Velbert. . Viele Vollzeitkräfte in der häuslichen Pflege kommen aus dem Osten. Die VHS in Velbert bietet jetzt einen Sprachkurs an, in dem die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen die Grundlagen der polnischen Sprache lernen. Dabei werden nur Begriffe aus dem Seniorenalltag wie Einkaufen, Waschen oder Telefonieren vermittelt.

Die Republik altert, doch ins Altenheim wollen viele Senioren auch dann nicht, wenn sie mit zunehmendem Alter gebrechlich werden. So ist es der Wunsch von immer mehr Pflegebedürftigen, so lange wie eben möglich im eigenen Umfeld zu leben. Doch häusliche Pflege, eine Rund-um-Betreuung zumal, kostet viel, wenn Angehörige nicht bereitstehen. Pflegedienste geben Beträge von gut 4000 Euro an, die für deutsche Kräfte pro Monat gezahlt werden müssen.

Die polnische Variante ist da deutlich billiger: 126 000 Hinweise auf Pflegekräfte aus dem mitteleuropäischen Nachbarland gibt es im Internet; ein erheblicher Teil sind Angebote von Vermittlungsagenturen. Firmen mit Sitz in Polen bieten die gewünschte Pflegeleistung für rund 2000 Euro monatlich plus Unterkunft an. Damit es legal ist, werden in Deutschland die Steuern, in Polen die Sozialversicherungsbeiträge gezahlt. Bleibt nur das Sprachproblem: „Die polnischen Fachkräfte können in der Regel kein Deutsch, das lernen sie begleitend zum Job hier“, berichtet Aleksandra Spalek-Gruca, Dozentin für Polnisch an der Volkshochschule.

Statt 4000 nur 2000 Euro – aber dafür Sprachprobleme

Da der Kommunikationsbedarf jedoch gerade in der Kennenlernphase hoch ist, macht die Volkshochschule in Velbert ein Angebot, wie es das sonst noch nirgendwo gibt: „Wir bieten einen Sprachkurs an, in dem die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen die Grundlagen der polnischen Sprache lernen“, sagt Béatrice Delassalle-Wischert, bei der VHS verantwortlich für den Sprachbereich. Grammatik – „nicht wichtig“, sagt Aleksandra Spalek-Gruca. Nur Begriffe aus dem Seniorenalltag wie Einkaufen, Waschen oder Telefonieren werden vermittelt. „Kleine Rollenspiele machen es einfacher, Muster für die normalen Unterhaltungen zu lernen“, sagt Spalek-Gruca. Uhrzeit? Essen fertig? WAZ aus dem Briefkasten geholt?

Dazu kommen natürlich Schlüsselwörter aus der Medizin, Medikamente und ihre Dosierungen, Auskünfte zum Wohlbefinden. „Ich habe Schmerzen im Bein, am Arm, in der Hüfte, im Rücken oder sonst wo – das sind wichtige Hinweise, die der Pflegebedürftige in der Muttersprache seiner Pflegekraft in der Anfangszeit des dienstlichen Verhältnisses äußern können sollte“, sagt Delassalle-Wischert. Opa muss also jetzt Polnisch lernen? Es wäre zumindest empfehlenswert. „Beide Seiten gehen aufeinander zu, um besser miteinander zurechtzukommen“, umschreibt es Aleksandra Spalek-Gruca. Wenn die polnische Pflegerin respektive der polnische Pfleger Fortschritte beim deutschen Spracherwerb verzeichnet, pendle sich ohnehin Deutsch als Umgangssprache ein, sind sich Delassalle-Wischert und Spalek-Gruca sicher. Für den Polnischkurs spricht überdies: Sprachen lernen trainiert das Seniorenhirn.