Die Recklinghäuserin Beate Rolfes (74), eine von mehr als acht Millionen Betroffenen bundesweit, erzählt von ihrer Erkrankung.
Recklinghausen. Gut eine halbe Stunde hat Beate Rolfes (*Name von der Redaktion geändert) nun schon ausgeharrt im Sitzen, doch jetzt hält die 74-Jährige nichts mehr auf ihrem Stuhl. Sie muss mitten im Gespräch aufstehen, zu stark sind mittlerweile ihre Schmerzen. Die Krankheit, durch die diese verursacht werden, sie steckt der Recklinghäuserin gewissermaßen in den Knochen. Denen mangelt es nämlich an Festigkeit, an Stabilität. Als Osteoporose bezeichnen dies die Mediziner, was so viel heißt wie: Knochenschwund. Ein schleichender Prozess, den Betroffene oft jahrelang gar nicht bemerken.
Auch Beate Rolfes ahnte zunächst nichts von ihrem Knochenschwund, spürte ihn nur in Form von starken Schmerzen in der Wirbelsäule, „ich wusste zeitweise nicht mehr ein noch aus”.
Gut 30 Jahre ist das inzwischen her. Als die Rückenschmerzen kaum noch auszuhalten waren, war Beate Rolfes gerade in den Wechseljahren, in denen Frauen stets einem gesteigerten Risiko des Knochenabbaus ausgesetzt sind. Der Arzt verschrieb ihr gegen ihre Rückenschmerzen Cortison. Das allerdings, hochdosiert und über längere Zeit eingenommen, kann den Verlust von Knochensubstanz noch verstärken . . .
1984, nach einer Knochedichtemessung, diagnostizierte ihr Orthopäde dann tatsächlich Osteoporose. Die Ursache? Beate Rolfes zuckt mit den Schultern. Sicher, die 74-Jährige, schon seit Jahren äußerst aktiv in der örtlichen Selbsthilfegruppe, weiß, dass zum Beispiel ein Kalzium- und ein Vitamin-D-Mangel Risikofaktoren sind – heute. Doch als junges Mädchen? Zudem: Wie, fragt sie sich, hätte sie das denn machen sollen damals mit einer kalziumreichen Ernährung, die gerade auch in der Wachstumsphase so wichtig ist zur Vorbeugung einer Osteoporose im Alter? „Ich bin ja ein Kriegskind”, sagt Beate Rolfes. „Damals gab es doch nichts.”
Regelmäßige Treffen für Betroffene
Die Osteoporose-Selbsthilfegruppe RE trifft sich 14-tägig mittwochs im Haus des Ev. Kirchenkreises, Limperstr. 15 - das nächste Mal am 2. September, 14.30 Uhr. Neue interessierte Betroffene und Angehörige sind willkommen.
Bei nur noch 40 Prozent liegt heute ihr T-Wert. Der Wert also, der angibt, wie niedrig die Knochendichte im Vergleich zu derjenigen eines jungen gesunden Erwachsenen ist. Einen „Witwenbuckel” – eine Bezeichnung aus einer Zeit, da krumme Rücken noch als Zeichen seelischer Gebrochenheit gedeutet statt auf Knochenbrüche zurückgeführt wurden – hat diese ausgeprägte Form der Osteoporose der 74-Jährigen beschert, die Folge mehrerer Wirbelkörper- und zweier Steißbeinbrüche. Dauerschmerzen verursachen ihr ihre kranken Knochen. Und die stetige Angst vor dem nächsten Bruch, die sie begleitet auf Schritt und Tritt.
Doch Beate Rolfes tut alles, damit ihr ihre Knochen nicht noch weiter „entschwinden”. Sie nimmt täglich Kalzium-Kapseln ein, ernährt sich zudem knochenfreundlich: isst viel Joghurt, Obst, Gemüse, achtet auf einen hohen Kalziumgehalt im Mineralwasser . . . Und sie bewegt sich – auch, wenn's weh tut. Zusammen mit ihrer Tochter Marita* (50, auch bei ihr wurde vor drei Jahren eine beginnende Osteoporose diagnostiziert) geht sie täglich spazieren. Regelmäßig nimmt sie zudem an den Wassergymnastik-Kursen der Selbsthilfegruppe teil.
„Meine Knochen”, sagt Beate Rolfes, „kann mir zwar keiner mehr heilen. Aber stärken, das kann ich sie schon noch.”
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