Wattenscheid. . Das Martin-Luther-Krankenhaus behandelt ein afghanisches Mädchen kostenlos. Madina (8) leidet unter einer Knochenmarkentzündung im Schienbein.
Madina Niazi ist acht Jahre alt, stammt aus der Provinz Laghman im Osten Afghanistans, 200 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt. Das Mädchen leidet unter einer chronischen Knochenmarkentzündung im linken Schienbein. Das Kind verbringt die Feiertage und den Jahreswechsel nicht daheim bei ihrer Familie, sondern im Martin-Luther-Krankenhaus (MLK) in Wattenscheid.
Pro Jahr wird ein Kind aus einem Krisengebiet behandelt
Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem MLK und dem Bochumer Verein „Kinder brauchen uns“ wird Medina nun kostenlos im Wattenscheider Krankenhaus operiert. Chefarzt Dr. Hermann-Josef Liesenklas: „Wir verstehen die Hilfe als unsere soziale Pflicht. Wir nehmen pro Jahr ein Kind aus Kriegs- oder Krisengebieten auf und behandeln es.“
Madina sitzt auf der Bettkante ihres Zimmers im MLK. Sie wirkt ruhig, angstfrei, aufgeschlossen. Das Pflegepersonal kümmert sich rührend, Plüschtiere leisten dem Kind kuschelige Gesellschaft.
MLK und Verein kooperieren seit vielen Jahren
Das Martin-Luther-Krankenhaus arbeitet seit 2003 mit dem Verein „Kinder brauchen uns“ zusammen. Den Grundstein legte damals Liesenklas-Vorgänger Dr. Edmund Peterek.
Der eingetragene Verein bietet humanitäre Hilfe für Not leidende Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten und finanziert die Hilfe aus Spenden. „Kinder brauchen uns“ zählt rund 40 Mitglieder und sitzt an der Knappenstraße 42 in Wiemelhausen. Vorsitzender ist der Mülheimer Markus Dewender.
Mehr über den Verein auf www.kinder-brauchen-uns.net
Die Achtjährige ist vor sieben Monaten gestürzt, beim Spielen. Sie verletzte sich am linken Schienbein. Die Wunde heilte, trotz einer Operation in ihrer Provinzstadt, nicht aus. Im Gegenteil: Eine chronische Knochenmarkentzündung wurde diagnostiziert. In einem staatlichen Kinder-Krankenhaus in Kabul ist ein Oberarzt auf Medina aufmerksam geworden. Er kennt den Verein „Kinder brauchen uns“, wollte Schlimmeres, etwa eine Bein-Amputation, verhindern und stellte den Kontakt zum Verein, zu Mirvais Karzai, her. Karzai, selbst 1979 aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet, ist Controller in einer großen Hotelkette. „Ich habe aber den Kontakt in meine Heimat nicht verloren. Deshalb setzte ich mich ehrenamtlich besonders für die Kinder ein.“
In türkischer Gastfamilie in Bottrop untergebracht
Er holte als Betreuer Madina zusammen mit zehn anderen Kindern Ende September aus Kabul ab und brachte sie nach Deutschland. Dass die Familie der Achtjährigen mit der Hilfsmaßnahme einverstanden, ja, mehr als glücklich darüber ist, versteht sich von selbst.
Untergebracht ist Madina in einer türkischen Gastfamilie in Bottrop. Betreuer Karzai: „Wir sind sehr gut vernetzt, vor allem im Großraum Ruhrgebiet. So war es nicht schwer, eine Gastfamilie für das Kind zu finden.“ Die Familie hat das Mädchen bislang zu den notwendigen Voruntersuchungen ins MLK gebracht, besucht und begleitet.
Kurz vor dem Nikolaustag hat Madina Quartier im MLK bezogen. Die Voruntersuchungen laufen. Nächste Woche, so der Orthopädie-Chefarzt Liesenklas, „wird Madina operiert. Wir reinigen den Knochenmarkraum, spülen ihn durch und nehmen eine antibiotische Behandlung vor.“ Er hoffe, dass damit der Entzündung beizukommen ist. Dann werde das Ergebnis des Eingriffs abgewartet. Falls notwendig, „werden wir in einer zweiten Operation ein Stück vom Knochen entfernen, so dass neuer nachwachsen kann.“
Madina weiß, was vor ihr liegt. Mirvais Karzai hat dem Kind, gemeinsam mit Dr. Liesenklas, erklärt, welche operativen Schritte unternommen werden. Als Vereinsmitglied hat Karzai derzeit das Sorgerecht für die Achtjährige. Er weiß aus Erfahrung, dass „Kinder aus Afghanistan sehr hart im Nehmen sind. Sie lassen sich nicht leicht einschüchtern und verängstigen.“