Wuppertal. War es wirklich Habgier, die den Langenberger Wolfgang S. (53) seine 50 Jahre alte Ehefrau Heike töten ließ. Oder doch schlicht Eifersucht? Am dritten Prozesstag hörte das Wuppertaler Schwurgericht den Freund des Opfers, der von einer intensiven Beziehung zu der von ihrem Ehemann erstochenen Langenbergerin berichtete.
57 Jahre alt ist er, Bauzeichner von Beruf, kommt aus Süddeutschland. Seit zehn Jahren ist er geschieden, lernte Heike S. im Juni 2011 über einen Internet-Chat kennen. „Wir sind uns in relativ kurzer Zeit ziemlich nahe gekommen“, erzählt er dem Gericht. Jeden Abend hätten sie stundenlang miteinander telefoniert, sich Tausende SMS geschickt. Er plante bereits, nach Velbert zu ziehen, an Heirat dachten die beiden.
Dass seine neue Freundin verheiratet war, hätte er von Anfang an gewusst: „Aber diese Ehe war keine Ehe mehr. Sonst hätte ich doch gar nichts angefangen.“ Heike hätte sich vor ihrem Mann einschließen müssen, sei von ihm respektlos behandelt worden: „Sie musste ihn um Geld anbetteln, hatte keinen Einblick in seine Finanzen.“ Seit zwei Jahren hätten die Eheleute zudem getrennte Zimmer gehabt.
Wolfgang S. sitzt da und hört seinem Rivalen stumm zu. Und der teilt aus: „Er ist ein Tyrann, ein Despot.“ Auch auf Demütigungen verzichtet der Nebenbuhler, dem der Angeklagte die Freundin genommen hat, nicht. „Ob er seine Frau noch liebte?“, wiederholt er die Frage von Richter Robert Bertling und antwortet schnell: „Dann hätte er seiner Frau nicht 20 Euro für Sex angeboten.“
Angst des Angeklagten vor Unterhaltszahlungen
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Auch der 57-Jährige spricht davon, dass es dem Angeklagten immer nur um Geld gegangen sei. Bei der Polizei gab er an, dass er als Motiv der tödlichen Attacke vor allem die Angst des Angeklagten vor einem finanziellen Verlust durch die Trennung sähe. Allerdings sagt er auch, dass Wolfgang S. zu seiner Ehefrau gesagt haben soll, bei einer Trennung bekomme sie keinen Unterhalt, weil er sich dann arm rechnen werde.
Bedroht fühlte der Zeuge sich, weil Wolfgang S. von ihm erfuhr und ihn anrief und beschimpfte: „Ich komme zu dir und mach’ dich fertig.“ Auch Heike S. hätte von Bedrohungen gesprochen, aber keine Angst mehr empfunden. Immerhin schaffte sie es, Telefonate mit ihrem Liebhaber zu führen, während ihr schimpfender und randalierender Ehemann vor der verschlossenen Tür stand. Und dreimal gelang es ihr, den Freund in Süddeutschland für jeweils drei Tage zu besuchen.