wattenscheid-Westenfeld. . Der evangelische Friedhof in Wattenscheid nimmt als einziger im Revier an der Landeskirchen-Kampagne teil. Der Friedhof soll neu erfunden werden.

Friedhöfe sollen nicht nur Orte der Trauer sein. Ein ausgewiesener „Ort der Hoffnung“ ist jetzt der evangelische Friedhof an der Westenfelder Straße. Diese Stätte ist die einzige im gesamten Ruhrgebiet und gehört zu den zehn evangelischen Friedhöfen im ganzen Land – von 350 insgesamt –, die von den Landeskirchen in NRW, Rheinland, Lippe und Westfalen, als „Ort der Hoffnung“ ausgewählt worden sind. Sie sollen als „Piloten den Friedhof neu erfinden“, so die Landeskirche Westfalen. Am Ewigkeitssonntag (25.), oft auch als Totensonntag bezeichnet, startet der Friedhof an der Westenfelder als „Ort der Hoffnung“ mit einer Andacht um 15 Uhr in der Kapelle.

Damit geht eine über zwei Jahre dauernde Planungsphase unter Federführung des Landeskirchen zu Ende. Ziel der Konzeptes „Ort der Hoffnung“ ist es, „evangelische Friedhöfe zu positionieren und mit Leben zu füllen“, so teilt es die Landeskirche auf ihrer Internetseite mit (www.evangelisch-in-westfalen.de).

Einer der wenigen innerstädtischen Friedhöfe

„Die Wahl der Landeskirche fiel auf Wattenscheid“, sagt Friedhofsverwalter Holger Sense. Er ist seit einem Jahr für den Friedhof verantwortlich, leitete bis dahin einen Garten- und Landschaftsbetrieb in Dortmund. „Bei einem überregionalen Treffen der Friedhofsverwalter ist man auf mich zugekommen“, sagt Sense. „Wir haben einen der wenigen innerstädtisch gelegenen Friedhöfe, der sich bestens als Ort der Hoffnung eignet“.

An den Eingängen Westenfelder- und Harkortstraße sind jeweils große Schilder angebracht, die den Friedhof als „Ort der Hoffnung“ ausweisen. Auch an der Friedhofskapelle und an anderen gut sichtbaren Stellen ist ein Banner angebracht. Der Besucher sieht also gleich die Botschaft. Auf das Logo und das Schild abgestimmte Karten liegen in den evangelischen Häusern zum Mitnehmen aus.

Ein lebendiger Ort in der Stadt

Doch steckt auch viel Inhaltliches dahinter. Pfarrer Uwe Gerstenkorn: „Ort der Hoffnung sagt, der Friedhof ist ein offener, ein lebendiger Ort in unserer Stadt. Er dient auch als Begegnungsstätte, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen können.“

Friedhofsverwalter Sense: „Dieser Friedhof ist einmalig. Die Schüler der Realschule und des Berufskollegs nutzen ihn als Durchgangsmöglichkeit. Viele Menschen kommen täglich her und gehen, wie in einem Park, spazieren.“

Nun, der Friedhof ist fast 125 Jahre alt und mit seinen 72.511 Quadratmetern Fläche schon ein achtbares Areal. Ab dem kommenden Jahr will die ev. Kirchengemeinde Wattenscheid „Bestattungen unter dem Baum“ anbieten, allerdings nicht anonym, sondern mit Namenstafeln, die auf Stelen angebracht werden. Immerhin: Respektable 380 Bäume weist der Friedhof auf, 80 hat der Pfingststurm „Ela“ vernichtet. Neue Bäume werden noch gepflanzt

Keine anonymen Bestattungen

Anonyme Bestattungen werden weder jetzt noch in Zukunft auf dem Friedhof stattfinden. Die evangelische Kirche sagt, dass „niemand ohne Namen ist und zu jedem Menschen Erinnerungen, Würde, Identität und Einzigartigkeit gehören“.

Pfarrer Uwe Gerstenkorn: „Oft tut es den Hinterbliebenen gut, einen bestimmten Ort zu haben, wo sie ihren Schmerz und ihre Trauer zulassen können.“ Und: „Es ist kein Argument, aus Kostengründen anonym bestatten zu wollen. Die Bestattung unter dem Baum wird so gestaltet sein, dass sie auf jeden Fall tragbar ist.“ Auch das gehöre zu einem „Ort der Hoffnung“.