Recklinghausen. Gemeinsam haben Polizei und LKA am Freitag eine Flüchtlingsunterkunft in Recklinghausen durchsucht. Das Ziel: Straftäter und Beweismittel finden.
Die Recklinghäuser Polizei und das Landeskriminalamt (LKA) haben am Freitagmorgen bis neun Uhr eine Flüchtlingsunterkunft in Recklinghausen durchsucht. Die Einsatzkräfte brachen mit Rammen einige Türen der Zimmer in der Unterkunft auf. Das Außengelände der Unterkunft wurde ebenfalls untersucht.
Während die örtliche Polizei überprüfte, ob die anwesenden Personen ordnungsgemäß gemeldet waren, stand die Aktion des LKA im Zusammenhang mit dem in Paris erschossenen Attentäter, der zuvor in der Recklinghäuser Unterkunft gelebt hatte.
Ausweise kontrolliert
„Es ist in der Vergangenheit in der Einrichtung immer wieder zu Einsätzen im Zusammenhang mit allgemeinen kriminellen Delikten gekommen“, sagte Ramona Hörst zum Einsatz der Recklinghäuser Polizei. „Wir suchen nicht gezielt nach Personen, es geht darum Leute ausfindig zu machen, die möglicherweise unser Rechtssystem missbrauchen. Außerdem wollen wir genau wissen, wer eigentlich in der Unterkunft lebt. Zu diesem Zweck werden Ausweisdokumente kontrolliert“, sagte Hörst.
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Die Beamten des LKA hätten einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss umgesetzt, sagte ein Sprecher. Es gehe darum, "Beweismittel" sicherzustellen.
Einsatz steht nicht in Zusammenhang mit Sicherheitsabfrage
Bereits am vorletzten Wochenende war es an der Herner Straße zum Großeinsatz gekommen, nachdem bekannt geworden war, dass der an einer Polizeistation in Paris erschossene Attentäter zwei Jahre lang in der Recklinghäuser Unterkunft gewohnt hatte.
Der Mann war bereits im September 2015 ins Fadenkreuz der Polizei geraten, weil er an die Wände der Unterkunft Zeichen des sogenannten Islamischen Staates (IS) geschmiert hatte.
Wie die Polizeisprecherin Ramona Hörst erklärte, stand die großangelegte Polizeiaktion nicht in Zusammenhang mit der von Bürgermeister Christoph Tesche veranlassten Sicherheitsabfrage für die fast 1000 Asylbewerber die derzeit in Recklinghausen untergebracht sind.
Wie aus Kreisen der Polizei zu erfahren war, waren Mitglieder der Ermittlungskommission des Landeskriminalamtes seit dem vorletzten Wochenende im Recklinghäuser Präsidium vertreten, um die Ermittlungen wegen des in Paris erschossenen IS-Terrorristen weiterzuführen.
Recklinghäuser Ausländerbehörde half ebenfalls
Drei Stunden stellten die Beamten das Flüchtlingsheim buchstäblich auf den Kopf. In einigen Zimmern verschafften sie sich per Ramme Zutritt, während Kollegen die Gebäude umstellt hatten. Anschließend platzierten sich Einsatzkräfte, die aus mehreren Hundertschaften an der Herner Straße zusammengezogen worden waren, auf den Fluren der zweigeschossigen Häuser. Unterstützt wurden die Beamte bei ihren Überprüfungen auch durch Mitarbeiter der Recklinghäuser Ausländerbehörde. „Wir helfen bei der Überprüfung von Dokumenten“, sagte der Leiter Daniel Prichalla im Gespräch mit unserem Reporter vor Ort.
Im Laufe des Einsatzes war zu beobachten, das mindestens vier Personen abgeführt wurden. Was Ihnen vorgeworfen wird, wurde vor Ort nicht bekannt. Offenbar hat sich aber zumindest einer der Männer in der Vergangenheit der Abschiebung entzogen.
Vermutlich größte Polizeiaktion der jüngeren Vergangenheit
Vor Ort waren auch Experten der Kriminalpolizei aus den Bereichen Drogendelikte und organisierte Kriminalität im Einsatz. Immer wieder wurden Tüten mit sichergestellten Beweismitteln aus den Häusern getragen, darunter auch eine Plastiktasche mit mehreren Handys. Bei der vermutlich größten Polizeiaktion der jüngeren Vergangenheit in der Stadt Recklinghausen kamen auch mehrere Spürhunde zum Einsatz.
Am frühen Nachmittag teilte die Polizei dann mit, dass in den Unterkünften insgesamt 88 Menschen angetroffen und kontrolliert worden seien. "Neun Männer wurden vorläufig festgenommen. Davon waren drei verdächtig, sich illegal in Deutschland aufzuhalten. Eine der Personen wird durch das Ausländeramt dem Haftrichter vorgeführt."
Wegen Verdacht des Diebstahls werde gegen sechs Personen ermittelt. Bei ihnen stellte die Polizei Kleidungsstücke mit Sicherheitsetiketten und eine sogenannte Diebesschürze sicher. Darüber hinaus sei ein Fahrrad gefunden worden, bei dem die Rahmennummer ausgefräst war und das vermutlich gestohlen wurde.
Einbruchswerkzeuge gefunden
Neben Substanzen, bei denen es sich um Drogen handeln könnte, fanden die Ermittler auch Einbruchswerkzeug in den Wohnräumen, so die Polizei weiter.
Desweiteren wurden bei der Durchsuchung In einer Garage über 500 Handyhüllen gefunden, die vermutlich aus einem Diebstahl stammen. "Weitere Ermittlungen zu fünf sichergestellten Handys und drei Navigationsgeräten dauern noch an", bilanziert der Einsatzleiter Holger Haufmann.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zu dem Einsatz: "Wir möchten ausdrücklich betonen, dass wir mit der heutigen Razzia diejenigen in die Schranken weisen und identifizieren möchten, die unser Rechtssystem missbrauchen. Es richtet sich nicht gegen die Mehrheit der Zuwanderer, die bei uns Schutz suchen und keine Straftaten begehen."
Die Maßnahmen wurden laut Polizei in enger Abstimmung und mit Unterstützung der Stadt Recklinghausen durchgeführt.