Velbert. „Bildung und Familie - was brauchen unsere Kinder?“ ist die Veranstaltung umschrieben, mit der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil gemeinsam mit RTL-„Super-Nanny“ Katharina Saalfrank in den kommenden Wochen im Wahlkampf punkten will. Auftakt war am Montag in Velbert.

Das kleine Bürgerhaus im bergischen Velbert ist am Montagabend mit rund 150 Leuten vollbesetzt, als RTL-«Super-Nanny» Katharina Saalfrank unter viel Applaus die Bühne betritt - dicht gefolgt von SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Es ist die erste gemeinsame Veranstaltung, mit der die SPD zusammen mit der nicht unumstrittenen TV-Fachfrau für Erziehungfragen beim Familienthema Bildung und Erziehung im Wahlkampf punkten will.

«Bildung und Familie - was brauchen unsere Kinder?» ist die Veranstaltung umschrieben, mit der Heil, Saalfrank und die Vorsitzende des Bundestagsausschusse für Familie, Kerstin Griese (SPD), in den kommenden Wochen insgesamt achtmal in fünf Bundesländern auftreten wollen, um die familienpolitischen Ziele der SPD an den Wählerschaft zu bringen.

SPD und RTL - kann das gut gehen?

Der nicht gerade für sein Bildungsprogramm berühmte Privatsender im Duett mit der «alten Dame» SPD bei wichtigen Fragen der Zeit auf einer Wellenlänge - kann das gut gehen? Heil nutzt das neue Wahlkampf-Format weniger, um selbst die Ansichten seiner Partei zu vermitteln. Stattdessen schlüpft er auf den Spuren von Alfred Biolek in die Rolle eines freundlichen SPD-Talkmasters, der Saalfrank als Expertin zu Erziehungsfragen - er verweist auf ihr Buch «Glückliche Kinder brauchen starke Eltern» - und seine Parteikollegin Griese interviewt und so die SPD-Positionen herausschält.

Kinderbetreuung, Studiengebühren, Medienkompetenz - all diese Themen werden im schnellen Wechsel in einer guten Stunde angerissen, aber über das Bekannte hinaus auch nicht sonderlich vertieft. Saalfrank merkt an, dass sie lieber von «Beziehung» statt von «Erziehung» spricht, weil letzteres «zu funktional» klingt. Und das im Leben mit Kindern Veränderungen zu Unsicherheiten führen.

Besucher kritisieren das „Super-Nanny“-Format

Auch Gewalt gegen Kinder wird zum Thema. «Wo fängt Gewalt an - und was macht sie mit den Kindern? Wird das Thema von den Medien aufgebauscht?» will Heil von Saalfrank wissen. Die sieht «psychischen Druck» als Schwelle - und unterstützt die SPD-Forderung nach mehr Eltern-Kind-Zentren, die bei der Betreuungsarbeit die Jugendämter entlasten sollen. Ihre Erfahrung mit dieser Behörde: «Wie es gute Bäcker gibt, gibt es auch schlechte Bäcker.» Und die Medien? «Es ist wichtig, das berichtet wird.»

In der Zuschauerdiskussion, die der SPD-Mann wegen der Wärme im Saal mit einem lockeren Aufruf an die Herren zum Jackett-Ausziehen einläutet, kommt den Bildungsthemen immer wieder die geäußerte Unzufriedenheit mancher Besucher mit dem «Super-Nanny»-Format in die Quere. Einige werfen dem Format vor, die Not von Kindern zu vermarkten. Heil nimmt seine Wahlkampf-Partnerin gegen diesen Vorwurf in Schutz: «Ich bin nicht der Meinung, dass da Menschen vorgeführt werden.» «Die Sendung verdient Respekt» sagt auch Griese. (ddp)