Velbert. . Keine Chance gegen die riesige Mähmaschine: Immer wieder werden kleine Rehkitze von den Maschinen der Bauern getötet. Eine Anwohnerin aus Velbert ist empört über tote Jungtiere auf der Wiese. Der zuständige Jäger beklagt die schlechte Kommunikation mit Landwirten.

Stephan Werth ist ein Mann klarer Worte: „100 Euro zahle ich jedem Landwirt, der vor dem Wiesemähen bei mir anruft!“. Der Jagdpächter aus Heiligenhaus, dessen Revier sich von Werden bis Tönisheide erstreckt, begegnet Wildtieren entgegen vieler Vorurteile keineswegs nur mit der Waffe. Er ist vielmehr zumeist für deren Pflege zuständig und auch für den Schutz der Jungtiere.

Und um den ist es in diesen Tagen in Folge bäuerlicher Alltagsarbeit nicht gut bestellt: Normalerweise mähen die Landwirte Anfang Mai ihre Wiesen, durch das schlechte Wetter fällt der Einsatz der Mähmaschinen mit der Zeit zusammen, in der Rehe ihre Jungen auf die Welt bringen. „Die Muttertiere legen die gut getarnten Kitze im hohen Gras ab, wo sie bewegungslos bleiben“, informiert Oberforstrat Peter Tunecke.

Tiere haben keine Chance gegen sechs Meter breiten Mähbalken

Die Folge: Immer wieder werden Bambis Opfer der riesigen Schneidewerke – bundesweit sind das nach Expertenschätzung bis zu 500.000 Tiere pro Jahr. „Die Maschinen sind in den letzten Jahren immer größer und schneller geworden, mit einem bis zu sechs Meter breiten Mähbalken – da haben die kleinen Tiere keine Chance“, ist Tunecke überzeugt. Eine Anwohnerin der von-Behring-Straße machte vor wenigen Tagen diese schreckliche Erfahrung: „Ich führte auf der Wiese hinter der Gaststätte Losenburg meinen Hund aus, da fand ich ein zerschnittenes Kitz“, so die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Es war erst ein Teil der Fläche gemäht, und so rammte die Anwohnerin eine Eisenstange neben dem Kadaver in den Boden. „Danach hat der Mann einfach einen Bogen darum gefahren“, so die Frau empört. Das tote Tier habe ihn offenbar nicht interessiert.

Eigentlich gibt es Absprachen zwischen Landwirten und Jagdpächtern vor Mähbeginn. Plant der Bauer Wiesenschnitt, ruft er den Jäger an, der mit Hund das Areal kontrolliert, die Jungtiere vergrämt und somit rettet. Soweit die Theorie. Doch die Kommunikation funktioniere längst nicht immer, kritisiert Jäger Stephan Werth. „Die Bauern stehen unter Zeitdruck wegen des wechselhaften Wetters und der vielen Flächen, die zu bearbeiten sind.“ Werth empfiehlt das Mähen von innen nach außen. „Das ist für den Landwirt etwas aufwändiger, ermöglicht es den Tieren aber zu flüchten.“ Der Anblick gehäckselter Rehkinder lasse keinen Menschen wieder los.