Velbert. Wie kann es leiser werden auf den Hauptstraßen? Vorschläge dazu gab es jetzt im Stadtplanungsausschuss. Hier ist es besonders laut in Velbert.

Verkehrslärm nervt nicht nur, er kann auf Dauer auch krank machen. Besonders betroffen sind Velberter, die eine Wohnung haben, die an einer der Hauptverkehrsachsen liegt. Hier überschreitet der Lärm tagsüber den Grenzwert von 70 Dezibel und nachts von 60 Dezibel. Ein Lärmaktionsplan soll helfen, die Belastung zu verringern, jetzt wurde dem Stadtplanungsausschuss die vierte Stufe des Plans vorgelegt. Dr. Roland Weinert vom Büro Brilon, Bondzio Wieser erörterte Maßnahmen, die den Verkehrslärm verringern könnten.

Überprüfung alle fünf Jahre

Im Jahr 2019 hat der Rat der Stadt den Lärmaktionsplan der Stufe 3 beschlossen. Laut Bundesimmissionsschutzgesetz muss der Plan alle fünf Jahre überprüft werden, Velbert hat damit das oben genannte Gutachterbüro beauftragt. Die im Lärmaktionsplan der 4. Stufe enthaltenen Maßnahmenvorschläge sind Handlungsempfehlungen bzw. Prüfaufträge für die verschiedenen Fachplanungen (z.B. Stadtplanung, Verkehrsplanung). Einen einklagbaren Anspruch auf Umsetzung besteht nicht, da die Maßnahmenvorschläge nicht rechtlich bindend sind.

Hier ist es in Velbert besonders laut

Besonders laut ist es in Velbert entlang der beiden Autobahnen A535 und A44 sowie entlang der Hauptverkehrsachsen Heiligenhauser Straße bis Langenberger Straße sowie von der Nevigeser Straße über die Friedrich-Ebert-Straße bis zur Kettwiger Straße. Mehr als 4000 Menschen sind demnach dauerhaft mehr als 70 Dezibel am Tag ausgesetzt.

Auch auf der Heiligenhauser Straße geht es laut zu. Der Lärm kann jedoch reduziert werden.
Auch auf der Heiligenhauser Straße geht es laut zu. Der Lärm kann jedoch reduziert werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Flugverkehr über Velbert

Flugverkehr spielt übrigens nach Aussage des Gutachters in Velbert schalltechnisch keine Rolle: „Auch wenn gelegentlich Flugzeuge im Anflug auf den Flughafen Düsseldorf am Himmel zu sehen und zu hören sind, sind deren Lärmimmissionen auf das Stadtgebiet von Velbert nicht relevant im Sinne der Umgebungslärmrichtlinie.“

Entlang der Heiligenhauser Straße

Entlang der Heiligenhauser Straße, Heidestraße, Rheinlandstraße schlagen die Gutachter den Einbau von lärmminderndem Asphalt vor, wenn die Straßendecke einst erneut werden muss. Mit den Herstellern von Navigationssystemen wurde vereinbart, dass der LKW-Verkehr mit Ziel Industriegebiet Röbbeck über A44 und A535 umgeleitet wird und nicht durch die Stadt fährt.

In Richtung Langenberg

Auch für die Verlängerung der Trasse auf die Langenberger Straße wird der Einbau von lärmminderndem Asphalt vorgeschlagen. Das könnte den Lärm um 0,5 bis 1,2 Dezibel senken. Als weitere Maßnahme könnte geprüft werden, ob eine Beschränkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h möglich ist, so die Gutachter. Mit dieser Maßnahme sei eine Minderung der Lärmbelastung um ca. 2,5 dB(A) möglich. „Allerdings sind dabei auch andere verkehrstechnische Aspekte zu berücksichtigen, denn die Langenberger Straße ist der Zubringer zur A 535 und hat damit eine maßgebende Verbindungsfunktion“, heißt es in dem Gutachten.

Unterschiedliche Tempobegrenzung

Auf der Werdener Straße bis zur Kettwiger Straße könnte ebenfalls neuer Asphalt hilfreich sein. Aber vor allem könnte eine Tempobegrenzung helfen. Denn während stadtauswärts Tempo 50 gilt, können in Richtung Velbert bislang 70 km/h gefahren werden. Eine Angleichung würde den Lärm geschätzt um 2 bis 3 Dezibel verringern.

Auch für den Bereich Friedrichstraße/Nevigeser Straße zwischen Berliner Straße und Nr. 149 werden eine Temporeduzierung und neuer Asphalt vorgeschlagen.

Anwohner berichten über laute Raser, die aus dem Tunnel Birth kommen. Hier könnte die Geschwindigkeit reduziert werden.
Anwohner berichten über laute Raser, die aus dem Tunnel Birth kommen. Hier könnte die Geschwindigkeit reduziert werden. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey www.luftbild-blossey.de

Raser aus dem Tunnel

Im Bereich des Autobahnkreuzes Velbert-Nord gibt es zwar keine gemessenen Lärmüberschreitungen, bei der Bürgerbeteiligung war aber mehrfach über Lärm durch Raser berichtet worden. Hier schlägt der Aktionsplan eine Tempobegrenzung am Ausgang des Birther Tunnels in Richtung Essen vor. Anders die Belastung links und rechts der A535 von Velbert Nord bis Velbert-Mitte. Hier sollte der Autobahn AG vorgeschlagen werden, Flüsterasphalt zu verlegen und eine Temporeduzierung zu prüfen.

Im Bereich Wülfrather Straße von Tönisheide nach Wülfrath wird ebenfalls eine Geschwindigkeitsreduzierung von 70 auf 50 km/h vorgeschlagen, auch sollte bei Sanierung lärmmindernder Asphalt eingebaut werden.

Tempo 40 vorgeschlagen

Und schließlich, auf der Friedrich-Ebert-Straße wird neben lärmminderndem Asphalt auch angeregt, eine Senkung des Tempos auf 40km/h zu prüfen. Das würde ein Dezibel weniger ergeben, allerdings geben die Gutachter zu bedenken, dass die Friedrich-Ebert-Straße eine „maßgebliche Verbindungsfunktion“ habe.

Häuser dämmen

An allen Straßen würde ebenso die Dämmung von Fassaden den Lärm für die Hausbewohner mindern. „Das ließe sich dann unter Umständen auch mit Fördermaßnahmen zur energetischen Sanierung verbinden“, so Roland Weinert vor dem Ausschuss.