Wattenscheid. Das Gertrudis-Center führt ein neues Parksystem ein. Dabei werden an der Einfahrt die Kfz-Kennzeichen registriert. Kunden reagieren verunsichert.

Das Gertrudis-Center in Wattenscheid führt das schrankenlose Parken ein. Am Samstag (14.7.) wird im Parkhaus des Einkaufszentrums das „Autopay“-System scharf gestellt. Die Abrechnung erfolgt dann nicht mehr über ein Parkticket, sondern ausschließlich über das Kfz-Kennzeichen. Das stößt bei manchen Kunden auf Skepsis. Auch beim Datenschutz gibt es Vorbehalte.

Über 600 Stellplätze verfügt das Gertrudis-Parkhaus. Nach knapp 15 Jahren sei es an der Zeit für eine umfassende Renovierung gewesen, sagt Werner Nuoffer, Geschäftsführer der Parken & Management GmbH, die von Landshut aus zehn Parkhäuser betreibt. Am Alten Markt belassen es die Bayern nicht beim Großreinemachen und der Vergrößerung der Parkbuchten. „Deutschlandweit erstmals“, so Nuoffer, werde in einem Einkaufszentrum das „Autopay“-System an den Start gebracht.

Und so soll es funktionieren:

  • Bei der Einfahrt ins Parkhaus erfassen zwei Kameras das Auto-Kennzeichen und die Uhrzeit.
  • Vor der Ausfahrt tippt der Fahrer sein Kennzeichen in einen Parkautomaten (im Gertrudis-Center gibt es davon drei) ein.
  • Der Automat zeigt an, ob und welche Gebühr fällig wird. Die kann mit Bargeld, EC- und Kreditkarte oder online bezahlt werden.

90 Minuten Parken bleiben kostenlos

Die ersten 90 Minuten bleiben grundsätzlich kostenlos, betont Werner Nuoffer. Sondervereinbarungen mit einzelnen Center-Mietern bleiben gültig – etwa mit dem „Kaufland“-Markt, dessen Kunden weiterhin zwei Stunden gratis parken können.

Werner Nuoffer investiert als Geschäftsführer der bayerischen Betreibergesellschaft 100 000 Euro in die neue Technik im Gertrudis-Parkhaus.
Werner Nuoffer investiert als Geschäftsführer der bayerischen Betreibergesellschaft 100 000 Euro in die neue Technik im Gertrudis-Parkhaus. © Bastian Haumann

Bei zahlreichen Autofahrern, die seit Tagen auf das neue System aufmerksam gemacht werden, herrschen Irritation und Zweifel. „Ob das klappt?“, rätselt Hedwig Wilkamp (67). „Was ist mit dem Datenschutz?“, fragt Horst Dettmer (73). „Alles mit den Behörden geregelt“, versichert Nuoeffer. Sofort nach der Ausfahrt würden alle Kennzeichen automatisch gelöscht.

Datenschützer haben „Hinweise“ gegeben

Auf WAZ-Anfrage bestätigt der NRW-Datenschutzbeauftragte Gespräche mit dem Betreiber. Dabei sei darauf hingewiesen worden, dass „die Löschung der Kfz-Kennzeichen unmittelbar erfolgen muss, sobald diese nicht mehr benötigt werden“. Es dürfe keine Verknüpfung der Daten mit anderen Systemen des Betreibers erfolgen.

Derweil hofft die Werbegemeinschaft, dass es bei einer gebührenfreien Parkfrist bleibt. „Jede Beschneidung wäre schade, aber auch kaum zu verhindern“, so Vorsitzender Wolfgang Dressler.

>>> BETREIBER INVESTIEREN 100 000 EURO

100 000 Euro investiert die Betreibergesellschaft nach eigenen Angaben in die neue Technik im Gertrudis-Center-Parkhaus, in dem jährlich 800 000 Autos abgestellt werden.

  • Vorerst bleibe es bei den jetzigen Parkgebühren (1 Euro/Stunde, 24 Stunden 5 Euro). Im nächsten Jahr sei aber eine Erhöhung geplant, kündigten die Betreiber am Dienstag an.