Eppendorf. . Der Künstler Abraham David Christian hält die Verkehrsinsel nicht für einen geeigneten Platz. Die Kommission Kunst berät das Thema im Februar.

Klärungsbedarf und Kompromissbereitschaft kennzeichnen das Thema: Eine wirkliche Debatte entbrennt jedoch nicht um die Skulptur von Abraham David Christian. Sie stand in der Kreuzung im Eppendorfer Kern und wurde vor den Bauarbeiten für den Kreisverkehr gesichert. Sollte anschließend auch dorthin zurückgebracht werden.

Sollte. Weil sich seit der Freigabe des Kreisels, abgesehen von der Verlegung des Rollrasens, nichts getan hat, startete Bezirksbürgermeister Manfred Molszich im September eine Nachfrage. Welche Vorstellungen die Verwaltung zur Gestaltung der Kreisverkehre in Eppendorf habe, und wann mit der Wiederaufstellung der Skulptur Christians zu rechnen sei.

Neuer Rollrasen auf der Kreisverkehr-Insel in Eppendorf-Mitte, Am Thie.
Neuer Rollrasen auf der Kreisverkehr-Insel in Eppendorf-Mitte, Am Thie. © Gero Helm

Nachbarschaft zur stählernen Serra-Plastik

Der hatte sich verhalten und indirekt geäußert, durch die Umgestaltung des Dorfkerns habe sich der ehemalige Standort sehr gewandelt. Er wollte aber seine Arbeit als ortsgebunden verstehen, und könne sich wohl eher vorstellen, die Stahlinstallation – 90 mal 90 Zentimeter mal 1,2 Meter – in die Nähe des Bochumer Kunstmuseums, und vor allem in die Nachbarschaft der stählernen Serra-Plastiken zu platzieren. Diese Zielrichtung hatte zumindest Museumsleiter Hans-Günter Golinski vermittelnd so weitergegeben.

Kunst aus der Gesellschaft

Die zweiteilige Stahlskulptur ohne Titel entstand beim „1. Bochumer Symposium Stadt und Bildhauerei“ 1979/80 und wurde anschließend Am Thie aufgestellt, listet die Bochum Marketing GmbH unter „Bochum Tourismus“ auf.

Zwei nebeneinander stehende L-Formen bilden ein T. Der Spalt zwischen ihnen sorgt für einen interessanten Schattenwurf und die nicht einheitlich behandelte Oberfläche reagiert ganz unterschiedlich auf Licht.

Abraham David Christian wurde 1952 in Düsseldorf geboren. Der Bildhauer und Zeichner lebt in Düsseldorf, New York und Hayama/Japan. Im Rahmen des 1977 nach der Aufstellung des umstrittenen Terminals von Richard Serra aufgelegten Bildhauersymposiums in Bochum wurde Christians Arbeit beschrieben mit „Abraham David Christian vertritt eine radikaldemokratische Kunstauffassung. Für ihn kommt Kunst aus der Gesellschaft und gehört ihr damit auch.“

Kunst braucht besondere Orte

Bezirksbürgermeister Molszich zitierte dazu beim Neujahrsempfang der Bezirksvertretung aus einem Schreiben des Künstlers an das Kunstmuseum: „Verkehrsinseln waren nie und sind kein Raum für meine Skulpturen.“ Und: „Kunst braucht besondere Orte. Verkehrsinseln sind profan.“

Gras ist nur auf der Verkehrsinsel, aber nicht über das Thema gewachsen. Am Mittwoch, 20. Februar, hat es die „Kommission für Kunst im öffentlichen Raum“ auf dem Tisch, bestätigt Golinski. Experten aus der Verwaltung, dem Kulturdezernat, interessierte Bürger und Mitglieder des Fachausschusses im Rat bilden dieses Gremium. Und: „Wir sind sogar sehr aktiv bei diesem Thema“, unterstreicht Golinski, „und schwer unterwegs, wir haben das ganz bestimmt nicht liegengelassen.“

Museumsleiter sucht Lösung

Auf einen tatsächlichen, förmlichen Rechtsstreit soll es keinesfalls hinauslaufen, gleichwohl wird der Hintergrund geklärt, was etwa die Auswahl des Standortes betrifft. Denn die Skulptur gehört der Stadt.

„Deshalb müssen wir eine gütliche Marschrichtung finden“

Golinski will sowohl die Interessen der Stadt für Eppendorf als auch die des Künstlers unbedingt berücksichtigen und würdigen. „Da soll nicht irgendwas hinkommen“, meint er überzeugt mit Blick auf die Kreisverkehrsinsel, die dem Skulpturisten als Standort offenbar nicht mehr so recht behagt. „Deshalb müssen wir eine gütliche Marschrichtung finden, offen und breit darüber reden, gerade darüber, was die Bürger an dieser Stelle eigentlich haben wollen.“

Künstler Abraham David Christian scheine allerdings schwer erreichbar zu sein, wie der Museumsleiter einräumt. Und in Eppendorf ist sowieso klar: Das „Denkmal“ steht auf dem Friedhof und erinnert an die Gefallenen der Weltkriege.“