Langenberg. Der Bücherstadtverein nimmt Spenden entgegen, zum Beispiel aus Haushaltsauflösungen. Ein Besuch im Lager an der Donnerstraße.
Es riecht nach Papier und Druckerschwärze, Kartons stapeln sich, überall auf den Tischen liegen Bücher: große und kleine, Taschenbücher und solche mit festem Einband, Klassiker und Populärliteratur. Willkommen im Lager des Bücherstadt-Vereins an der Donnerstraße. Hier sammeln die Ehrenamtlichen, was ihnen so an Bedrucktem gebracht wird - und sortieren Buch um Buch in die vielen Regale ein.
Drei Räume stehen dem Verein hier zur Verfügung: zwei dienen als Lager, der dritte als Annahmestelle. „Hier“, sagt Ruth Scharf und weist den Weg in den hinteren Teil des Erdgeschosses, „haben wir Bücher mit Hardcover.“ Ganze Lexikon-Sammlungen stehen da, schmuck eingebunden. „Sieht schön aus“, sagt die ehrenamtliche Helferin, „aber leider werden wir die nicht so richtig los“.
Sammelbände nimmt kaum noch jemand ab
Gleiches gelte für andere Sammelbände. „Anfangs haben wir gesagt, dass wir die nur als Ganzes abgeben. Doch davon sind wir inzwischen weg.“ Lieber einzelne Bücher verkaufen, als gar keine. Aber warum will niemand „Meyers Lexikon“ oder den Brockhaus haben? „Die nehmen viel Platz weg“, sagt Ruth Scharf. „Und seien wir doch mal ehrlich: Da schaut doch kaum jemand wirklich noch rein.“
Anders sieht es mit Unterhaltungsliteratur aus. „Die geht gut. Auch Sachbücher im Bereich Philosophie oder Geschichte.“ Und davon gibt es genug: Krimis aus Schweden oder England, Thriller aus den USA - all das lagert hier und wird dann entweder über die Bücherquelle an der Kamper Straße oder auf den regelmäßig stattfindenden Märkten in der Altstadt verkauft.
Wer mag, kann auch Fremdsprachiges bekommen
Weiter geht die Führung: Im Hintergrund ist ein ganzes Regal ausländischen Autoren gewidmet. Hier finden sich allerdings nur die deutschen Übersetzungen. Aber es gibt auch Originalausgaben: Zwei Regale voll mit englischsprachiger Literatur, einen Bereich mit Werken auf Französisch - und sogar einen Schrank, in dem Bücher mit kyrillischen Schriftzeichen ordentlich nebeneinander aufgereiht sind.
„Wir wussten erst gar nicht, was das für Bücher sind - und ob wir die überhaupt annehmen sollten“, erzählt Ruth Scharf. Schließlich könne keiner der Ehrenamtlichen Russisch. Nicht, dass die Bücher hinterher dubiose Inhalte vermittelten. Hilfe gab es von einem befreundeten Lehrer, der an einer Hattinger Schule unterrichtet hat. „Er kann Russisch und hat uns dann gesagt, dass es sich um Schulbücher handelt. Harmlos also“, sagt Ruth Scharf. Nur: Wer diese Bücher einmal kaufen soll, das ist ihr ein Rätsel.
Sechs Ehrenamtliche helfen im Lager
Zurück im Sortierraum, in dem die fünf Herren aus dem Team gerade wieder (ein)sortieren, was nach dem Büchermarkt vom Wochenende übrig geblieben ist. „Wir bekommen immer wieder neues Material“, erläutert Bernd Rier. Er ist so etwas wie der Chef im Lager - sagt zumindest Ruth Scharf. Und der Rest nickt bestätigend. Auch wenn der Angesprochene das nicht ganz so gerne hört.
„Wenn jemand stirbt oder ins Altenheim umzieht, dann tun sich Familien oft schwer damit, Bücher auszusortieren und wegzuwerfen“, sagt der ehemalige Lehrer des Langenberger Gymnasiums. „Die kommen dann lieber zu uns und sind froh, wenn wir ihnen alles abnehmen.“ Früher, sagt er, hätten die Mitarbeitenden auch mal geholfen und Bücher abgeholt. Inzwischen aber sei das Lager so gut bestückt, dass der Verein diesen Service nicht mehr anbietet.
Bücherschränke und Online-Angebot
Nicht alles, was an der Donnerstraße landet, findet hinterher auch den Weg in die Bücherquelle oder auf einen der Büchermärkte. Andreas Melzer beispielsweise nimmt immer mal wieder einzelne Schmöker mit, die eigentlich aussortiert worden sind (etwa, weil das Buch doppelt vorhanden ist) und bestückt damit öffentlich zugängige Bücherschränke in der Umgebung.
Und anderes landet tatsächlich im Internet. „Aber nur ganz ausgewählte Stücke“, betont Ruth Scharf. „Bücher, bei denen wir davon ausgehen, dass sie auch wirklich Geld bringen.“ Darum kümmert sich Christian Marx, dessen Frau Isolde Vorsitzende des Bücherstadtvereins ist. Und die erläutert die Idee dahinter: „Wir brauchen als Verein natürlich auch Geld, um etwa die Miete für die Bücherquelle zu bezahlen.“
Daher kommen besondere Bücher eben online auf den Markt. „Aber“, unterstreicht Isolde Marx, „jeder, der etwas von uns geschickt bekommt, erhält gleichzeitig eine Einladung, uns auch persönlich zu besuchen.“ Schließlich sei die Idee der Bücherstadt ja, die Menschen nach Langenberg zu holen.
Das Lager des Bücherstadtvereins
Das Lager an der Donnerstraße 13 (Zugang direkt am Parkplatz) öffnet jeden Montag zwischen 9.30 und 12 Uhr. In dieser Zeit können Bücher abgegeben werden. In der Bücherquelle an der Kamper Straße erfolgt keine Annahme.
Im Lager helfen derzeit sechs Ehrenamtliche: Neben Ruth Scharf, Bernd Rier und Andreas Melzer sind das noch Konrad Schulke, Rainer Kania und Thomas Henning.
Weitere Informationen zum Verein gibt es auf www.buecherstadt-langenberg.de, Kontakt zum Verein entweder per Mail an marx@buecherstadt-langenberg.de, telefonisch unter 02052 925714 oder persönlich in der Bücherquelle bzw. im „Im Honnes“ an der Hellerstraße 12.