Ruhrgebiet. Die legendäre schwedische Kriminalautorin Maj Sjöwall ist im Ruhrgebiet. Das Krimifestival ,Mord am Hellweg' verpflichtete sie und 25 Kollegen zu Auftragsmorden im Dienste der Kulturhauptstadt.
Kurz vor Ende der Führung war Jürgen Alberts dann plötzlich weg. Irgendwo zurückgeblieben in den Innereien der Zeche Zollverein, und als man umkehrte, ihn zu suchen, da fand man ihn, wie er großes Arbeitsgerät fotografierte.
Abbauhämmer, Kohleschaufeln, solche Sachen, Mordswerkzeuge – und falls der Bremer Krimiautor Mordwerkzeuge daraus machen sollte: um so besser! Das wäre sogar gewünscht.
25 Krimiautoren aus Deutschland und Europa sind in diesen Monaten unterwegs, jeweils einige Tage im Ruhrgebiet zu recherchieren. Das Krimifestival „Mord am Hellweg” aus Unna hat sie eingeladen, im Herbst 2010 eine Kurzgeschichtensammlung zur Kulturhauptstadt vorzulegen, in der es um die hohe Kunst des Mordens geht.
Weitere Bedingung: Der Name der Stadt muss im Titel stehen; so entstanden schon in den vergangenen Jahren für das Festival Geschichten mit denkwürdigen Titeln wie „Tod am Kamener Kreuz”, „Die Matratze von Uentrop” oder „Sühnen in Lünen”.
Sühnen in Lünen
25 Revierstädte, und Jürgen Alberts (63) und seine schwedische Kollegin Maj Sjöwall (73) bekommen ihren Grundkurs Ruhrgebiet halt in Essen. Genau, jene Maj Sjöwall, die mit ihrem Mann Per Wahlöö in den 1960-er Jahren den schwedischen Ermittler Martin Beck entwickelte; Beck mit seinen Problemen und seiner Schwarzseherei wurde das Vorbild ganzer Generationen depressiver, also gut schwedischer Kommissare.
Nach zehn Romanen war indes Schluss mit Beck. Sjöwall übersetzte danach mehr Krimis, als sie selbst zu schreiben – außer mit Alberts. „Wir werden etwas finden”, sagt die Schwedin. „Einfälle kommen viel, viel später”, sagt Alberts. Ein Ort wie Zollverein „ruft eigentlich nach einer Sozialreportage, aber es ist nicht die Zeit dafür”. Kann aber auch sein, die beiden legen ihre Leiche in die Zeche Carl oder in die Villa Hügel, die sie ebenfalls besuchen in diesen Tagen.
Vor ihnen war schon der Finne Taavi Soininvaara in der Gegend, er guckte sich in Hamm um und fand am Gläsernen Elefanten vor allem eine Treppe ohne Geländer interessant – sie habe Potenzial. Und Luc Deflo aus Belgien war in Dortmund unterwegs und äußerte den dringenden Wunsch, Dortmund gegen Bayern im Stadion zu sehen. Man weiß noch nicht, ob ihn das 1:5 zu Mord oder eher zu Selbstmord inspirierte.