bei, ihre Harre nicht mit Chemie zu färben oder zu glätten und so ihre Gesundheit zu schützen.“

Einnahmen unterstützen Produktionsstätte

Gleichzeitig sollen die in Ghana produzierten Warten über den Verein und ein offizielles Gewerbe in Deutschland vertrieben werden. Die Einnahmen unterstützen wiederum ihre Produktionsstätte, das Center vor Ort, mit dem man in Bolgatanga neue Wege geht und sich gleichzeitig zurückbesinnt. Stanitzek: „Mittlerweile denke ich, Handwerk ist wieder wichtiger geworden als ein Uni-Abschluss. Die wenigsten Studierten bekommen einen Job, während es in den Handwerksberufen großen Bedarf gibt.“

Die kompakte zweijährige Ausbildung im „Saanema Institute of Creativity“ ermögliche den Teilnehmer den Einstieg in die Arbeitswelt, so Stanitzek weiter: „Ausbildung hieß in Ghana bislang, sich drei Jahre zu verpflichten, dem Meister dafür noch Geld zu zahlen und am Ende kaum arbeiten zu dürfen. Außerdem lernt man nur exakt das kennen, was im Betrieb gemacht wird. Unsere Intensivkurse bieten alle Facetten des Handwerks.“

So nehmen Interessierte Kontakt zu „Saanema“ auf

Agnes Fosuah kam 1976 nach Deutschland, lebt in Hamme und arbeitet im Bergmannsheil (Hauswirtschaft). Nach dem Studium ihrer Tochter möchte sie wieder häufiger in Ghana sein, um die Vereinsarbeit zu stärken.

Kontakt zu „Saanema“ für Mitgliedschaften: Tel. 02327/72778 (Stanitzek), 0152/16 95 00 98 (Fosuah) und per E-Mail an
saanemagh14@yahoo.com.

Aus wenig viel machen

Die Philosophie von Saanema ist es, aus wenig viel zu machen, betonen Fosuah und Stanitzek: „Es wird viel recycelt, Rucksäcke zum Beispiel entstehen aus altem Plastik. Wir bauen gerade auch einen neuen Klassenraum aus leeren Flaschen, die mit feuchtem Lehm befüllt werden.“ Eine Mischung aus Zement und erneut Lehm hält die Trinkbehältnisse am Ende zusammen, sorgt so für natürliche Kühle und schont das Klima. Fosuah erinnert sich: „Früher haben wir in Lehmhäusern gewohnt, in denen es immer kühl war.“ Die heutigen Zementhäuser würden hingegen Öfen gleichen.