Recklinghausen. . Der Fund einer Fliegerbombe in der Nähe des Hauptbahnhofs Recklinghausen hat am Freitag die Bahn, Polizei, Feuerwehr und Anwohner in Atem gehalten. Ein Baggerfahrer entdeckte die Bombe bei Auskofferungsarbeiten auf der Ludwig-Erhard-Allee. Es dauerte es bis zum Abend bis sie entschärft wurde.

Der Fund einer US-amerikanischen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Campus Vest und damit in der Nähe des Hauptbahnhofs hat am Freitag die Bahn, Polizei, Feuerwehr und Anwohner am Oerweg in Recklinghausen in Atem gehalten. Nachdem ein Baggerfahrer der Firma Pollmeier aus Neubeckum gegen 12.30 Uhr bei Auskofferungsarbeiten auf der Baustelle der Ludwig-Erhard-Allee die 75 kg schwere Fliegerbombe entdeckt hatte, dauerte es bis zum Abend, bis Feuerwerker Rainer Woitschek den gefährlichen Fund entschärft hatte. Nach knapp einer Viertelstunde hielt der 52-Jährige den Kopfzünder in der Hand. Damit war die Gefahr gebannt, dass sich die 34 kg Sprengstoff entzünden könnten.

Es war kein Bombenfund wie jeder andere. „Das Gewicht ist eher ungewöhnlich“, sagt Rainer Woitschek. Typischer seien 100-Kilo-Bomben. Aber auch den Typ GP 150 LB konnte er schnell zuordnen, ohne in das Nachschlagwerk für Feuerwerker mit mehr als 100 unterschiedlichen Zünderarten und Dutzenden unterschiedlichen Bombentypen zu schauen.

Noch drei andere Funde

Beendet war der Arbeitstag für Woitschek und seine Kollegen mit der Entschärfung in Recklinghausen nicht. „Wir müssen noch zu drei anderen Funden, wir haben heute Bereitschaft.“ Gelsenkirchen, Bochum und Bönen standen noch auf der Liste des Trupps vom Kampfmittelbereitschaftsdienst Westfalen-Lippe, der den entschärften Fund erst einmal in einen Lieferwagen bugsierte. Und als er noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt war, fuhr bereits der nächste Zug an der unmittelbar angrenzenden Bahnlinie in den Hauptbahnhof ein. „Wenn alles gut geht, gibt es keine nennenswerte Betriebsstörung“, hatte Marc Loose vom Notfalldienst der Deutschen Bahn gesagt, kurz bevor gegen 19.10 Uhr der vorerst letzte Zug planmäßig die Fundstelle passiert hatte. Um 19.29 Uhr sollte der nächste IC kommen. Und tatsächlich schaffte es Rainer Woitschek, die Bombe in der Zwischenzeit zu entschärfen, so dass unterm Strich nur ein IC, zwei Nahverkehrszüge und zwei Güterzüge leichte Verspätungen hatten.

Und auch die Anwohner des Oerwegs, die – soweit sie weniger als 150 Meter vom Fundort entfernt wohnen – evakuiert wurden, konnten schnell wieder in ihre Wohnungen. So wie die angrenzende Doppel-Kollegschule samt Sporthalle wurden jenseits der Bahnlinie auch Häuser und Geschäfte geräumt. „Um 17 Uhr haben uns Polizei und Feuerwehr darüber informiert, dass wir eine halbe Stunde später den Laden räumen müssen“, sagt Bernd Eisen, Rewe-Filialleiter am Oerweg. „Wir haben schnell Schilder gemalt, sie aufgestellt, und die Kunden gebeten, bald das Geschäft zu verlassen. Das lief reibungslos“, so Eisen.

Zwar hieß es zunächst, die 35 Mitarbeiter könnten sich am unweit gelegenen Getränkemarkt aufhalten. Dann aber wurden sie wie die Anwohner des Oerwegs gebeten, eine bereitgestellten Bus der Vestischen zu besteigen. Dieser stand wie die Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK auf dem Gelände des geschlossenen Hagebaumarkts am Ölpfad und warteten auf die Entwarnung. Die kam gegen 19.25 Uhr. Kein halbe Stunde später hatte Rewe Kramer wieder geöffnet, waren die Anwohner in ihren Wohnung und räumten die Sicherheitskräfte den vorher weiträumig abgesperrten Bereich. Die Gefahr war gebannt.

Baufirmen sind besonders sensibilisiert

Die Löschzüge Altstadt und Speckhorn rückten am Freitagnachmittag aus. Außerdem, so Feuerwehr-Chef Thorsten Schild, stand vorsorglich ein Patiententransportzug des Kreises bereit, zu dem unter anderem zehn Rettungswagen gehören.

Der Fundort überrascht weder Feuerwehr noch Ordnungsamt. Das Nordviertel und der Hauptbahnhof waren im II. Weltkrieg oft das Ziel von Fliegerangriffen. Zuletzt hatte es zahlreiche Bombenfunde beim Bau des Doppelkollegs gegeben, erinnert sich Ordnungsamts-Chef Axel Petersmeier. Die ohnehin sensibilisierten Baufirmen, die mit der Verlängerung der Ludwig-Erhard-Alle beschäftigt sind, würden jetzt noch einmal gebrieft, auch bei den weiteren Arbeiten vorsichtig vorzugehen.

Bei der Firma Pollmeier aus Neubeckum gibt es offenbar schon eine gewisse Erfahrung. „Das ist schon mein dritter Bombenfund“, sagte Bauleiter Ferdi Berding.