Velbert. . Beleidigungen, Bedrohungen, Beulen: Seit der Taxistand am Velberter Rathausplatz verlegt wurde, regiert dort das Chaos. Autofahrern machen den Taxifahrern die fünf reservierten Plätze oft streitig. „Es gibt täglich Ärger, wir müssen ständig beim Ordnungsamt anrufen“, erzählt Ulrich Heuer, Geschäftsführer der Taxi-Zentrale.

Freitagmittag, kurz nach zwölf: Auf dem Wochenmarkt genießt ein junger Mann ein Fischbrötchen, zwei Verliebte turteln entlang der Rathaustreppe durch die Sonne, am Gemüsestand kauft eine ältere Dame einen Sack Kartoffeln. Aber der (Sonnen-) Schein trügt. Die Harmonie spiegelt nur die eine Seite der Medaille wider.

Einen Steinwurf entfernt ist von Wochenendstimmung und Marktidylle nichts mehr zu spüren. Vom Eingang der Hauptpost bis zur Ecke Thomasstraße kämpfen die Fahrer der Velberter Taxi-Zentrale um den ihnen erst vor wenigen Wochen eingerichteten Taxistand. Denn genau den – fünf Stellplätze an der Zahl – machen ihnen seit dem Zwangsumzug vom Rathausplatz quer über die Straße die Autofahrer streitig. Täglich. Teils aus Unwissenheit, teils aus Gewohnheit, teils aus Bequemlichkeit und Ignoranz. Beleidigungen, Bedrohungen und Beulen sind an der Tagesordnung.

Im Sekundentakt kämpfen Taxi- und Privatfahrer um freie Stellplätze

„Sie wollen doch nicht wirklich hier halten, oder?“, fragt unser Fotograf eine Autofahrerin, die gerade dabei ist, ihr Fahrzeug im dritten Zug auf einem der fünf reservierten Taxiplätze abzustellen. Der gut gemeinte Tipp inklusive Hinweis auf die Politesse wird angenommen. Ein Einzelfall. „Dafür schmeißen Sie mir aber bitte eben den Brief ein?“ Machen wir, während schon der nächste Postkunde den Blinker setzt.

Im Sekundentakt kämpfen Taxi- und Privatfahrer um freie Stellplätze. Wer sich die Zeit nimmt zu blinken, hat meist schon verloren. Dabei ist die rechtliche Lage klar: Fünf Boxen, am Anfang und am Ende per Schild gekennzeichnet, stehen nur den Taxifahrern zu – absolutes Halteverbot.

„Es gibt täglich Ärger, wir müssen ständig beim Ordnungsamt anrufen“, erzählt Ulrich Heuer, Geschäftsführer der Taxi-Zentrale. Deren Vorstandsvorsitzender, Saras Punar, geht noch einen Schritt weiter: „Wir fühlen uns im Stich gelassen. Keiner von der Stadt will uns helfen.“

Die Stadt sagt, man arbeite bereits an einer Lösung. „Das Problem sehen wir natürlich auch“, so Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach. Es habe Ende Januar auch einen Ortstermin mit Vertretern der Taxi-Zentrale gegeben. Überlegt wurde, den Stand auf den Streifen gegenüber der Bushaltestelle „Postamt“ zu verlegen. Doch der Radweg und die Tatsache, dass die Taxis dort einen deutlich schlechteren, weil nicht so zentralen Standort hätten, sprachen dagegen.

Neue Lösung ist auch eine Frage der Kosten

Aktuell ist eine andere Lösung im Gespräch. Die Taxi-Zentrale hat der Stadt den Vorschlag unterbreitet, an die Flanke des Rathausvorplatzes (Friedrich-Ebert-Straße) zu ziehen, auf den Streifen, der in die Einfahrt zum Rathausinnenhof mündet.

„Wir prüfen das“, sagt Arnd Sulimma, Sachgebietsleiter Bereich Straße von den Technischen Betrieben Velbert. Vor allem die Kostenfrage müsse geklärt werden. Von etwa 15 000 Euro spricht Punar und weist noch einmal auf die Bedeutung eines zentralen Stellplatzes hin. „Der demografische Wandel führt sicher nicht dazu, dass wir weniger gebraucht werden. Der Velberter weiß, dass wir seit Jahrzehnten am Rathaus sind. Und er möchte das auch weiterhin.“ Geschäftsführer Heuer: „Wenn Millionen-Projekte in der Stadt umgesetzt werden, dann müssen auch mal ein paar tausend Euro für uns Taxifahrer möglich sein!“

Bis der Vorschlag geprüft und eine Lösung gefunden ist, wird der Wettstreit um die Parkplätze weiter gehen, besonders dann, wenn keine Politesse in Sicht ist. „Was ein Theater hier!“, schreit eine Frau aus dem Fenster, überdenkt ihr Vorhaben, sich auf den Taxiplatz zu stellen, fährt schimpfend davon. Die Lücke bleibt frei. Für das nächste Taxi. Oder für den nächsten Parksünder.