Wattenscheid. . Kriminelle wollten eine Wattenscheider Seniorin per Telefon um viel Geld betrügen. Sparkassen-Beraterin wird bei der hohen Summe skeptisch.
Dieser Anruf wird Magdalena ganz bestimmt in Erinnerung bleiben, und sie ist heilfroh, aufmerksam und kritisch geblieben zu sein, als ihr manche Details daran merkwürdig vorkamen. Ihre Aufmerksamkeit und der Argwohn von Kundenberaterin Stefanie Ludyga in der Geschäftsstelle der Sparkasse an der Günnigfelder Straße bewahrte sie davor, unbekannten Kriminellen auf den Leim zu gehen und viel Geld zu verlieren.
Während sie die Geschehnisse noch einmal schildert, räumt sie selbst ein: „Da hätte ich was merken müssen.“ Und: „Wenn das jemandem passiert wäre, der nicht mehr so fit ist wie ich. Man liest ja immer wieder darüber...“ Aber passiert ist es doch, in gutem Glauben, im Glauben, innerhalb der Familie zu helfen, helfen zu müssen. „Das ist bei uns ganz klar“, meint die Seniorin überzeugt, aber der Anruf und die dringende Aufforderung um Hilfe kamen eben gar nicht aus ihrer Familie.
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Auf die Fangfrage am Telefon „Wir sind ja verwandt, weißt Du, wer hier ist?“ hatte sie gutgläubig geraten: „Ellen, bist Du das?“, und die Trickbetrügerin fasste nach, blieb bei der falschen Identität. Und wurde sogar dreist. Denn die Seniorin meinte, die geforderten 15 000 Euro für ihre vermeintliche Cousine hätte sie auch erst einmal nicht. Prompt die Nachfrage: „Wieviel hast Du denn?“
Druck per Telefon
Der Beraterin in ihrer Sparkassenfiliale fiel auf, dass die bekannte Kundin bei ihrem Besuch „ziemlich durch den Wind war“, und außerdem meinte sie, mit so viel Geld würde sie sie gar nicht gerne hinausgehen lassen. Auch wenn sie natürlich darauf bestehen könne. Und als sie Details erfuhr, riet sie: „Überlegen Sie sich das bloß nochmal, und lassen Sie niemanden in die Wohnung, der Geld holen will!“
Tipps zum Nachlesen gegen gewiefte Betrüger
„Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, diese geflügelte Beschreibung aus der Fernsehreihe „XY ungelöst“ nutzt die Polizei noch immer. Die Präventionsabteilung hat für verschiedene Personengruppen im Internet auf www.polizei.nrw Tipps zum Schutz vor Kriminellen zusammen gestellt, auch für Senioren.
Die Pressestelle im Bochumer Präsidium weist vor allem darauf hin, dass Anrufe von der Polizei aus nie unter der Notrufnummer „110“ erfolgen.
Wieder zu Hause musste die hilfsbereite Seniorin einen nervenaufreibenden Streit per Telefon durchstehen. In den verstrickte die penetrante Betrügerin auch noch einen angeblichen Anwalt, und der versuchte zusätzlich. sie unter Druck zu setzen, Geld abzuheben und an sie weiterzugeben.
Kriminelle Call-Center im Ausland
Inzwischen hatte die Sparkasse die Polizei benachrichtigt, Beamte suchten die Seniorin auf und rieten ihr dringend, von der Anruferin Adresse und Telefonnummer zu fordern, um die Identität zu überprüfen. „Da legte sie beim nächsten Anruf sofort auf, seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört“, schildert die Günnigfelderin, die Strafanzeige erstattet hat.
Ihre echte Cousine war völlig überrascht. Sie hatte mit Grippe im Bett gelegen und zu niemandem Kontakt.
„Dahinter stecken kriminelle Call-Center im Ausland“, weiß die Polizei-Pressestelle. Jeden Vorfall dieser oder ähnlicher Art sollten Betroffene unbedingt melden, wenn die Anrufer allzu lästig würden, die fragliche Nummer blockieren.