Velbert. . Schulen des Kreises Mettmann sind nicht dabei, wenn NRW das Schulfach ab dem kommenden Schuljahr einführt. „Bei den 130 Grundschulen in NRW, in denen demnächst islamischer Religionsunterricht erteilt wird, ist keine Schule aus dem Kreis Mettmann dabei“, weiß Schulamtsdirektor Wolfgang Lindemann.

Als erstes Bundesland plant Nordrhein-Westfalen, islamischen Religionsunterricht einzuführen. Damit soll den rund 320 000 muslimischen Schülern hierzulande verdeutlicht werden, dass sie „gleichberechtigt, anerkannt und willkommen“ seien, wie es Schulministerin Sylvia Löhrmann formulierte.

Dennoch scheint das Interesse an dem Religionsunterrichtsangebot bisher eher gering zu sein. „Bei den 130 Grundschulen in NRW, in denen demnächst islamischer Religionsunterricht erteilt wird, ist keine Schule aus dem Kreis Mettmann dabei“, weiß Schulamtsdirektor Wolfgang Lindemann. Um jetzt zu den Schulen zu gehören, die bereits ab dem Schuljahr 2012/2013 das neue Angebot in den Unterrichtsplan aufnehmen, hätten man zuvor am Modellprojekt Islamkunde, einer Vorstufe des Religionsunterrichts, teilnehmen müssen. Trotz 2700 Schüler islamischen Glaubens im Kreis, seien aber diesbezüglich keine Signale der 83 Grundschulen gesendet worden. Dennoch will Kreissprecherin Daniela Hitzemann das Angebot nicht verloren geben: „Ich sage nur, es ist zurzeit noch kein Thema.“

„Ein Unterricht in der Schule würde für eine Öffnung sorgen“

Das sieht Oliver Pistorius, Leiter der städtischen Gerhart-Hauptmann-Grundschule völlig anders, er würde gerne ein islamisches Religionsunterrichtsangebot an seiner Schule einführen: „Ich bin das erste Mal vor anderthalb Jahren von einigen Eltern gefragt worden, ob so ein Unterricht auf alevitischer Grundlage bei uns nicht möglich sei.“ Ein Jahr später hatten diese Eltern sich mit weiteren Eltern aus umliegenden Grundschulen zusammengeschlossen, so dass er mittlerweile locker zwanzig Kinder kenne, die das Angebot nutzen würden. „Gescheitert sind meine Anfragen beim Schulamtsdirektor letztlich daran, dass keine geeigneten Lehrkräften gefunden werden konnten.“ Sehr zum Bedauern des Pädagogen, der die Einführung von islamischen Religionsunterricht sehr wichtig fände. „Ein Unterricht in der Schule würde für eine Öffnung sorgen, die viele Ängste nehmen könnte und auch zu einer weiteren Annäherung der Religionen beitragen kann“, ist er überzeugt.

Auch Cem Demircan, Vorsitzender des Integrationsrates, bedauert, dass es ein solches Angebot nicht gibt. Da das Fach Religion nun mal bei uns wie in vielen anderen Ländern üblich sei, würde er auch das Unterrichtsangebot von islamischer Religion begrüßen. „Der Gesetzentwurf sieht ja vor, dass der Unterricht von Lehrern, die hier studiert haben durchgeführt und in deutscher Sprache gegeben wird, somit stände er ja allen im Prinzip auch deutschen Kindern offen. Das begrüße ich, weil ich Vielfalt immer für gut halte.“ Allerdings ist er auch davon überzeugt, dass sich ein Großteil der hier lebenden Muslime, vergleichbar mit vielen Deutschen, nur an besonderen Feiertagen für die Religion interessiere. „Ich schätze, dass nur 10 bis 20 Prozent der türkischen Muslime hier regelmäßig eine Moschee besucht.“

„Menschen, die wissen, wo sie hingehören, können sich generell besser einbinden“

Dennoch gebe es auch ohne schulisches Angebot die Möglichkeit für muslimische Kinder, mehr über ihre Religion zu erfahren. „Ich weiß zum Beispiel, dass in der Ditib-Moschee eine Gruppe von maximal 30 Kindern muslimischen Religionsunterricht hat“, erklärt der Vorsitzende des Integrationsrates. Seine Religion kennen zu lernen, findet der SPD-Mann unabhängig davon, ob man sie später weiter ausüben will, generell wichtig. „Menschen, die wissen, wo sie hingehören, können sich generell besser einbinden“, glaubt er, „und nur wenn man seinen Platz einmal gefunden hat, kann man auch entscheiden, wo man hin will.“

Die Planung, dass der Unterricht von in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften und auch in deutscher Sprache durchgeführt wird, wertet er als weiteren Vorteil: „Das wird viele Ängste nehmen, bei Leuten, die befürchten, dort könnte Religion bösartig dargestellt werden.“