Wattenscheid/Kabul. Abo Muslim aus Afghanistan wird jetzt wegen einer lebensbedrohlichen Knochenentzündung im Martin-Luther-Krankenhaus in Wattenscheid behandelt
Abo Muslim (9) leidet an einer lebensbedrohlichen Knochenentzündung. In einer schnellen, unbürokratischen Hilfsaktion von „Kinder brauchen uns e.V.“ wurde der Neunjährige nach Deutschland eingeflogen und ins Martin-Luther-Krankenhaus (MLK) gebracht. Das Krankenhaus übernimmt die medizinische Versorgung. Das MLK behandelt seit mehreren Jahren Kinder aus dem Krisengebiet in Afghanistan. Abo Muslim stammt aus der kleinen afghanischen Provinz Kapisa, die nordöstlich der Hauptstadt Kabul liegt. Er leidet an einer Knochenentzündung (Osteomyelitis) am rechten Unterschenkel, die unbehandelt zum Verlust des Beines führen und lebensbedrohlich werden kann.
„Abo Muslim wurde im MLK aufgenommen und wird nach Durchführung präoperativer Untersuchungen und dem Ausschluss ansteckender Erkrankungen operativ versorgt. Dabei wird die vorliegende Knochenmarksentzündung geheilt, so dass das verletzte Bein des Jungen erhalten werden kann,“ sagt Dr. med. Hermann-Josef Liesenklas, Chefarzt Orthopädie/Unfallchirurgie.
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Ausgangspunkt dieser Knochenentzündung ist häufig eine Kriegsverletzung oder ein Unfall. Die Erkrankung kann aber auch ohne erkennbare äußere Ursache auftreten, wenn der Körper geschwächt ist. Keime, wie etwa durch Karies oder durch eine Infektion, können sich dann über die Blutbahn im Körper verteilen und im Knochenmark festsetzen.
Das Knochenmark wird dann von innen heraus zerstört mit dramatischen Folgen bis hin zur notwendigen Amputation der betroffenen Gliedmaßen.
Das Gesundheitssystem in Afghanistan ist nach über 30 Jahren Krieg nahezu völlig zerstört und die meisten Familien können sich eine Behandlung nicht leisten.
Abo Muslim wurde Montagnacht vom Flughafen direkt ins Martin-Luther-Krankenhaus gebracht und bleibt dort bis zum Ende der Behandlung. Etwa acht Wochen soll diese dauern, so dass er – das hoffen alle Beteiligten – wieder gesund nach Afghanistan zurückkehren kann.
Tuberkulose und Eiter-Knochen
Es ist nicht das erste Mal, dass das MLK Kindern hilft. 2006 kam die damals neun Jahre alte Raissa kam mit Tuberkulose und einem schwerst vereiterten Knochen im rechten Bein im Martin-Luther-Krankenhaus an.
Die Tuberkulose-Infektion hatte dazu geführt, dass sich ihre Knochen und auch die Wachstumsfuge ihres Oberschenkels entzündeten. Raissa ist – Gott sei dank – kein Kind, das auf eine Mine getreten hat. Neun Monate blieb sie damals im MLK. Chirurg Dr. Edmund Peternek operierte die Kleine damals – und rettete sie.
Niemand hätte damals gedacht, dass sie ihr Bein behalten könnte, jeder glaubte an eine Amputation. Allein, das rechte Bein war 15 Zentimeter kürzer als das linke. Vor zwei Jahren besuchte Raissa das Krankenhaus noch einmal.
Militär-Lastwagen verletzte Rahim
Im Jahr 2014 wurde auch der damals zwölfjährige Rahim mit Knochen- und Weichteilverletzungen des Unterschenkels aus Kabul hergeflogen. Rahim erlitt die Verletzung durch eine Kollision mit einem Militär-Lastwagen.
Auch medizinisch konnten Fortschritte erzielt werden. Nachdem die Wunde gereinigt und keimfrei war, konnte die Wundheilung vorbereitet werden. Die Heilung des Unterschenkelbruches konnte konservativ fortgesetzt werden.