Wattenscheid/Ghana. Auswanderer Marco Stanitzek erhält zwei Kisten mit englischsprachigen Büchern vom Förderverein. Lesestoff hilft Jugendlichen bei der Ausbildung.

In Wattenscheid und Umgebung ist „LiesWAT!“ etabliert. Seit 2013 unterstützt der Förderverein „seine“ Bücherei im Gertrudiscenter: mit Spenden, kulturellen Veranstaltungen und Equipment. Nun weitet sich das Wirken der Ehrenamtlichen bis Afrika aus. Der Exil-Eppendorfer Marco Stanitzek (44) hat zwei Kisten gefüllt mit englischsprachigen Büchern erhalten, um in Anateem (Bolgatanga, Upper East Region) das dortige Center „Saanema Institute of Creativity“ zu unterstützen.

Der ehemalige Eppendorfer Marco Stanitzek und die gebürtige Ghanaerin Agnes Fosuah gründen derzeit den Verein „Saanema“.
Der ehemalige Eppendorfer Marco Stanitzek und die gebürtige Ghanaerin Agnes Fosuah gründen derzeit den Verein „Saanema“. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Stanitzek lebt seit 2005 in Ghana, traf dort seine Ehefrau Sophia und setzt sich gemeinsam mit dem Team der Schule und der eingetragenen Organisation für bessere Ausbildungschancen von Jugendlichen, alleinerziehenden Müttern und Frauen ein. „Es ist super schwierig, in Ghana an gute englische Bücher zu kommen.“ Zwar sei Englisch die Amtssprache, trotzdem mangele es an vernünftigem Lesestoff – vor allem „bei uns im Norden. Gute Romane, die unsere Jugend zum Lesen bringen, gibt’s kaum.“

Als LiesWAT-Vorsitzende Astrid Kern davon hörte, wurde sie sofort aktiv und füllte zwei Kisten mit geeigneten Büchern – natürlich kostenlos: „Sie stammen zum Teil aus Spenden an den Förderverein, die bei unseren Bücherflohmärkten nicht ganz so gefragt waren. Eine Freundin und ich haben außerdem unsere Regale durchsucht.“ Herausgekommen ist eine umfangreiche Mischung: „Dreams from my father“ vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, Noah Gordons „Shaman“, Klassiker von Ernest Hemingway, Bestseller von Donna Leon.

Lese-Ecke wird eingerichtet

Kern: „Ich freue mich sehr, dass wir etwas so sinnvolles unterstützen können.“ Während der Großteil im Saanema-Center bleiben wird, plant Stanitzek auch ein kleines Bücherregal in einem neuen Laden, den man bald eröffnen wolle: „Dort werden wir unsere Waren anbieten, die wir zusammen mit unseren Auszubildenden durch „Upcycling“ herstellen. Dazu soll es ein kleines Café mit Sitzecke geben, wo das Regal aufgebaut werden soll.“ Speziell für Journalisten, die „bei uns unterwegs sind“, sehr interessant.

Per Container gehen die Bücherkisten nach Ghana. Bezahlt wird der Transport aus eigener Kasse, antwortet Stanitzek auf Kerns Frage, wie man sich finanziere, ob man auf Mittel zurückgreifen könne. Daran arbeitet Marco Stanitzek mit der gebürtigen Ghanaerin und Bochumerin Agnes Fosuah: „Unser Verein ,Saanema’, der von Bochum aus die Arbeit in Ghana unterstützen wird, steht endlich kurz vor der Gründung.“ Gemeinsam mit Fosuah, die seit 1976 in Deutschland lebt, klärte Stanitzek kürzlich letzte Details: „Jetzt warten wir noch auf den Notar. Vor meiner Rückkehr nach Ghana steht der Verein hoffentlich.“

Am 12. August geht es für ihn zurück in seine Heimat. Deutschland sei nicht mehr seine Welt – „oder war es nie. Ich wusste schon immer, dass ich nach Afrika gehe.“ Der nächste Besuch von Familie, Freunden und Geburtsstätte ist für Ende 2020/Anfang 2021 geplant: „Dann endlich mit meiner Frau Sophia, die noch nie hier in Wattenscheid war.“