Wattenscheid/Ghana. . Marco Stanitzek (42) berichtet aus seiner Wahlheimat über „Alltagsprobleme“. Suche nach medizinischer Versorgung für Princess (2) gleicht einer Odyssee.
- Herzfehler bei Princess vermutet
- Spenden aus Wattenscheid hängen fest
- Hoffnung auf Heilung
Mit welchen Widrigkeiten und Rückschlägen der Eppendorfer Marco Stanitzek in seiner afrikanischen Wahlheimat Ghana zu kämpfen hat, stellt das hiesige Vorstellungsvermögen auf eine harte Probe. „Man glaubt manchmal selbst nicht, was alles passiert. Ich habe mich aber mehr oder weniger daran gewöhnt“, bewahrt der 42-Jährige die Ruhe, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: ein zweites Kinderleben retten.
Operation am Herzen gut verlaufen
Perseus Adjetey konnte dank einer Operation seinen zweiten Geburtstag feiern. Ein lebensbedrohlicher, angeborener Herzfehler („Fallot-Tetralogie“) erforderte den Eingriff, der Dank des Einsatzes von Stanitzek, seiner Frau Sophia und weiteren Helfern vor Ort ermöglicht werden konnte. „Ich habe vor ca. drei Wochen mit seiner Mutter Cynthia gesprochen. So weit sieht alles gut aus, er muss aber regelmäßig zu den Nachuntersuchungen nach Accra ins Krankenhaus.“ Daher wohnen Perseus und seine Eltern aktuell in der Nähe der Hauptstadt Ghanas bei Oma und Opa.
Auf den Hilferuf aus Ghana reagierten die Wattenscheider Bürger im Juni 2016 schnell und großzügig. 3700 Euro kamen in Rekordzeit zusammen, nachdem das DRK und Tobias Dannappel, Geschäftsführer Grillakademie Ruhr, Stanitzeks Anliegen bekannt machten.
Gleichzeitig übernahm ein anonymer Spender die Kosten für Perseus’ OP (8000 USD). Stanitzek kümmerte sich auch bereits um das Schicksal von Mwine Princess (2). Auch bei ihr besteht der dringende Verdacht auf einen Herzfehler.
Hinter der Zweijährigen, ihrer Mutter Pelepele Mavis und dem gebürtigen Eppendorfer liegt mittlerweile eine Odyssee: „Wir haben vier Krankenhäuser abgeklappert, nur um ein funktionierendes Röntgengerät zu finden“, berichtet Stanitzek. „Stundenlang sind wir gefahren, mussten dann manchmal acht Stunden auf einen Termin warten. Als wir das Bild hatten, war der Spezialdrucker defekt, so dass es nur auf normalem Papier gedruckt werden konnte.“ Etwas Glück war der strapazierten Gruppe doch noch vergönnt. Ein Arzt schaute sich die Röntgenaufnahme noch vor Ort an.
Spezialist in Kumasi wird konsultiert
Sobald die Spenden aus seiner alten Heimat Wattenscheid in Ghana eingetroffen sind, geht es direkt zum Echokardiogramm nach Kumasi, kündigt Marco Stanitzek an: „Dort werden wir einen Spezialisten konsultieren, was etwas teurer werden wird.“
Bisher konnte er alle anfallenden Kosten für Untersuchungen und Reisen noch selbst übernehmen, was Stanitzek ausdrücklich befürwortet: „Jeder möchte seinen Beitrag leisten. Wir leben aktuell aber mit sechs Kindern hier zusammen und kümmern uns um alle, so dass wir jetzt leider knapp bei Kasse sind.“ Princess wohnt mit ihrer alleinerziehenden Mutter schon länger beim Eppendorfer Entwicklungshelfer und seiner Frau Sophia in Bolgatanga. Bei der Zweijährigen sei leider alles zusammen kommen: „Sie kommt aus ärmsten und zerrütteten Verhältnissen, litt von Anfang an unter Unterernährung, schlechtem Wasser, fehlendem Schutz vor Malaria und ihrer angeborenen Krankheit.“
Allerdings: „Zumindest haben wir jetzt einen konkreten Anhaltspunkt. Ob eine Operation notwendig ist, werden die weiteren Ergebnisse zeigen“, sendet Stanitzek positive Signale an die vielen Helfer in Wattenscheid.
Trotz schlechter Qualität stellte er „eine Vergrößerung des Herzens“ fest. Ein Echokardiogramm (Herzultraschall) muss nun in Kumasi (zweitgrößte Stadt Ghanas) erstellt werden. Ein anderer Arzt diagnostizierte zuvor eine Erkältung, ignorierte Princess’ Schnarchen, ihren starken Durst und andere Symptome. Stanitzek fassungslos: „Die Erkältung hätte sie dann außerdem seit zwei Jahren...“
Spenden aus WAT hängen fest
Nun heißt es erneut warten, denn auch die Spendengelder aus Wattenscheid befinden sich noch auf Irrfahrt, bestätigt Christian Lange vom DRK: „Schon dreimal kam die Überweisung zurück, da die Angaben nicht korrekt waren. Wir hoffen nun, dass alle Bankdaten stimmen und der Betrag überwiesen wird.“ Ohne Geld funktioniere nicht viel, erklärt Stanitzek: „So ist das System hier leider. Es gibt aber auch etliche, unfassbar schöne Seiten an Ghana, die man bei all dem nicht vergessen darf.“