Düsseldorf. Ab dem Schuljahr 2012/13 soll in NRW an 130 Schulen islamischer Religionsunterricht eingeführt werden. Das hat heute der Düsseldorfer Landtag beschlossen. Das Land NRW ist das erste Bundesland, das Islamkunde einführt.
Als erstes Bundesland führt NRW schrittweise einen islamischen Religionsunterricht ein. Dies beschloss der Düsseldorfer Landtag am Mittwoch mit den Stimmen von Rot-Grün und CDU. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sprach von einem "Zeichen für mehr Integration". Die Linke sieht eine Einbindung rechtsgerichteter muslimischer Verbände und stimmte mit Nein. Die FDP enthielt sich.
Ein Beirat mit Vertretern islamischer Organisationen soll religiöse Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land vertreten. Der Beirat stellt fest, ob der Religionsunterricht den Bestimmungen des Grundgesetzes entspricht. Das Gremium wirkt zudem an der Erstellung der Unterrichtsvorgaben sowie der Auswahl der Lehrpläne mit.
300.000 Schüler mit muslimischem Glauben in NRW
Ab dem Schuljahr 2012/13 soll der Unterricht zunächst an jenen rund 130 Schulen beginnen, an denen bereits das Fach Islamkunde angeboten wird. Im Frühjahr hatten der Koordinationsrat der Muslime (KRM) und das Land NRW eine Grundsatzvereinbarung dazu getroffen. Insgesamt gibt es in NRW mehr als 300.000 Schüler muslimischen Glaubens.
Ein ordentlicher Islam-Unterricht sei "längst überfällig", sagte Schulministerin Löhrmann. NRW könne nun ein "gutes Beispiel" für andere Bundesländer werden.
Lehrergewerkschaft lobt Einführung des Islamunterrichts
Die Universität Münster bildet bereits seit einigen Jahren angehende islamische Religionslehrer aus. Der Schulunterricht soll in deutscher Sprache abgehalten werden. Wann die Islamkunde flächendeckend angeboten werden kann, ist offen.
Das Gesetz ist befristet und tritt am 31. Juli 2019 außer Kraft. Die Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. 2018 soll über Nachbesserungen des Beiratsmodells beraten werden.
Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) lobte die Einführung als "großen Schritt nach vorn". Die SPD-Bildungsexpertin Renate Hendricks sprach von einem "Durchbruch". (dapd)