Wattenscheid. Die „Ruhrstadt-Gartenmiliz“ verschönert mit einfachen Möbeln den ungenutzten Platz am Gertrudiscenter. Die Stadt begrüßt diese Zusammenarbeit.
Ideen haben sie in ihren Gemeinschaftsgärten gesammelt, nun tragen die Aktiven der „Ruhrstadt-Gartenmiliz“ ihre Kreativität auch in den öffentlichen Raum: Auf der schon lange Zeit ungenutzten Brachfläche an der Brinkstraße/Lyrenstraße gleich neben der Parkhaus-Zufahrt am Gertrudis-Center steht seit dem Wochenende eine Pyramide als Zeichen einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit.
„Ungewöhnlich“, fasst Kolja Klar für die Truppe zusammen, denn nach immer wieder auftretenden Beschwerden über die zunehmende Vermüllung des Platzes kam die Stadtverwaltung auf die Gruppe zu, fragte um Unterstützung nach und stellte nach wenigen Ortsterminen und Abstimmungen über das Projekt gegen Rechnung das Baumaterial zur Verfügung. „200 Paletten, 1000 Schrauben“ fasst Klar zusammen, der für den Einsatz in der Hitze und ohne eine Spur von Schatten seinen Nachbarn Ramdan Abdul, Gemeinschaftsgärtnerin Martyna Hepner und seinen Bruder Joscha gewinnen konnte.
Noch während die vier schuften und die Basis für die künftige Sitz-Pyramide Wattenscheids schaffen, ernten sie neugierige Blicke von Passanten und Autofahrern an der Hauptstraße. Auch der Kontakt zu den Nachbarn lässt nicht lange auf sich warten „Sie haben uns sogar an den Stromanschluss gelassen,“ stellt Klar zufrieden fest, „denn das Ganze steht und fällt mit den Nachbarn, die anschließend auch darauf achten.“
Der Platz soll zum Anhalten einladen
Was die „Ruhrstadt-Gartenmiliz“ anfänglich in Guerilla-Manier noch heimlich pflanzte, säte oder anlegte, tritt hier ganz offen zutage, und soll vor allem deutlich der Allgemeinheit dienen. Der Platz gewinnt eine Aufenthaltsqualität, bietet sich an, beim Einkaufsbummel zu pausieren, und zeigt, dass er nicht komplett links liegen gelassen und vernachlässigt wird.
Die Zukunft der Fläche ist zwar immer noch nicht völlig festgeschrieben, „es ist auch kein richtiger Gemeinschaftsgarten, aber die Ecke einfach so liegen zu lassen, wäre Verschwendung,“ meinen die Aktivisten. Außerdem hat das Liegenschaftsamt zugesagt, wenn diese Fläche überraschend doch verkauft werden könnte, nachdem sie praktisch schon ewig brach gelegen hat, würden der „Gartenmiliz“ auf jeden Fall Ersatz-Areale zugewiesen.
Paletten oft noch teures Wegwerf-Gut
Die Pyramide im Zentrum des Platzes wird nun von einem lockeren Halbrund von weiteren Sitzmöbeln der einfachsten Art, zum
Teil mit Tischen, und einer lockeren Begrenzung zur viel befahrenen Lyrenstraße eingefasst. Die Verwendung von Palettenholz hat noch einen weiteren Hintergrund, unterstreicht Kolja Klar, „das ist noch viel zu oft ein teures Wegwerfgut“.
Wie bestellt hält ein Kleintransporter. Dilayda Bulut hat das Treiben auf dem Platz bemerkt und steuert zehn weitere Paletten bei, die sie eigentlich zur Deponie bringen wollte. „Die sind beim Ausräumen im Lager über geblieben,“ erzählt sie.
„Das hier kann noch erweitert werden,“ waren sich die vier Platzgestalter sowieso einig, und: „Wenn die Stadt das wirklich weiter verfolgen will.