Recklinghausen. Drogen, Körperverletzung, sexuelle Belästigung: Der Angreifer von Paris hatte einige Vorstrafen – und mindestens sieben Identitäten.

Neue Details zu dem Mann, der am Donnerstag bei einem Überfall auf eine Pariser Polizeistation erschossen wurde und zuletzt in einer Asylbewerberunterkunft in Recklinghausen wohnte: Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes war der Attentäter zuvor in Deutschland unter mehrfach unter verschiedenen Identitäten als Marokkaner, Syrer oder Georgier straffällig geworden. Das LKA veröffentlichte sieben Identitäten, unter denen der Man in Deutschland und Frankreich auftrat. Sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich gab es ihn als Walid Salihi, geboren 1997 Syrien. Unter dem Namen führt ihn auch das LKA zunächst – auch wenn es Hinweise aus Tunesien gibt, dass er anders heißt.

Im vergangenen Jahr saß er unter anderem in den Justizvollzugsanstalten Heinsberg, Iserlohn und Bochum ein, wie LKA-Direktor Uwe Jacob am Sonntag in Düsseldorf sagte. Um wen es sich bei dem Mann tatsächlich handelt und welche Nationalität er tatsächlich hatte, sei bei den verschiedenen Identitäten des Mannes noch nicht geklärt. Es deutet einiges darauf hin, dass sein richtiger Name Tarek Belgacem sein könnte, er dann aber auch Abu Jihad Al Tounsi genannt werden wollte. Eine Frau, die sagte, Tarek Belgacems Mutter zu sein, gab einem französischen Sender ein Interview. Sie hatte ihren Sohn erkannt.

Vor dieser Polizeistation war der Mann erschossen worden.
Vor dieser Polizeistation war der Mann erschossen worden. © dpa

Der mit einem Metzgerbeil bewaffnete Mann hatte am Jahrestag des Angriffs auf „Charlie Hebdo“ versucht, in das Kommissariat im 18. Bezirk einzudringen. Die Polizei erschoss den Angreifer, der auch eine Attrappe einer Sprengstoffweste trug.

Drogenbesitz, Körperverletzung, sexuelle Belästigung

Laut Ausländer-Zentralregister sei der Mann erstmals 1. November 2013 nach Deutschland eingereist, sagte Jacob. Zuvor soll er sich eine längere Zeit illegal in Frankreich aufgehalten haben. In Recklinghausen sei er dreimal wegen Drogenbesitzes und Konsum auffällig geworden, mehrfach wegen Körperverletzung, wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Beleidigung und Bedrohung. 2014 soll er auf einen schlafenden Obdachlosen eingetreten und diesen mit Flüssigkeiten übergossen haben, sagte der LKA-Direktor. Außerdem sei er wegen sexueller Belästigung von Frauen in einer Diskothek sowie wegen eines Messerangriffs auf einen Mitbewohner der Asylbewerberunterkunft aufgefallen.

Uwe Jacob, Direktor des Landeskriminalamtes von NRW, beantwortet Fragen der Journalisten.
Uwe Jacob, Direktor des Landeskriminalamtes von NRW, beantwortet Fragen der Journalisten. © dpa

Nach den Worten von Jacob war der Mann auch bereits ein Mal in Schweden festgenommen und nach Luxemburg ausgeliefert worden. Zudem habe er lange in Frankreich gelebt. Anfang Dezember letzten Jahres hielt sich der Mann in Frankreich auf, den Jahreswechsel habe er in Deutschland verbracht, danach sei er wieder nach Frankreich gegangen.

In der Asylbewerberunterkunft in Recklinghausen soll der Mann in mehreren Zimmern auch Fahnen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) an die Wand gemalt haben. An der Wand einer Waschküche fand sich der der Schriftzug „DAWLA ISLMIA BAQIA“ (Islamischer Staat auf ewig), so das Lka. Bei der Durchsuchungsaktion der Polizei in seiner Wohnung, die bis zum frühen Sonntagmorgen angedauert hatte, wurden laut Jacob zahlreiches Beweismaterial, Akten, Sim-Karten sowie zwei Messer sichergestellt. Schusswaffen oder Sprengstoff wurden den Angaben zufolge nicht gefunden. Bislang gebe es keine Hinweise auf weitere Anschläge. Die Ermittlungen würden fortgesetzt. (law/dpa)

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, der Angreifer habe mindestens acht Identitäten genutzt. Wir haben dies korrigiert.