Herten/Gelsenkirchen. .
Nach der Schließung des Sondermüll-Zwischenlagers der Abfallentsorgungs Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR) herrscht rege Betriebsamkeit in der Konzernzentrale. Es gibt großen Informationsbedarf.
Gerade im direkten Umfeld des Betriebs, wo die Leute sagen: „Wer weiß, was da früher schon nach außen gedrungen ist.“ Es herrscht Verunsicherung.Es geht um PCB. Um ein krebserregendes Gift und um einen tausendfach höheren Wert als es erlaubt ist. Gemessen durch Experten des Landesumweltamtes (LANUV) beim Abkratzen eines festgetretenen Ölflecks auf dem Hallenboden.
IGBCE spricht von einer „Hiobsbotschaft“
Von einer „Hiobsbotschaft“ spricht Karl-Heinz Auerhahn von der IGBCE Recklinghausen. Und Lothar Hegemann (CDU), der im AGR-Aufsichtsrat sitzt und stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung von AGR-Eigner RVR ist, sagt unverblümt: „Wenn die eine Sauerei gemacht haben, müssen sie auch dafür gerade stehen.“ Er habe bislang einen guten Eindruck von der AGR gehabt, und könne sich bestenfalls vorstellen, dass es sich um Nachlässigkeiten handelt. „Aber das darf natürlich nicht vorkommen. Entsorgungsfirmen leben von dem Vertrauen, das man in sie setzt.“
Fakt ist: Es gibt für die Arbeit in dem Zwischenlager mit hochsensiblen Material Betriebsanweisungen und jährliche Sicherheitsschulungen, wie AGR-Betriebsratsvorsitzender Klaus Giesen sagt. Aber es gebe keine eigenen Kontrollmessungen. Das mache die Dekra.
Es gibt großen Informationsbedarf
So herrschte gestern in der Konzernzentrale rege Betriebsamkeit. Es gibt großen Informations- und Kommunikationsbedarf. Nach innen und nach außen. Wobei die Gewerkschaftsvertreter, die ebenfalls im Aufsichtsrat sitzen, sagen, dass die Geschäftsführung mit ihnen an einem Strang ziehe und die Ursachen so schnell wie möglich gefunden werden müssen.
Schon am Donnerstag, so AGR-Sprecherin Dr. Janna Waddle, habe ein unabhängiger Gutachter und Vertreter einer Reinigungsfirma, die Halle besichtigt. In 14 Tagen könnte sie nach den Vorstellungen der AGR wieder genutzt werden. Als Ursache für die hohen Werte gehe man derzeit davon aus, dass der betreffende Fleck mit der hohen PCB-Belastung beim Umfüllen von Transformatorenöl entstanden ist.
Alle Mitarbeiter werden angeschrieben
Derweil werden alle Mitarbeiter, die in den vergangenen fünf Jahren in dem Gelsenkirchener Betrieb tätig gewesen sind, auf Empfehlung der Bezirksregierung umgehend angeschrieben. Sie erhalten das Angebot, sich betriebsärztlich untersuchen zu lassen. Neben den derzeit 20 Beschäftigten sind dies 30 weitere Personen.
„Auch für mich war das Ergebnis eine Überraschung“, gesteht Betriebsrat Klaus Giesen. Von einer Verunsicherung im Betrieb nach der Schließung des Zwischenlagers könne keine Rede sein. „Wir haben eine Betriebsgenehmigung und arbeiten schon lange in dem Bereich. Passiert ist noch nie etwas.“
Die Sorge, der Fall könnte ähnliche Dimensionen annehmen wie der von Envio Dortmund, teilt LANUV-Sprecher Peter Schütze nicht: „Nach jetzigem Stand hat das PCB ja hier nicht die Halle verlassen.“ Salopp formuliert habe offenbar eines gefehlt: „Da hätte mal richtig geputzt werden müssen.“