Velbert. Ohne ihre Labradorhündin könnte die junge Frau kein normales Leben führen. Hazel begleitet Elin überall hin und erkennt, wann Elin in Gefahr ist.
Freundlich wuselt Hazel umher. Nach dem „Ok“ ihrer Halterin studiert sie neugierig die Umgebung. Wie ein ganz normaler Hund begrüßt sie andere Menschen und Hunde. Doch dieser Hund ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur wegen der Weste, die Hazel trägt.
Velberterin Elin kann dank Assistenzhund eigenständig leben
Denn Hazel ist der zweijährige Assistenzhund von Elin Gohlisch. Die junge Velberterin kann dank Hazel wieder am Leben teilhaben. Lange war das für die junge Frau nicht so.
Auf den ersten Blick wirkt die 20-jährige Velberterin wie eine normale, junge, gesunde Frau. Doch sie leidet an verschiedenen Krankheiten. Unter anderem an chronischer, therapierefraktärer Migräne mit und ohne Aura, Depressionen, funktionell neurologischen Krampfanfällen und weiteren dissoziativen Störungen.
Stress-Situationen sind für Elin besonders schlimm
Das beeinträchtigt Elin sehr. Gerade in Stress-Situationen übermannen sie die Krampfanfälle häufig. Dann ist sie hilflos, nicht mehr ansprechbar und auf medizinische Hilfe angewiesen. Ob und wann sich diese Situationen anbahnen, kann Elin oftmals nicht rechtzeitig einschätzen. Ihre Assistenzhündin Hazel aber spürt rechtzeitig, wann sich die Anfälle anbahnen.
Zuerst stupst sie Elin dann mit der Schnauze an, bis sie darauf aufmerksam wird. Sind die beiden unterwegs, führt Hazel sie sogar aus stressigen Situationen. „Dann wird sie unruhig, läuft Richtung Tür und wieder zu mir, bis ich aufstehe und sie mich dann herausführen kann.“ Damit ist Hazels Arbeit aber noch nicht beendet. Sie sucht einen Platz für ihr Frauchen, wo sie sich hinsetzen kann, oder aber – wenn das nicht vorhanden ist – zumindest einen Ort am Rand, der etwas abgelegen vom Trubel ist. Oft reicht das schon, dass Elin zur Ruhe kommt und wieder in den Alltag zurückfindet.
Assistenzhund warnt die Velberterin auch vor Migräne
Doch Hazel kann noch mehr. Auch vor Migräneanfällen warnt Hazel ihre Besitzerin. „Sie erkennt es meist 20 bis 30 Minuten bevor ich selbst es merke“. Dann legt sie ihren Kopf auf das Bein ihrer Besitzerin und drückt ihn fest auf den Oberschenkel. So erkennt Elin, dass sie Medikamente neben muss.
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„Dank Hazel kann ich wieder leben“, sagt Elin dankbar. So konnte die junge Frau sogar vor zwei Jahren ihre erste eigene Wohnung beziehen. Hazel weiß genau, wie sie für ihre Besitzerin da sein kann, wann und wie sie helfen kann. „Sie schirmt mich vor anderen Menschen ab und weckt mich auch aus Alpträumen“. Den letzten Krampfanfall hatte Elin im Dezember. So eine lange Zeit ohne einen Anfall hatte sie noch nicht. „Das habe ich Hazel zu verdanken“, freut sie sich und streichelt ihrer Hündin liebevoll über den Kopf.
Velberterin hat ihren Assistenzhund mit ausgebildet
Elin hat ihre Hazel gemeinsam mit einer Trainerin ausgebildet und dabei erneut entdeckt, wie viel Freude ihr die Arbeit mit Tieren bereitet. Vor kurzem konnten die beiden die offizielle Assistenzhundeprüfung erfolgreich absolvieren. Doch die junge Labradorhündin ist nicht nur ein Assistenzhund: Wenn Hazel merkt, dass es Elin gut geht, dann ist sie nicht im „Arbeitsmodus“ und ein ganz „normaler“ Hund. Dann legt sich in ihr Körbchen und lebt ein ganz normales Hundeleben.
Jetzt möchte die junge Frau noch selbstständiger werden, eine Ausbildung machen. Doch das ist für sie mit ihren Krankheiten nicht ganz so leicht. Am liebsten „möchte ich eine Ausbildung zur Hunde- und Assistenzhundetrainerin beginnen“. Die Kosten von 8500 Euro aber muss sie privat zahlen. Geld, dass Elin derzeit nicht hat. Eben weil sie nicht, wie andere junge Menschen in ihrem Alter, einfach jobben gehen kann.
Velbertin möchte Ausbildung beginnen
Die Gefahr, einen Krampfanfall zu bekommen, ist dabei viel zu hoch und auch ist Hazel, die Elin in jeder Lebenssituation begleitet, nicht bei jeder potenziellen Arbeitsstelle gern gesehen . Die Online-Ausbildung zur Trainerin, so hofft die Velberterin, lässt sich gut mit ihrem Alltag, der voller Arzt- und Therapietermine ist, verbinden. „Ich kann dann lernen, wenn ich Zeit habe“, sagt sie. Das bietet ihrer eine Entstressung und vor allem die Möglichkeit das zu machen, was ihr am meisten Freude bereitet.
Hilfe für Hazel und Elin
Wer Elin Gohlisch dabei unterstützen möchte, dass sie ihre Ausbildung beginnen kann, hat die Möglichkeit sie bei ihrem Spendenaufruf bei Go-Fund-Me zu unterstützen.
Wer mehr über Hazel und Elin erfahren möchte, kann den Beiden auf Instagram folgen. Dort heißen sie assistenzhund.hazel.
Einen kleinen Einblick, wie Elin mit Hunden trainiert findet man auf hundetraining.hazel.
„Ich möchte anderen Mensch-Hunde-Teams helfen, entspannt durch den Alltag zu kommen“. Ich durfte selbst erleben, wie ein Assistenzhund das Leben mit chronischen Erkrankungen verändern kann und möchte dies auch anderen ermöglichen.“
Aufmerksam machen
Zudem möchte Elin mit ihrer Geschichte auf Assistenzhunde aufmerksam machen. Schon 2019 setzte sich Kerstin Griese gemeinsam mit den „Pfotenpiloten“ dafür ein, dass Velbert eine Assistenzhunde-freundliche Stadt wird. „Assistenzhunde willkommen“, müsste dann an öffentlichen Einrichtungen stehen. Doch Elin Gohlisch bedauert: „Das findet man hier einfach nicht.“ Sie selbst darf Hazel überall hin mitnehmen, in einige Supermärkte, bei Behörden und auch im Klinikum war der Assistenzhund auch schon willkommen, als er noch in der Ausbildung war.
Doch auch mit gesetzlich bestimmten Zutrittsrechten, die ein geprüfter Assistenzhund hat, bleibt der Zutritt oft ein Problem. „Selbstverständlich ist das leider nicht für alle, die auch einen Assistenzhund haben“. Durch weitere Aufklärungsarbeit, versuchen deutschlandweit die Assistenzteams dies zu ändern.